Gesund durch Meditation
Bewältigungsstrategien,
da sie auf lange Sicht zu noch mehr Stress führen. Maladaptiv oder unzweckmäßig besagt hier so viel wie ungesund, stressfördernd und meint ein Verhalten, das noch zusätzlich Probleme und Leiden schafft.
Eine der gängigen unzweckmäßigen Bewältigungsstrategien ist es, Probleme abzustreiten, nach dem Motto: »Stress? Ich doch nicht!« Die verbale Leugnung ist dann häufig von ganz anderslautenden nonverbalen Mitteilungen begleitet, und sowohl Mimik als auch Körpersprache zeugen von einer Dauerspannung der Muskulatur und unterdrückten Emotionen. Manche Menschen brauchen sehr lange, bis sie auch nur annähernd dahin kommen, sich einzugestehen, dass sie in ihrem Körper wie in einem Panzer stecken oder dass sie sich in ihrem Inneren verletzt oder zornig fühlen. Es ist sehr schwer, Spannung loszulassen, die man sogar vor sich selbst in Abrede stellt. Andererseits ist Leugnung nicht immer eine unzweckmäßige Strategie, sondern kann durchaus sinnvoll sein, um nebensächliche Probleme vorübergehend auszublenden, bis wir eine effektivere Form des Umgangs mit ihnen finden.
Neben Leugnung und Schönfärberei gibt es noch viele weitere ungesunde Strategien, dem Stress zu entgehen oder ihn in den Griff zu bekommen. Ungesund sind sie deswegen, weil sie uns in der einen oder anderen Form an einer bewussten Auseinandersetzung mit unseren wirklichen Problemen hindern. Der
Workaholic
ist ein klassisches Beispiel. Die Arbeit liefert einen willkommenen Vorwand, nie zu Hause zu sein, wenn man mit seiner Rolle im Familienleben unzufrieden oder überlastet ist. Und es ist naheliegend, in die Arbeit abzutauchen, wenn man aus ihr Befriedigung zieht, wenn man an der Arbeitsstelle die Anerkennung der Kollegen findet, die Erfahrung von Kompetenz, Macht und Status genießt, sich kreativ fühlt und Erfolge sieht. Arbeit kann so süchtig machen wie Alkohol. Zudem fungiert sie als gesellschaftlich akzeptiertes Alibi dafür, sich den Anforderungen des Familienlebens zu entziehen, denn natürlich wird jeder Tag mehr Arbeit mit sich bringen, als sich in acht Stunden bewältigen lässt. Es gibt Menschen, die sich vollkommen ihrer Arbeit verschreiben, meistens unbewusst und in der allerbesten Absicht. Der tiefere Beweggrund jedoch ist die Verweigerung gegenüber den restlichen Aspekten des Lebens, die einzubeziehen einen anderen Umgang mit sich und seiner Zeit erfordern würde. Dieses maladaptive Verhaltensmuster wird auf eindrucksvolle Weise von Arlie Hochschild in ihrem Buch dokumentiert:
Keine Zeit. Wenn die Firma zum Zuhause wird und zu Hause nur Arbeit wartet.
Ein ähnlich destruktives Vermeidungsverhalten wie die Arbeitssucht ist die
Umtriebigkeit.
Anstatt sich den eigenen Problemen zu stellen, kann man sich in einer Unzahl scheinbar sinnvoller Unternehmungen verzetteln, bis man sich vor Verpflichtungen und Aufgaben nicht mehr zu retten weiß und kaum noch eine freie Minute hat. Über der ganzen Geschäftigkeit geht der Blick für das eigene Tun verloren. Manchmal stellt diese Art von Hyperaktivität auch den Versuch dar, die Kontrolle zu behalten oder zu einem Gefühl von Sinn zurückzufinden, während einem alles zu entgleiten scheint. Der Effekt kann aber genau gegenteilig sein, weil so die Gelegenheiten, zur Ruhe und Besinnung zu kommen, quasi ausgemerzt werden.
Wir suchen gerne nach einer Lösung von außen, um Momenten von Stress und Unwohlsein auf rasche und effektive Weise beizukommen. Sehr verbreitet ist es daher, auf die Wirkung
chemischer Substanzen
zu bauen, um leiblichen und seelischen Zuständen, die zu wünschen übrig lassen, abzuhelfen. Um mit dem Stress und den Missständen in unserem Leben fertig zu werden, setzen wir Alkohol, Nikotin, Koffein, Zucker und alle möglichen ärztlich verordneten oder rezeptfreien Medikamente ein. Der Wunsch nach solchen Mitteln wird für gewöhnlich durch einen augenblicklichen Tiefpunkt geweckt und durch ein starkes Verlangen, uns besser zu fühlen. Der Grad der Abhängigkeit von Stimulanzien in unserer Gesellschaft zeigt in dramatischer Weise, wie sehr der Einzelne leidet und wie groß die Sehnsucht nach Augenblicken inneren Friedens ist.
Viele Menschen haben das Gefühl, ohne
Kaffee
weder ihren Morgen beginnen noch den Tag bestehen zu können. Auf der Arbeitsstelle wird die Kaffeepause zum Symbol der Fürsorge für sich selbst. Man unterbricht das Funktionieren, gönnt sich einen Freiraum, einen Moment der Einkehr in sich selbst oder der
Weitere Kostenlose Bücher