Gesucht - Ein Lord zum heiraten
Kleides war an der Naht zwischen Mieder und Rock gerissen. Sie wandte sich ab. „Nicht wirklich.“ Was war nur mit ihr passiert? Sie hatte das, was er mit ihr getan hatte, was sie beide getan hatten, gleichzeitig gewollt und Angst davor gehabt.
„Doch“, sagte er matt. „Verzeih mir. Ich wollte nicht …“ Er wich weiter zurück. „Ich werde dich nie wieder anfassen, das schwöre ich dir. Nicht auf diese Weise.“
Chloe blickte auf und sah seinen gequälten Gesichtsausdruck. „Du hast mir nicht wehgetan“, versicherte sie ihm, weil sie nicht wusste, was sie sonst äußern sollte.
„Du hast recht“, fuhr er leise fort. „Wir passen nicht zusammen. Ich werde dich von der Verlobung entbinden, sobald es möglich ist.“
So hatte sie ihn noch nie erlebt. Brandt sah aus, als ob all seine Kraft ihn verlassen hätte. Irgendetwas schien ihm unerträgliche Pein zu bereiten.
„Was ist los?“, fragte sie ihn.
Er stieß ein raues Lachen aus. „Nichts, außer dass ich dich beinahe verführt hätte, nur weil ich wütend war.“
„Du hast mich nicht verführt. Du hast vorher aufgehört.“
„Das spielt keine Rolle. Ich habe dir keine Wahl gelassen.“
„Doch, die hatte ich. Es war nicht so …“ wie damals. Die Worte blieben ihr im Halse stecken.
Sie machte einen Schritt auf ihn zu, aber er gebot ihr mit einer Handbewegung Einhalt. „Du solltest dein Schlafgemach aufsuchen und dich umziehen“, versetzte er.
„Brandt …“
„Ich schlage vor, wir gehen uns möglichst aus dem Weg.“ Er sah sie nicht an.
Es schien nichts mehr zu geben, was sie sagen konnte. Sie ging zur Tür und drehte sich dort noch einmal zu ihm um. Er starrte aus dem Fenster auf das Meer hinaus. „Auf Wiedersehen.“
Sie wusste nicht, ob er sie überhaupt gehört hatte.
Chloe wollte sich in ihr Zimmer flüchten, begegnete jedoch Justin auf der Treppe. Wenn sie gehofft hatte, dass ihm ihr derangierter Zustand nicht auffallen würde, so belehrte sie ein Blick in sein Gesicht eines Besseren. „Was ist passiert?“
„Ein Missgeschick … ich bin gestolpert.“ Sie zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. „Nichts Schlimmes.“
„Dein Kleid ist zerrissen.“
„Ja.“ Sie wollte an ihm vorbeigehen. „Ich muss mich umziehen.“
Justin hielt sie am Arm fest, und Chloe war klar, dass er sie erst gehen lassen würde, wenn sie ihm eine Erklärung gegeben hatte. „Warst du mit Brandt zusammen?“, fragte er vorsichtig. „Hat er dir wehgetan?“
„Nein, wirklich nicht. Bitte frag mich nicht weiter.“
„Er ist mein Cousin, doch du gehörst ebenso zur Familie. Du bist in meinem Haus zu Gast und stehst unter meinem Schutz. Ich werde nicht zulassen, dass jemand dir ein Leid zufügt oder dich irgendwie misshandelt. Geh in dein Schlafgemach. Ich werde Belle zu dir schicken und dann Brandt suchen.“
„Das ist nicht nötig“, kam Brandts Stimme von unten.
Chloe warf ihm einen Blick zu, aber er sah sie nicht an. Sein Gesicht wirkte verschlossen.
„Ich möchte mit dir reden“, sagte Justin.
Brandt neigte leicht den Kopf. „Natürlich.“
Chloe legte Justin die Hand auf den Arm. „Bitte. Er hat mich doch nur … geküsst.“
Justins Miene ließ nicht erkennen, ob er ihre Worte überhaupt gehört hatte. Mit einem elenden Gefühl wandte sie sich zum Gehen und betete, dass alles nicht noch schlimmer werden würde.
Benommen folgte Brandt seinem Cousin in dessen Arbeitszimmer.
„Was ist geschehen? Chloe erklärte mir, dass sie gestolpert sei. Ihr zerrissenes Kleid und ihre unordentliche Erscheinung sprechen allerdings eine andere Sprache. Sie sieht aus, als sei ihr Gewalt angetan worden.“
Brandt blickte seinem Cousin in die Augen. „Ich habe mich ihr nicht aufgezwungen, aber es hätte dazu kommen können.“ Nie würde er ihren angstvollen Aufschrei vergessen und ihren zutiefst verwirrten Gesichtsausdruck, als er sie losgelassen hatte.
„Warum?“
„Weil ich den Kopf verlor. Ich bat sie, mich zu heiraten, und als sie mich abwies und mir erklärte, sie würde sich nie in mich verlieben, ging etwas mit mir durch. Ich wollte ihr das Gegenteil beweisen und habe sie geküsst, doch es war kein Kuss, wie man ihn einem jungen, unerfahrenen Mädchen geben sollte.“
„Wie kam es zu dem Riss in ihrem Kleid?“
„Ich habe sie gegen den Billardtisch gedrängt“, antwortete Brandt geradeheraus. „Dabei muss es passiert sein.“ Er lachte unfroh auf. „Es war keine Absicht.“
„Hattest du die Absicht, sie zu
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