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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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»Nicht ohne Andri zu treffen!«
    Ragnar und Orn sprangen aus dem Sattel, Ragnar mit gezogenem Schwert, Orn mit seiner Streitaxt. Doch Ragnar sah bereits eine Blutfontäne aus Andris Kehle spritzen, kaum dass seine Füße den Boden berührten, als der Troll die Halsschlagader des Knechts erwischte. Er ließ sein Schwert heruntersausen. Witwenmacher grub sich mit einem dumpfen Geräusch in den Hals des Trolls, auch wenn das zottige Fell der Kreatur dem Hieb einen Teil seiner Wucht raubte.
    Der Troll kreischte, als Ragnar ihm einen Fuß auf die Brust setzte, um das Schwert wieder freizubekommen, während Orn ihm fast gleichzeitig seine Streitaxt in den breiten Rücken schlug und ihm einen weiteren Schrei entlockte. Ragnar stieß einen anderen Knecht, der ihm zu Hilfe eilen wollte, aus dem Weg, um dem Troll die Klinge in den Hals bohren zu können, riss das Schwert wieder zurück und ließ es mit aller Kraft herumfahren. Die Klinge grub sich seitlich in den Hals des Trolls und trennte ihm den Kopf von den Schultern.
    Keuchend rangen die Männer um Atem. Der Kampf hatte keine Minute gedauert.
    »Es muss verrückt geworden sein, dass es uns einfach so angreift!«, stieß einer der Gehilfen hervor.
    »Wahrscheinlich war … er krank … und konnte deshalb … nicht mehr jagen«, erwiderte Arnbjorn schwer atmend.
    »Jao«, sagte ein anderer Knecht. »Jedermann weiß, dass die Trolle berüchtigt dafür sind, sich in Menschenfresser zu verwandeln, wenn sie zu alt werden oder verletzt sind und nicht länger Jagd auf ihre eigentliche Beute machen können, wie Felsfresser, Drachen oder andere einheimische Tiere.«
    Ragnar ignorierte den geschwätzigen Trottel und legte seinem Sohn, der hilflos ins Leere starrte, tröstend eine Hand auf die Schulter. »Ich konnte keinen zweiten Schuss abfeuern, weil ich dich sonst vielleicht getroffen hätte«, murmelte Arnbjorn.
    »Gräm dich nicht, Junge«, sagte Ragnar. Er packte den Kopf des Trolls an den Haaren, hob ihn in die Höhe und stimmte einen Schlachtgesang an.
    »Ruchloser Schafstöter, Seelendieb,
    nie mehr beschmutzt du unser heiliges Land.
    Orn Axtschwinger stand Schulter an Schulter
    mit Ragnar Trollschlächter,
    und die erschlugen dich mit tödlicher Hand!«
    Seine Männer stießen raue Triumphschreie aus, als er den Kopf des Trolls in die Luft warf. »Ein Arschloch weniger, das unsere Schafe umbringen kann!«, rief er. »Lass uns jetzt ein würdiges Begräbnis für deinen Knecht abhalten, Bjarney, wie es sich für einen so tapferen Burschen geziemt. Auch wenn die Alten Götter wissen, dass wir uns bei der Verfolgung dieser Verbrecher eigentlich keine Zeitverschwendung leisten können.«
    Sie betteten Andris Leichnam auf offenes Gelände und verbrachten Stunden damit, Moos von den Felsen zu rupfen, wobei sie sich die Finger blutig schürften, bis sie Krämpfe in den Händen hatten. Erst nachdem sie auch das letzte Stückchen Flechten von den Felsen entfernt hatten, die jetzt nackt im Nieselregen matt glänzten, und die Körper von Mensch und Troll vollständig mit Moos bedeckt waren, hielten sie wieder inne.
    Es hatte Ragnar zwei Tage gekostet, alle Vorbereitungen für die Verfolgung zu treffen, und nur zwei weitere Tage, um bereits den ersten Mann zu verlieren.
    Orn richtete sich ächzend auf. »Ist dir aufgefallen, dass der Troll nicht einen Fetzen Kleidung am Leib getragen hat? Er war nicht mehr als ein wildes Tier, ganz egal, was die alten Berichte behaupten. Es war falsch von unseren Vorfahren, sich so viele Gedanken über dieses Ungeziefer zu machen.«
    »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für solche Plau dereien«, sagte Ragnar. »Wir werden den Namen von …« – er sah zu Bjarney hinüber, der ihm den Namen seines Knechts nannte – »… mit auf die Liste von Allmans Verbrechen setzen.« Er zog eine der kostbaren Hochtemperaturfackeln aus der Satteltasche seines Pferdes. »Thor und Wotan, wir übergeben diesen Krieger eurer Obhut und schicken euch den Körper seines Feindes mit, solltet ihr den Wunsch verspüren, weitere Kämpfe mit der Bestie auszufechten.«
    Dann rezitierte er:
    »Heil dir, Andri Schildträger!
    Sohn von Thorrin,
    Vernichter der Trolle,
    Hüter der Herden,
    Tapferster der Tapferen,
    fahre auf nach Walhalla!«
    Ragnar entzündete die Fackel, die einen Moment lang unregelmäßig flackerte, bevor sie in einem gleißenden Weiß zu lodern begann. Er schob sie unter das feuchte Moos, bohrte sie in den Körper des Trolls und hielt sie so lange fest,

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