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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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Höhe. »Trockenfrucht mit hohem Zuckeranteil«, beantwortete sie Karls fragenden Blick. Die Pferde trotteten gehorsam zu ihr, während Karl den Proviant auspackte, den sie am vergangenen Abend mit viel Zeitaufwand in einzelne Portionen unterteilt hatte. »Wir haben nicht viel zu essen«, hatte sie dabei erklärt, »aber so wissen wir zumindest, wie lange wir damit auskommen. Ich schätze, dass es etwa zwanzig Tagesrationen sind.«
    Karl war zwar skeptisch, andererseits aber hatte er sich auch getäuscht, was die Pferde betraf, wie er widerwillig einräumen musste. »Willst du sie nicht irgendwo anbinden?«, hatte er sie gefragt, als Bera die Tiere einfach sich selbst überließ.
    »Sie werden sich nicht weit von uns entfernen«, hatte sie geantwortet. »Hier draußen wächst kaum etwas Essbares für sie, was sehr schade ist. Ich hatte gehofft, es würde hier Weideland geben. Sie können nur ein bisschen von den einheimischen Pflanzen fressen, bevor sich die Toxine zu stark in ihrem Organismus anreichern. Aber wir führen Heu und Kraftfutter in den Packtaschen mit uns, und solange ihnen das einheimische Heidekraut oder Riedgras nicht direkt vors Maul gerät, werden sich die faulen Viecher nicht weit von uns fortbewegen. Sie sind schließlich nicht dumm.«
    Sie hatte recht behalten, wie Karl jetzt sah, während er die Pferde betrachtete. Die Ponys standen über den Satteltaschen mit einem, wie er fand, vorwurfsvollen Gesichtsausdruck, als wollten sie sagen: Kommt schon, füttert uns endlich! Wir sind am Verhungern!
    »Felsfresser«, sagte Karl und deutete auf die Scharen weißer Wollknäuel, die gemächlich über die Hügel zogen. Er kniff die Augen zusammen und schaltete auf Fernsicht um. »Einige sehen so aus, als hätte sie irgendetwas verletzt.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Bera verwundert, während sie in die Richtung der Tiere spähte. »Wenn du recht hast, ist das kein gutes Zeichen. Wo Felsfresser sind, treiben sich automatisch auch Snolpelze herum. Die Snolpelze greifen sie an, verwunden sie nur und warten dann einfach ab, bis sie verblutet sind, wobei der Schnee als Gefrierschrank dient. Wir sollten also vorsichtshalber davon ausgehen, dass Snolpelze und andere Raubtiere in der Nähe sind.«
    »Und ihr Fleisch ist ungenießbar?«, fragte Karl. »Es muss wirklich grauenhaft schmecken, wenn sogar solche Typen wie ihr das sagt«, fügte er scherzhaft hinzu.
    »Es wirkt toxisch, wenn man es über einen längeren Zeitraum hinweg isst. Wie lange, variiert von Person zu Person. Deshalb essen wir es nicht gern, solange wir es irgendwie vermeiden können, weil wir uns damit allmählich vergiften würden.«
    »Klingt logisch«, kommentierte Karl.
    Der Boden erzitterte, während sie auf ein paar Bissen kaltem Trockenfleisch herumkauten. Karl bemerkte, dass Bera ihn sorgfältig beobachtete. Er beschloss, das Beben nicht zu erwähnen, solange sie es nicht tat. Mittlerweile hatte er sich beinahe an das fast unablässige leichte Zittern der Erde gewöhnt, doch dieses schien etwas stärker als sonst auszufallen.
    »Was ist los?«, fragte er und tat so, als müsste er sich Fett vom Kinn wischen, aber Bera regierte nicht auf seinen müden Scherz.
    »Du warst gestern Nacht wieder sehr unruhig«, sagte sie. Sie erschauerte. »Das jagt mir Angst ein.«
    Karl verspürte ein Frösteln, das nicht von der kalten Morgenluft herrührte. Er hatte den Eindruck gehabt, in Anbetracht des felsigen Untergrunds überraschend gut geschlafen zu haben. Allerdings war er einige Meter von der Stelle erwacht, an der er eingeschlafen war. In letzter Zeit kamen ihm immer wieder ein paar Stunden abhanden.
    »Einige Leute in Skorradalur halten dich für besessen«, platzte es aus Bera hervor.
    »Du meinst, so wie von einem Geist?« Karl gab sich keine Mühe, seine Skepsis zu verhehlen.
    »Wäre doch möglich«, erwiderte Bera. »Schließlich stammst du aus einer fremden Kultur. Vielleicht sind Geis ter bei euch ja etwas ganz Gewöhnliches.«
    »Nein«, sagte Karl mit Nachdruck. »Das sind sie nicht.«
    »Ich denke nicht, dass Ragnar dich wirklich für besessen gehalten hat, aber er hat so getan, um einige von seinen Leuten nicht vor den Kopf zu stoßen.«
    Karl schüttelte den Kopf. »Unglaublich.«
    »Ragnar und ich haben gehört, wie du Hochisheimurisch gesprochen hast. Du hast über Dinge schwadroniert, von denen du später, als ich dich danach gefragt habe, angeblich überhaupt keine Ahnung hattest. Also musst du entweder gelogen haben, oder

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