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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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Nachwirkungen von … was? Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was vor dem Angriff der Hunde geschehen war.
    Bera beobachtete ihn wachsam, die rechte Hand am Kolben des Gewehrs, den Lauf auf die Linke gestützt, den rechten Zeigefinger um den Abzug gekrümmt. »Das Ding verschießt Teilmantelgeschosse.« Ihre Stimme klang beherrscht, bis auf ein kaum wahrnehmbares Zittern am Ende des Satzes. »Wenn dich eine Patrone trifft, explodiert sie. Das gibt eine schlimme Sauerei, hält einem aber so ziemlich alles vom Leib. Deshalb konnte ich auch den Felsfresser so leicht mit einem einzigen Schuss erlegen.«
    Karl erkannte die unmissverständliche Warnung. »Bera«, sagte er hilflos, »ich habe keine Ahnung, was vorher passiert ist. Ich …«
    »Was passiert ist, Karl«, erwiderte Bera heiser, »ist, dass du einmal mehr durchgedreht bist. Du hast mich wieder Iokaste genannt und dann versucht, mich …«
    »Das war nicht ich! «, rief Karl hastig. Oder etwa doch?, fragte er sich. Ist es das, was aus mir wird, wenn ich das Bewusstsein verliere?
    »Du hast irgendwas von Tie-reh-sie-ass gefaselt. Dann hast du mich wieder Iokaste genannt und gesagt, dass du dir diesen Tie-reh-sie-ass vornehmen würdest. Ich habe dich mit dem Kopf auf den Boden geschlagen, bis du kurz ohnmächtig geworden bist.«
    Karl schüttelte resigniert den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Ich hatte gedacht, ich wäre allen Männern entkommen, die mich für eine leichte Beute halten, aber du bist kein bisschen besser. Wie sollen wir so weitermachen? Was, wenn du wieder einen dieser Anfälle hast, und ich falle in einen Felsspalt, oder die Hunde kommen zurück? Oder wir werden von Snolpelzen angegriffen?« Bera wischte sich über die Wange, die feucht glänzte.
    »Ich … du hast recht«, sagte Karl leise. »Wir sollten zum nächsten Gehöft reiten und uns dort stellen. Ich werde gestehen, dass ich dich entführt habe.«
    »Dann würden sie dich garantiert hängen.« Bera schüttelte den Kopf. Sie stieß einen lang gezogenen Seufzer aus und starrte zu Boden. »Wir sollten heute unser Lager gleich hier aufschlagen«, fuhr sie schließlich mit dumpfer Stimme fort. »Wir benutzen eine der Fackeln, um aus den Hundekadavern ein Feuer zu machen. Die Dinger gehen uns zwar langsam aus, aber was soll’s.«
    Karl befolgte wortlos Beras knappe Anweisungen und klaubte Moos zusammen, während er sich fragte, was Ragnar gerade tat, ob der Gothi sie tatsächlich jagte. Natürlich tut er das, dachte er. Es ist deine Schuld, dass er vor seinen Leuten wie ein Trottel dasteht, und das kann er dir unmöglich durchgehen lassen.
    Die Pferde waren beim Angriff der Hunde davongelaufen. Bera fing sie wieder ein und half Karl dann, Brennmaterial zu sammeln, immer noch schweigend. Sie benötigten mehr als eine Stunde, bis sie genug Moos und dürres Gestrüpp gefunden hatten, um die Kadaver damit bedecken zu können.
    »Wo sind die Hunde hergekommen?«, fragte Karl irgendwann.
    Zuerst ignorierte Bera seine Frage. Du hast kein Recht zu erwarten, dass sie dich jemals wieder einer Antwort würdigen wird, dachte Karl.
    »Wahrscheinlich Streuner, die von Steinars Hof entlaufen sind und sich dann weiter vermehrt haben«, erwiderte sie schließlich tonlos. »Wenn die einheimischen Gifte sie nicht umbringen, können sie zu einer richtigen Plage werden. Deshalb tötet Papa … Ragnar normalerweise alle überzähligen Welpen.«
    Sie entfachte das Feuer mit einer der kostbaren Fackeln. »Halte das mal für mich«, sagte sie und drückte Karl ein großes Fell in die Hand. »Und sieh nicht hin. Ich werde meine nassen Klamotten gegen trockene eintauschen.«
    Nachdem sie sich umgezogen hatte, hockten sie schwei gend dicht vor dem Feuer. Unter anderen Umständen hätte Karl die Wärme nach all den bitterkalten Nächten in vollen Zügen genießen können, jetzt aber fühlte er sich nur mutlos und niedergeschlagen.
    Nach einer Weile wurden seine Augen schwer, und da spürte er, wie etwas in ihm erwachte.
    Wir sind Loki, sagte eine Stimme in seinem Kopf.
    Was willst du?, fragte Karl stumm.
    Einen Waffenstillstand mit dir vereinbaren.

12
    12
    »Bera«, sagte Karl. »Woran kannst du erkennen, dass Loki die Kontrolle über mich übernommen hat?«
    Sie saßen an den Überresten des Feuers. Bera hatte ihre feuchten Kleidungsstücke so nahe um das Feuer herum drapiert, wie sie es wagte, und ein schwacher Geruch von angesengtem Stoff erfüllte die Luft. Sie

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