Gesucht - Ein Lord zum heiraten
werde versuchen, die beiden zu retten, und Chloe durch den Geheimgang in die Bibliothek schicken.
Emily Coltrane.
Also hatte sie ihre Meinung nicht geändert! Doch Brandts Erleichterung währte nur kurz. Er musste Chloe in Sicherheit wissen. Und danach würde er sich mit Lady Kentworth befassen. Er rannte beinahe zur Bibliothek und betete, dass Chloe bereits dort sein würde.
Der Raum war leer, allerdings brannte auf dem Kaminsims eine Kerze. Im Stillen dankte Brandt Ms. Coltrane für ihre Umsicht. Er nahm die Kerze, bückte sich und zog die schwere Tür zum Geheimgang auf. Dann kroch er in den Tunnel. Zuerst würde er nachsehen, ob Chloe noch im Blauen Salon war, und wenn nicht, würde er den Abzweig zum Strand nehmen. Und hoffen, dass Chloe nicht weit gekommen war.
Verzweifelt lehnte Chloe sich gegen die Felswand und versuchte, ihre aufkommende Angst zu unterdrücken. Es war dunkel in dem Geheimgang und sie hatte sich vollkommen verlaufen. Der kalte Luftzug, der ihre Wangen streifte, sagte ihr, dass sie in der Nähe des Strandes sein musste – weit weg von dem Tunnel, der zur Bibliothek von Waverly führte.
Wie hatte sie nur so dumm sein können? Als sie bei der Gabelung der Geheimgänge angekommen war, hatte sie vergeblich versucht, sich an Emilys Anweisungen zu erinnern. Der rechte Tunnel war eng und voller Spinnweben, also hatte sie den linken genommen, der breiter war und ein wenig heller wirkte. Es war die falsche Entscheidung gewesen.
Das hatte sie erkannt, als der Gang plötzlich steil nach unten abfiel. Vor Schreck war ihr die Kerze aus der Hand gerutscht.
Chloe schloss die Augen und holte tief Luft. Sie würde nicht in Panik geraten, sie würde an … Gärten denken. An Rosen und Levkojen und Maßliebchen.
Kaltes Wasser schwappte über ihre Escarpins, und sie schrie auf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf ihre Füße. Dann begann ihr Verstand wieder zu arbeiten. Sie war in einer der Meereshöhlen, die vom Wasser überflutet wurden.
Sie musste umkehren. Chloe zwang sich, den Gang wieder zurückzugehen. Sie musste die Stelle finden, an der die Wände trocken waren. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Boden weniger glitschig wurde. Die Füße taten ihr weh, und ihre Escarpins fühlten sich vollkommen durchweicht an. Sie rutschte aus, landete auf dem felsigen Boden und schloss die Augen. Sie war erschöpft; die Anstrengung, ihre Angst in Schach zu halten, schien sie all ihre Kraft gekostet zu haben. Vielleicht sollte sie einfach sitzen bleiben.
„Chloe!“ Zuerst glaubte sie zu träumen. Als sie ihren Namen jedoch ein zweites Mal hörte, horchte sie auf. Weiter hinten im Gang konnte sie ein schwaches Licht erkennen.
Mühsam erhob sie sich. „Ich bin hier.“ Ihre Stimme klang zittrig in ihren Ohren, aber sie schien laut genug gewesen sein.
„Bleib, wo du bist. Beweg dich nicht von der Stelle.“ Brandt suchte nach ihr. Sie wartete, bis sie ihn sah. Er trug eine Kerze. „Gott sei Dank“, sagte er, und dann war er bei ihr.
„Ich … wollte mich mit dir treffen“, gelang es ihr noch hervorzubringen, dann brach sie in Tränen aus.
Brandt zog sie an sich. „Es ist alles gut, Chloe. Du bist in Sicherheit.“
Sie konnte nicht aufhören zu schluchzen, also hielt er sie fest, bis ihre Tränen versiegten. Dann lehnte Chloe sich erschöpft gegen ihn. Am liebsten wäre sie für immer in seinen tröstenden Armen geblieben, aber schließlich schob er sie ein Stück von sich fort. „Wir müssen zum Haus zurück.“
„Ja.“ Sie zitterte.
„Ich gebe dir meinen Rock. Willst du die Kerze nehmen?“
Sie streckte die Hand aus. „Gib sie mir. Meine habe ich fallen lassen.“
„Mein armes Mädchen.“ Brandts Stimme war eine einzige Liebkosung. Er zog seinen Frack aus und legte ihn ihr um die Schultern. „Komm mit mir.“
„Ich habe versucht, an Gärten zu denken.“
„Hat es geholfen?“
„Ein wenig.“ Bis das Wasser kam, doch daran wollte sie nicht denken. Chloe folgte Brandt durch den Tunnel. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie stehen blieben.
„Hier ist der Ausgang. Du musst dich bücken.“ Er ging voraus und half ihr durch die enge Tür an der Rückseite des Kamins. Dann stand sie in der Bibliothek. Brandt sah sie an. „Du brauchst frische Kleidung und ein Bett. Ich werde Mrs. Cromby rufen und Belle benachrichtigen, dass du in Sicherheit bist.“
Chloe nickte. Der Ball und die Gäste schienen Äonen entfernt. Brandt nahm ihre Hand und führte sie
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