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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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ihre Reaktion eine verspätete Retourkutsche für Lokis Benehmen am Tag zuvor war, und so atmete er nur wortlos tief durch. Er wollte ihr nicht die Genugtuung gönnen, ihn dabei zu ertappen, wie er schon wieder die Fassung verlor. »Das ist also ein ausgewachsener Drache? Was bringt denn irgendjemanden auf die verrückte Idee, mittels Gendesign ein mythisches Tier zu kreieren?«
    »Oh, das haben wir nicht getan«, sagte Bera. »Es sind einheimische Tiere, eigentlich eher warmblütige Schlangen als Drachen, aber Drache beschreibt sie besser als jedes andere Wort.«
    »Hätte er uns gefressen? Oder war er einfach nur sauer auf uns, weil wir in sein Revier eingedrungen sind?«
    »Beides. Aber er hätte so oder so versucht, uns zu fressen. Uns oder die Pferde. Ausgewachsene Drachen fressen alles, was sie erwischen können, Felsfresser, Snawks, hin und wieder auch mal ein Schaf, aber das in der Regel nur einmal, wie ich glaube. Sobald sie sich einmal den Magen an uns oder unseren Tieren gründlich verdorben haben, lassen sie uns in Ruhe.« Bera grinste. »Was nicht heißen soll, dass ich besonders scharf auf das Privileg wäre, dem Vieh diese unangenehme Lektion zu erteilen. Die Gewissheit, ihm noch nach meinem Tod schwere Verdauungsprobleme zu bereiten, wäre nur ein schwa cher Trost gewesen. Aber da wir ihm entwischt sind, spielt das jetzt keine Rolle mehr, oder?«
    Die Kolonne der Pferde zwängte sich im fallenden Schnee durch einen engen Bachlauf, bevor sie wieder freies Gelände erreichte. Thorir und einige der Hörigen wurden langsamer. »Nicht anhalten!«, rief Ragnar. »Wir müssen …«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, denn im gleichen Moment stieß eins der Reservepferde ein schrilles Wiehern aus, und für einen Sekundenbruchteil tauchte ein Schemen im Schneegestöber auf, der sofort wieder verschwand.
    »Snolpelz!«, schrie Arnbjorn. Er feuerte zweimal in Richtung des Schattens und erntete ein Heulen als Antwort.
    »Das klingt nach einem Jungen!«, rief Bjarney. »Und wo ein Junges ist, dürfte auch Mama Snolpelz nicht weit sein.«
    Plötzlich brach ein infernalisches Schreien und Heulen um sie herum los, als der ausgewachsene Snolpelz aus dem Schnee herausschoss und Bjarney von seinem Pferd stieß, das in das durchdringende Wiehern eines anderen reiterlosen Tiers einstimmte. Das zweite Pferd ging unter den Klauen und Fängen der Snolpelze Nummer zwei und drei zu Boden, die die Reiterkolonne von ihrem Ende her angriffen.
    Ragnar lenkte sein Pferd direkt auf den ihm nächsten Welpen zu. Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie Arnbjorns und Thorirs Pferde auf das Muttertier zustürmten.
    Der dritte Welpe hatte noch viel zu lernen, sonst wäre er dem Beispiel seiner Mutter gefolgt und hätte sich nach dem schnellen Angriff auf das Pferd sofort wieder zurückgezogen. So aber verharrte er noch einen Moment lang neben seiner Beute, was ihm zum Verhängnis wurde. Ragnar beugte sich aus dem Sattel herab, schwang Witwenmacher in einem flachen Bogen herum und enthauptete das Snolpelzjunge mit einem einzigen Schlag. Der Gestank des Blutes und der Fäkalien, als das Tier seine Eingeweide im Todeskrampf entleerte, ließ ihn würgen.
    Weitere hinter ihm aufgellende Schreie ließen ihn herumwirbeln. Etti, einer von seinen Fronarbeitern, umklammerte seine Kehle in dem vergeblichen Versuch, das aus seinem Hals hervorsprudelnde Blut aufzuhalten. Ragnar trieb sein Pferd mit den Sporen auf das Muttertier zu, aber Orn hieb dem Snolpelz bereits seine Axt in den Leib, während er gleichzeitig den nach ihm schlagenden Klauen des tödlich getroffenen Biests auswich.
    Zwei andere Hörige verbanden Ettis Halswunde provisorisch mit einem Hemd, aber das Gesicht des Knechtes war bereits kalkweiß geworden und verriet, dass er durch den Blutverlust einen Schock erlitten hatte. Seine Lider flatterten, und er sackte kraftlos in sich zusammen.
    »Er hat zu viel Blut verloren!«, rief Orn. »Er braucht dringend eine Transfusion!«
    »Du weißt, dass wir dazu nicht in der Lage sind«, stellte Ragnar nüchtern fest.
    »Nein, hier draußen nicht«, erwiderte Orn.
    »Orn«, sagte Ragnar eindringlich, »es sind drei Tagesritte zurück nach Hause. Glaubst du, er würde auch nur drei Stunden lebend überstehen, von drei Tagen ganz zu schweigen? Und wir können ihn auch nicht mit uns weiterschleppen und eine Blutspur hinter uns herziehen. Damit würden wir sämtliche Raubtiere von hier bis zum Südpol anlocken.«
    »Was schlägst du dann vor,

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