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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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Selbstwertgefühl war. »Ohne dich wäre ich nie so weit gekommen.«
    »Während du und Ragnar euch auf die Brust getrommelt habt, habe ich schon die ersten Reisevorbereitungen getroffen«, sagte sie verschmitzt.
    »Du hättest mir ruhig etwas davon verraten können«, knurrte Karl mit gespieltem Groll.
    Bera lächelte. »Damit hätte ich dir nur die Überraschung verdorben. Und wozu hätte das gut sein sollen? Ragnar wäre bestimmt misstrauisch geworden, wenn du aufgehört hättest, ihm die Ohren vollzujammern. So hast du ihn abgelenkt, während ich in Ruhe meine Vorbereitungen treffen konnte.«
    »Reizend«, erwiderte Karl. »Warum begleitest du mich dann überhaupt?« Es war eine Frage, die er ihr seit ihrem Aufbruch schon mehrfach hatte stellen wollen, sobald sich ihm eine geeignete Gelegenheit bieten würde. Nun, da sie entspannt lachte und scherzte, schien ihm dieser Moment gekommen zu sein.
    »Weil du ohne mich nicht einmal zehn Kilometer geschafft hättest.«
    »Richtig«, räumte er ein, »aber was hast du davon?«
    »Hier draußen kann ich sein, wer ich sein will«, erwiderte Bera. »Nicht die, die ich nach Meinung von Ragnar und seinen Leuten sein soll.« Sie ergriff das Gewehr. »Hätte ich Ragnar vorgeschlagen, mich einen Felsfresser schießen zu lassen, wäre ihm glatt das Gehirn implodiert. Und jetzt lass uns auf die Jagd gehen!«
    Da das offensichtlich die einzige Begründung war, die er von ihr als Antwort erhalten würde, beschloss er, es vorerst dabei bewenden zu lassen. Bera würde sich ihm öffnen, sobald sie dazu bereit war.
    Sie zielte sorgfältig und erlegte einen Felsfresser am Rande der gewaltigen Herde mit einem einzigen Schuss. Er kippte wie vom Blitz getroffen, und auf seiner weißen Brust breitete sich ein blauer Fleck aus. Seine Artgenossen stoben in alle Himmelsrichtungen auseinander. »Ihr Gehirn befindet sich nicht in ihren Köpfen, sondern in ihren Körpern, was die Jagd auf sie erleichtert«, erklärte Bera. »Die kleinen Köpfe zu treffen wäre sehr viel schwerer.« Sie ging zu dem toten Tier, zog ein Messer hervor, ließ sich in die Hocke nieder und begann, den Kadaver zu zerlegen.
    »Ich dachte, du hättest gesagt, dass ihr Fleisch giftig ist«, sagte Karl. Sein Magen verkrampfte sich, während er Bera bei der Arbeit zusah. Es war ihm mittlerweile gelungen, sich mit dem Essen von Fleisch abzufinden, so lange er die Herkunft dieses Nahrungsmittels ausblenden konnte. Bera beim Zerteilen des Felsfressers zuzusehen, nun, das war da alles andere als hilfreich.
    »Ist es auch, jedenfalls wenn man viel davon über einen längeren Zeitraum isst«, erwiderte Bera, ohne aufzublicken. »Wenn du aber nur wenig isst, sagen wir eine kleine Portion einmal pro Woche, würdest du wahrscheinlich nur ein bisschen Bauchschmerzen bekommen.«
    »Es wäre sogar möglich, dass meine Nanophyten die Toxine neutralisieren könnten«, überlegte Karl laut. Sofern ich das Zeug überhaupt runterbringe, fügte er in Gedanken hinzu.
    Diesmal sah Bera auf. »Wirklich?«
    »Vielleicht.«
    Vor Gamasol tat sich eine der seltenen Wolkenlücken auf. Karl ignorierte die Kälte und zog sein Hemd aus, um die Strahlung zu absorbieren. Er bemerkte, dass Bera ihn dabei betrachtete, und als sie sich dessen bewusst wurde, errötete sie und wandte schnell den Blick ab. »Auf diese Weise können wir sehr viel mehr Proviant einsparen«, sagte er, um das plötzliche unbehagliche Schweigen zu brechen.
    »Aber je weiter wir nach Süden kommen, desto schwächer wird das Sonnenlicht werden, und je länger unsere Reise dauert, desto tiefer wird der Winter. Du wirst also gleich in zweifacher Hinsicht immer weniger von den Sonnenstrahlen profitieren können.«
    Wie meistens hatte sie recht. Es geschah viel zu häufig, dass sie die Schwachpunkte in seinen Ideen aufdeckte. Diese Leute sind nicht dumm, nur weil sie unter primitiven Bedingungen leben, dachte Karl. »Aber es wird helfen.« Er warf einen flüchtigen Blick auf die glibbrigen Steaks, die Bera zurechtschnitt. »Da ist ja viel mehr Fett als Fleisch dran.«
    »Auf Isheimur braucht man viel Fett, Kollege Raumfahrer.«
    »Wenn du das sagst.« Karl sog weiter die Sonnenstrahlung in sich auf und versuchte, dabei wachsam zu bleiben, damit er sich nicht ganz so nutzlos fühlte. »Die Felsfresser haben wirklich kleine Ohren«, stellte er fest.
    »Das reduziert ihren Wärmeverlust.« Da sich Bera offensichtlich darauf konzentrierte, sich nicht zu schneiden, hielt Karl den Mund und

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