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Gesucht wird Charity

Gesucht wird Charity

Titel: Gesucht wird Charity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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keine Zigarre vor Mittag anrühren würde, und es fehlen mir nur noch
zwei Tage.«
    »Was bekommen Sie, wenn Sie
gewinnen?«
    »Eine Kiste Zigarren.« Er
kicherte beglückt. »Natürlich kriege ich sie auch, wenn ich verliere.«
    »Tun Sie mir einen kleinen
Gefallen, Manny «, sagte ich. »Wenn Sie meine Bitte
gleich ablehnen, erspart mir das Zeit!«
    »Sie waren schon immer ein
ungeduldiger Hund.« Er bemühte sich angestrengt, mir einen niederträchtigen
Blick zuzuwerfen, aber ebensogut hätte ein Karnickel
den Versuch unternehmen können, zu heulen wie ein Wolf. »Mit Earl geht es in
den letzten paar Jahren langsam abwärts. Es ist leicht für jemanden wie ihn,
sich in eine unmögliche Position hineinzumanövrieren. Sie können Ihre
Forderungen steigern, und die Leute werden zahlen, solange Sie ein Kassenmagnet
sind. Aber wenn dann jemand an Ihnen Geld verliert, spricht sich das schnell
herum. Wenn Sie dann Ihre Forderungen niederer schrauben, so ist das wie ein
Eingeständnis, daß Sie auf dem absteigenden Ast sind, und kein Schauspieler
wird das je tun. Nach einer Weile geraten Sie dann in die Situation, daß sich
kein Mensch mehr nach Ihren Forderungen auch nur erkundigt. Und dann verbringen
Sie als Schauspieler Ihre Tage damit, zu Hause zu sitzen und langsam alt zu
werden.
    Und dann war da noch was mit
Earl.« Manny beugte sich über den Schreibtisch vor,
während er begann, sich für sein Thema zu erwärmen. »Seine Scheidung hat so
ziemlich alles verschlungen, was er an greifbaren Aktiva hatte. Seine Ex-Frau
hat ihn ausgenommen wie ein geschlachtetes Huhn, soviel ich gehört habe.«
    »Was war mit dem Film, den er
mit Claudia Deane gedreht hat?« fragte ich. »All die Publicity wegen des
Skandals, dann die Scheidung und seine zweite Heirat — das muß doch eine
Mordsreklame gewesen sein?«
    Manny schauderte sichtbar. »Haben
Sie den Film je gesehen?«
    »Nein«, gab ich zu.
    »Dann schließen Sie sich der
großen schweigenden Mehrheit an. Wenn Sie sich eine fast völlig durch Erdbeben
zerstörte Stadt vorstellen, die zum Katastrophengebiet erklärt worden ist, über
die anschließend noch drei weitere Erdbeben weggehen, dann haben Sie eine
ungefähre Vorstellung davon, wie schlecht dieser Film war.«
    »Was ist mit Claudia Deane?«
    »Mit Claudia — wem?« Er sah
mich mit mitleidigem Gesichtsausdruck an. »Welcher Mensch, der noch seine fünf
Sinne beisammen hat, möchte eine alternde Sexbombe sehen, die ihren Hintern in
einer seidenen Haremshose schwenkt, wenn er im nächsten Kunstfilmtheater
irgendeinen europäischen Film sehen kann, in dem es zwei Lesbierinnen in
Großaufnahme miteinander treiben?«
    »Ist sie so schlecht?«
    »Wo haben Sie eigentlich
gesteckt, Rick — in der Transsibirischen Eisenbahn?« Er blinzelte mich wütend
an. »Gerry Dugan hat den Film gemacht, und er schlief
damals gerade mit Claudia, deshalb fand er, er schulde ihr etwas. Er glaubte
auch, Earls Name würde den Film tragen, und darin hat er sich getäuscht. Er
ließ vom Drehbuchautor die Hälfte des Textes für die weibliche Hauptrolle
streichen und bezahlte Claudia ungefähr so viel, wie er jemanden für eine
Nebenrolle mit einem Dutzend Zeilen Text bezahlt hätte. Und sie war noch
zutiefst dankbar dafür. Das war der große Witz, der damals in der Industrie
weitererzählt wurde: daß Claudia Earl seines Geldes wegen geheiratet habe, und
als es soweit war, habe seine Ex-Frau den ganzen Zaster eingesackt.«
    »Ich weiß, Sie neigen nicht zu
Übertreibungen, Manny «, sagte ich mit milder Stimme.
»Aber haben Sie diesen Apfel nicht ein bißchen zu stark poliert?«
    »Ich habe Ihnen erzählt, was
los ist, Rick«, sagte er mit verletzter Stimme. »Die beiden sind in der
Filmindustrie passé. Und was Geld betrifft, so würde ich, wenn ich Vorsteher
der Kreditabteilung einer Bank wäre, Earl Raymond noch nicht einmal einen
Golfschläger finanzieren.«
    »Danke, Manny .«
Ich blickte auf meine Uhr. »Sie können jetzt Ihre Zigarre rauchen. Darf ich Ihr
Telefon benutzen?«
    »Bitte.« Er strahlte mich an,
während er die Cellophanhülle von der Zigarre riß.
»Benutzen Sie das dort«, er wies auf den mittleren einer Gruppe von fünf
Apparaten, »da werden Sie direkt verbunden.« Ich begann zu wählen und sah, wie
sich seine Lippen bewegten, als er die Reihe der Nummern mitzählte. »Wen, zum
Teufel, wollen Sie denn sprechen?« schrie er schließlich. »Jemanden in Nome , Alaska?«
    »Nicht weiter nördlich als Big Sur «, antwortete

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