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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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ruhig zu bleiben, auch wenn er sich bei Bjarneys entrüsteter Reaktion an das Umherstelzen eines eitlen Gockels erinnert fühlte. Er kam sich wie ein Zirkusakrobat vor, der auf einem dünnen Hochseil balancierte. Obwohl sie sich zwei Tagesritte weit vom nächsten Gehöft entfernt befanden, war ihm Skorradalur kaum jemals so isoliert erschienen. Doch während er sich einerseits nicht anmerken lassen wollte, wie beunruhigt er tatsächlich war, durfte er die Sache andererseits auch nicht zu leichtfertig abtun, um nicht den Eindruck zu erwecken, er würde den Ernst der Lage unterschätzen.
    »Es ist passiert, weil uns jemand heimtückisch in den Rücken gefallen ist«, erklärte er. Bjarney schaffte es immer noch, ihn allein durch seine Anwesenheit wütend zu machen. Es passiert immer häufiger, meldete sich eine innere Stimme in seinem Kopf zu Wort. Der Vergleich mit dem Dämon, den er tags zuvor angestellt hatte, war nicht ganz zutreffend. Es war vielmehr so, als hätte er eine Art defekten Druckkessel in sich, in dem sich seine Wut unablässig aufbaute, um sich schon bei der kleinsten Störung des normalen Tagesablaufs in einer verheerenden Eruption zu entladen. Wie bei einem Geysir, der immer wieder heftig ausbrach, weil er kein Sicherheitsventil besaß, durch das der Überdruck gleichmäßig entweichen konnte.
    In der Zwischenzeit war Orn eingetroffen, und auch Arnbjorn kehrte wieder zurück.
    »Wir müssen diese Vandalen bestrafen«, verlangte Orn. »Mit dem, was sie getan haben, gefährden sie unser aller Leben.«
    »Mag sein«, erwiderte Ragnar. Auch wenn es ihm in die Karten spielte, dass seine Nachbarn wütend auf Bera und Allman waren, musste er ihren Zorn unter Kontrolle halten.
    »Da gibt es kein ›Mag sein‹!« Orn war auf seine eigene zurückhaltende Art so aufgebracht, wie ihn Ragnar nur selten erlebt hatte. Es dauerte ziemlich lange, bis er überhaupt in Rage geriet, aber im Gegensatz zu Ragnar explodierte seine Wut nicht plötzlich, sondern kochte lange unter der Oberfläche.
    »Wie viele Arbeiter könnt ihr entbehren?«, fragte Ragnar in die Runde.
    »Nicht einen«, entgegnete Bjarney. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Was hast du vor?«
    »Wir wissen, wer es getan hat und wohin sie unterwegs sind – zumindest ungefähr«, sagte Ragnar. »Ich schlage vor, das jeder von uns einen Arbeiter in Skorradalur lässt. Sie werden mit den Frauen und Yngi hier bleiben und den verschwundenen Speicherkristall suchen. Sollte einer von euch kurzfristig irgendetwas benötigen, während wir fort sind, können sich eure Frauen damit an Hilda wenden. Sie werden sich schon irgendwas einfallen lassen, schließlich sind sie nicht dumm. Aber abgesehen von diesen drei Arbeitern und Yngi bilden wir Männer ein Aufgebot und bringen diese Halunken zur Strecke.«
    Er zog einen Schlüssel hervor, öffnete einen glasverkleideten, sorgfältig abgeschlossenen Waffenschrank und entnahm ihm ein langläufiges Gewehr. »Wir benutzen diese Waffen nicht allzu häufig«, sagte er dabei leise. »Die Patronen sind zu kostbar, und die raue Witterung würde den Gewehren schon bald hart zusetzen. Daran, dass ich sie jetzt aus dem Schrank hole, könnt ihr sehen, wie ernst ich es nehme, wenn irgendjemand das Leben unserer Familien gefährdet.«
    »Uns genügen die Schwerter zur Selbstverteidigung«, stimmte ihm Thorbjorg zu. »Gegen wen auch immer.«
    »Was ist, wenn sie den Kristall nicht finden können?«, wollte Arnbjorn wissen.
    »Dann bestücken wir das Katapult mit einer Nachrichtenkapsel und schicken sie den Norns mit der Bitte um einen neuen Speicherkristall«, sagte Ragnar.
    Er sah die Entschlossenheit in den Gesichtern seiner Leute, und da wusste er, dass er sie fest im Griff hatte. »Wir werden ihnen so oder so eine Kapsel schicken. Um sicherzustellen, dass Skorradalur nicht länger als unbedingt nötig isoliert bleibt.«
    Und für den Fall, dass Steinar irgendetwas unternehmen sollte, während wir weg sind, dachte er, teilen wir den Norns mit, dass wir bedroht worden sind und jederzeit gezwungen sein könnten, Hilfe herbeizurufen. Setzen wir sie etwas unter Druck – sofern man Maschinen überhaupt unter Druck setzen kann.
    »Also los«, sagte er laut zu Arnbjorn. »Lass uns keine Zeit mehr verlieren und unsere Vorbereitungen treffen.«
    Und dann, Herr Utlander, fügte er in Gedanken hinzu, jage ich dich notfalls bis ans Ende der Welt.

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    Du warst schon sicher, dass dein Ende gekommen wäre, als der Andere das

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