Gesucht - Ein Lord zum heiraten
sie leise.
Sie hörte Schritte und hätte beinahe aufgeschrien.
„Lady Chloe? Was zum Teufel machen Sie hier?“
Überrascht erkannte sie Sir Preston. Er war ebenso verblüfft wie sie.
„Ich bin mit jemandem verabredet“, erwiderte sie. „Was tun Sie denn hier?“
„Ich sollte hier auch jemanden treffen.“ Er räusperte sich. „Verflixt merkwürdig. Ich erhielt eine Nachricht von Emily, in der stand, dass sie mich sprechen müsse und dass ich niemandem sagen soll, wohin ich gehe. Ich fand das seltsam, wollte mir aber nichts anmerken lassen für den Fall, dass das, was sie mir sagen will, dringend ist.“
„Meine Nachricht lautete ganz ähnlich.“ Es war inzwischen sicher fast Mitternacht. Brandt würde bereits auf sie warten. „Ich muss gehen. Ich habe etwas zu erledigen.“
„Ich begleite Sie. Es ist ziemlich dunkel da draußen.“
Sie eilte zur Tür und drückte die Klinke. Nichts geschah. Verzweifelt versuchte Chloe es noch einmal, aber erfolglos. „Verflixt!“ Sir Preston stand hinter ihr. „Lassen Sie mich das probieren.“
Doch auch seine Versuche waren vergebens. Schließlich trat er verärgert zur Seite. „Mir scheint, man hat uns eingesperrt.“
„Das darf einfach nicht wahr sein!“ Brandt würde glauben, sie hätte ihre Meinung geändert. Und wenn man sie mit Sir Preston in diesem Zimmer fand … „Es muss eine Möglichkeit geben, die Tür zu öffnen!“
„Sie ist aus schwerem Eichenholz. Ich glaube nicht, dass wir sie aufbrechen können.“ Sir Preston sah sie zweifelnd an. „Sie werden doch hoffentlich keinen Weinkrampf bekommen?“
„Ganz bestimmt nicht.“ Obwohl es der richtige Zeitpunkt dafür gewesen wäre. „Aber was sollen wir tun? Ich kann nicht hierbleiben. Ich habe Lord Salcombe versprochen, ihn zu treffen, und wenn ich es nicht tue … Ich wage mir nicht vorzustellen, was er dann von mir denken wird!“
„Er wird es verstehen, wenn Sie ihm die Nachricht zeigen.“
Sir Prestons Worte beruhigten Chloe kein bisschen. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie durfte jetzt nicht weinen, denn dann würde sie nicht mehr nachdenken können, aber allmählich übermannte sie die Hoffnungslosigkeit.
Plötzlich straffte Sir Preston sich. „Da fällt mir etwas ein. Von diesem Salon aus gelangt man in den Geheimgang.“
„Ich dachte, der Zugang befände sich in der Bibliothek.“
„Hier ist auch einer. Und der Tunnel dahinter führt zur Bibliothek.“ Sir Preston begann, gegen die Paneele zu drücken, und fuhr erschrocken zusammen, als sich plötzlich eine vorher nicht sichtbare Tür öffnete und Emily heraustrat.
„Ms. Coltrane! Was zum Teufel …!“
Emilys Kleid war voller Staub, doch sie wirkte so gefasst wie immer. „Ich bin gekommen, um euch zu retten.“
„Woher wussten Sie, wo wir sind?“, fragte Sir Preston streng.
„Es würde viel zu lange dauern, das zu erklären.“ Emily wandte sich zu Chloe. „Beeil dich, Lord Salcombe wartet auf dich. Du musst durch den Geheimgang gehen und dich rechts halten, dann kommst du in der Bibliothek wieder heraus. Nimm meine Kerze.“
Chloe nickte und nahm die Kerze. Sie ging auf die dunkle Öffnung zu und blieb zaudernd stehen. „Ihr kommt nicht mit?“
„Nicht sofort.“ Ein seltsames kleines Lächeln spielte um Emilys Mund. „Ich werde dich morgen besuchen und dir alles erzählen.“
Chloe holte tief Luft und betrat den dunklen Tunnel. Sie würde nicht in Panik geraten und den Weg zur Bibliothek finden.
Und zu Brandt.
Brandt sah auf seine Taschenuhr, obwohl er genau wusste, dass es beinahe halb eins war. Chloe war nicht gekommen.
Sie hatte ihre Meinung geändert. Er war nicht auf die bittere Enttäuschung vorbereitet gewesen, die ihn nun überkam. Als ihre Blicke sich vorhin im Ballsaal für einen kurzen Moment begegnet waren, hatte er geglaubt, dass Hoffnung bestünde. Aber sie wollte ihn nicht. Aus irgendeinem Grund hatte sie kein Vertrauen zu ihm.
Schwach drangen Gelächter und Musik aus dem Haus zu ihm herüber. Er musste zu seinen Gästen zurückkehren und Chloe finden. Er verließ die Grotte. Auf den Terrassenstufen kam Tom ihm entgegen. „Lord Salcombe!“
Brandt blieb stehen.
„Ich habe eine Nachricht von Emily für Sie. Sie sagte, es sei dringend und Sie sollten sie unverzüglich lesen. Ich hätte sie Ihnen früher gegeben, aber ich wusste nicht, wo Sie sind.“
Brandt faltete das Blatt Papier auseinander und las:
Lady K. hat Sir P. und Lady C. im Blauen Salon im Westflügel eingesperrt. Ich
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