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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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einmal genug Zeit, um mich darüber zu unterrichten, geschweige denn den gesamten Inhalt seiner Datenbänke in mich zu überspielen. Deshalb besteht Loki zum größten Teil aus Dateien und Programmen. Aber ohne die übergeordnete Persönlichkeit des Schiffes, die alles zusammengehalten hat … Außerdem ist der menschliche Verstand nicht dafür ausgelegt, zwei oder mehr eigenständige Persönlichkeiten zu beherbergen. Das erklärt meine Blackouts und diverse andere seltsame Verhaltensweisen.«
    »Also … du wirst ihn, es, oder sie … wen auch immer … reparieren, wenn wir die Winter Song finden. Und was soll bis dahin geschehen?«
    Es vergingen mehrere Sekunden. »Wir werden die Kontrolle dem Karl überlassen, Iokaste-Bera. Es ist nicht unser Wunsch, dir Schaden zuzufügen. Du bist eine gute Mutter, und du bist schön.«
    »Hmmpff …«, machte Bera, den Blick auf den Boden gerichtet. »Du hast gerade ›wir‹ gesagt. Schließt das Karl mit ein?«
    Es folgte eine weitere kurze Pause. »Hier ist wieder Karl, Bera. Loki besteht aus einer gewaltigen Menge stark fragmentierter Bits, weshalb er ›wir‹ statt ›ich‹ sagt, aber er spricht nicht für mich. Er hat versprochen, keinen weiteren Versuch zu unternehmen, mich zu kontrollieren.« Karl zögerte, bevor er weitersprach. »Du bist ein bezauberndes Mädchen, Bera, aber ich habe eine Familie und werde die Situation nicht ausnutzen. Ich weiß nicht, was dir in Skorradalur zugestoßen ist, aber du scheinst verletzlich zu sein, also wäre es verwerflich, wenn ich etwas mit dir anfangen würde.«
    Bera nickte.
    »Wir werden nicht mehr die Kontrolle über den Karl übernehmen, solange er dich beschützt und sich an unsere Vereinbarung hält«, gelobte Loki.
    Kurz darauf sackte Karl in sich zusammen und atmete tief und lange aus. »Kosmos, war das anstrengend … Aber ich glaube, er meint es ehrlich.«
    »Leg dich ein bisschen schlafen«, sagte Bera. »Ich über nehme die erste Wache.«
    Nach einem Frühstück aus kaltem Felsfresserfleisch für Karl, das sie am Abend auf den im Feuer erhitzten Steinen gegart hatten, und Hammelfleisch für Bera, setzten sie ihre Reise fort. Zuvor reichte Bera Karl eine Hand voll schwarze Beeren und eine kleine knorrige Frucht, die an einen Apfel erinnerte. »Du wirst das brauchen, damit du nicht an Skorbut erkrankst.«
    Er schüttelte den Kopf. »Solange ich genügend Grundnahrungsmittel bekomme, synthetisieren die Nanophyten daraus alle Zusatzstoffe, die mein Körper benötigt.«
    Bera zuckte die Achseln und aß die Früchte.
    Der Himmel hatte sich mit grauen Schneewolken über zogen, die ihre winterliche Fracht zum Glück für sich behielten. Als Karl zum vierten oder fünften Mal ein Gähnen unterdrückte, seufzte Bera. »Angenommen, Ragnar folgt uns – und ich bin mir sicher, dass er das tut –, ist er auf jeden Fall in Begleitung unterwegs, was bedeutet, dass seine Männer und er sich in kurzen Intervallen bei der Nachtwache abwechseln und deshalb länger schlafen können. Also werden sie ausgeruhter als wir sein und nicht so sehr dazu neigen, Fehler zu machen. Wir sollten gegen Mittag die Pferde tauschen, um unser unterschiedliches Gewicht möglichst gleichmäßig auf sie zu verteilen, damit sie nicht so schnell ermüden. Du kannst bis dahin versuchen, ein bisschen im Sattel zu schlafen.«
    Karl überraschte sich selbst damit, dass er Beras Vorschlag ernsthaft erwog. Anscheinend hatten die wenigen Tage im Sattel ausgereicht, einen halbwegs passablen Reiter aus ihm zu machen.
    Die Pferde trotteten in einem zügigen Tempo durch die steinige Heidelandschaft. Am späten Vormittag begann es schließlich doch noch zu schneien. Bis auf einige Stellen, wo Dampfschwaden aus heißen Quellen gemäch lich in den grauen Himmel aufstiegen, legte sich eine geschlossene dünne Schneeschicht über den Boden. Karl deutete auf eine weitere Felsfresserherde. »Du hast doch gesagt, dass diese Wanderungen jedes Jahr stattfinden, nicht wahr?«
    »Jeden Herbst«, bestätigte Bera. »Die Felsfresser ver bringen den Sommer in höheren Breitengraden, aber weil die Winter dort selbst für sie so hart sind, ziehen sie im Herbst an uns vorbei Richtung Äquator. Das Problem dabei ist, dass sie Scharen von Snolpelzen, Trollen, Snawks und sogar Dauskalas hinter sich herziehen, die sich alle von ihnen ernähren.«
    Irgendetwas regte sich in Karls Hinterkopf, aber er kam nicht darauf, was es war, weshalb er das Problem einfach in einen Winkel seines Verstandes

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