Gesund durch Meditation
Kleinigkeiten explodiert: Man nimmt eine Tablette, um den Dingen die Spitze zu nehmen, zur gewohnten Form zurückzufinden und den Alltag wieder in den Griff zu bekommen. In der Medizin herrscht heute eine Haltung vor, die bei der Behandlung von Depressionen, Angststörungen und Stress-Symptomatiken in erster Linie auf die regulierende Wirkung der Psychopharmaka setzt. Sie sind bequem und funktionieren, zumindest eine Zeitlang.
Nur selten wird diese Einstellung innerhalb der Medizin in Frage gestellt. Im Behandlungsalltag der Arztpraxen ist sie eine stillschweigende Voraussetzung, in deren Rahmen man arbeitet. Ärzte werden nicht nur über die medizinischen Zeitschriften mit Arzneimittelwerbung bombardiert, sondern auch durch die Pharmavertreter ständig mit einem Nachschub an freien Mustern für die Patienten versorgt, außerdem mit Notizblöcken, Kaffeetassen, Kalendern und Kugelschreibern, auf denen die Namen der neuesten Arzneimittel stehen. Die Pharmaunternehmen sorgen auf diese Weise dafür, dass der Arzt seinen Beruf innerhalb eines Sammelsuriums von Objekten mit plakativen Werbebotschaften ausübt.
Natürlich sind Medikamente nicht an sich verkehrt, vielmehr spielen sie eine äußerst wichtige Rolle in der Medizin. Aber die aggressiven Werbekampagnen und Verkaufspraktiken der Pharmaindustrie schaffen ein Klima, das auf die unbewusste Einstellung ihrer Zielgruppe, der Ärzteschaft, großen Einfluss haben kann. So wird die Tendenz gefördert, in erster Linie darüber nachzudenken,
welches
Medikament in einem speziellen Fall zu verschreiben ist, anstatt im methodischen Vorgehen primär zu klären,
ob
überhaupt eine Verordnung zur Debatte steht. Das sollte umso mehr der Ansatz sein, wenn die Beschwerden oder Erkrankungen teilweise auf die Lebensgewohnheiten zurückzuführen sind oder positiv auf nicht-medikamentöse Maßnahmen wie das Achtsamkeitstraining ansprechen, wie das bei Schmerzen und Angststörungen zum Teil in hohem Grade der Fall ist.
Dieser Umgang mit Medikamenten findet sich nicht nur innerhalb der Medizin, sondern unsere ganze Gesellschaft ist davon geprägt. Wir sind eine Gesellschaft von Tablettenkonsumenten. Viele Patienten kommen zum Arzt in der Erwartung, dass er ihnen etwas verschreibt. Entlässt er sie ohne Rezept, haben sie womöglich das Gefühl, dass ihnen nicht wirklich geholfen wurde. Allein die rezeptfrei erhältlichen Schmerzpräparate, Erkältungsmittel und Verdauungshilfen sind in den USA ein mehrstelliges Milliardengeschäft.
Angesichts der in unserer Gesellschaft vorherrschenden Haltung gegenüber Arzneimitteln ist es auch nicht verwunderlich, dass in ihr der Konsum illegaler
Drogen
äußerst verbreitet ist. Dem Impuls zum Drogenkonsum liegt letztlich dieselbe Mentalität zugrunde, die hinter dem Griff zur Tablette steht, nämlich der Unzufriedenheit mit den Gegebenheiten durch Einnahme einer Substanz abzuhelfen, mit der man sich augenblicklich in einen anderen Zustand versetzt. Die verschiedenen Arten, wie Medikamente und Drogen von vielen Menschen eingesetzt werden, um sich ein Gefühl von Selbstsicherheit, innerer Ruhe und Entspannung zu verschaffen, um »runter-« oder auch »gut draufzukommen«, sind im Wesentlichen nichts anderes als Beispiele unzweckmäßiger Bewältigungsversuche. Besonders ungesund wirken sich die chemischen Substanzen dann aus, wenn ihre Einnahme zur Standardprozedur wird, um die Auswirkungen von Stress unter Kontrolle zu bringen, oder gar Abhängigkeit erzeugt. Unzweckmäßig sind sie deshalb, weil sie auf Dauer den Stresspegel erhöhen, auch wenn sie uns kurzfristig Erleichterung bringen. Die Abhängigkeit von chemischen Substanzen führt zu einem falschen Selbstbild, einer verzerrten Wahrnehmung und schränkt die klare Sicht auf die Dinge ein. Sie schwächt in uns den Antrieb, zu einer gesünderen Lebensweise zu finden, und behindert dadurch den natürlichen Prozess der Reifung und Heilung – zumindest so lange, bis uns klar wird, dass es gesündere Alternativen für uns gibt. Letztlich ist jede unzweckmäßige Bewältigungsstrategie suchterzeugend, und wir bezahlen für sie sowohl physisch als auch psychisch einen enorm hohen Preis. Vor allem erhält sie die Disharmonie aufrecht und verhindert, dass sich unser Leben zu seiner ganzen Fülle entfaltet, frei von unnötiger Qual und Konfusion. Die belastende und schädigende Wirkung von Medikamenten, Drogen, Reiz- und Genussmitteln ist in Abbildung 6 durch den Pfeil angedeutet, der von der Sektion
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