Gesund durch Meditation
»Abhängigkeit« auf die Person zurückweist.
Man kann den Kreislauf aus Stressauslöser, Stressreaktion, fehlgeleiteten Versuchen zur Stabilisierung von Körper und Geist, erhöhtem Stress und weiteren untauglichen Bewältigungsversuchen über viele Jahre hinweg aufrechterhalten. Abbildung 6 macht deutlich, dass die sich summierenden Folgen der Stressreaktion zusammen mit den untauglichen und letztlich destruktiven Versuchen, sie unter Kontrolle zu bringen, früher oder später in irgendeiner Form unvermeidlich zu Überlastung oder Zusammenbruch führen. Wahrscheinlich aber ist, dass dieses Stadium eher früher als später erreicht wird, weil unser biologisches Vermögen zur Aufrechterhaltung der Homöostase nur ein bestimmtes Maß an Überbeanspruchung und Missbrauch verträgt, bevor es zum Erliegen kommt.
Es liegt an uns, im Sinne von Gesundheit und allgemeinem Wohlbefinden unsere Optionen zu verbessern, indem wir die richtigen Entscheidungen treffen, um zu unserem Körper, zu unserem Geist und zur Welt in ein besseres, besonneneres Verhältnis zu treten. Tun wir das nicht, müssen wir irgendwann mit Ausfällen rechnen. Welche Körperfunktion dann zuerst versagt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie genetischer Disposition, Umgebungseinflüssen und den Besonderheiten des Lebensstils, in dem wir uns eingerichtet haben. Das schwächste Glied in der Kette bricht zuerst. Theoretisch kann sich jedes Organsystem als die entscheidende Schwachstelle erweisen, seien es Haut, Lungen und Atemwege, Gefäße, Verdauungssystem, Nieren oder Bandscheiben. Eine ungesunde Lebensweise verstärkt in jedem Fall die vorhandene Disposition. Die sich epidemieartig ausbreitende Fettleibigkeit ist an sich für den Körper problematisch genug, weil er ständig unnötige Gewichtsmassen an den falschen Stellen mit sich herumzutragen hat, insbesondere im Bauchbereich. Eine zusätzliche Gefahr des massiven Übergewichts ergibt sich aber durch die Vielzahl der möglichen Folgeerkrankungen.
Welche konkrete Form die Krise letztlich aber annehmen mag – alle unzweckmäßigen Versuche, mit Stress fertig zu werden, münden am Ende in irgendeine Form des Zusammenbruchs. Wenn er nicht zum Tod führt, wird er fortan eine weitere Quelle von Stress sein, mit der man zusätzlich zu all den anderen Stressoren zurechtzukommen hat. In Abbildung 6 wird dies durch einen weiteren auf die Person zurückweisenden Pfeil dargestellt. Dieser Pfeil drückt aus, dass Überlastung und Zusammenbruch nun ihrerseits zum Stressfaktor werden, der die Ressourcen des Menschen noch mehr schwächt.
Diese Überlastung durch die Spirale der Stressreaktion muss sich aber nicht vorrangig auf körperlicher Ebene zeigen. Zu viel Stress bei gleichzeitigem Mangel an effektiver Stressbewältigung kann zu einer Erschöpfung der emotionalen und kognitiven Ressourcen führen und in einen Zustand münden, der auch als
Nervenzusammenbruch
bezeichnet wird, eine Verfassung, in der man sich vollkommen außerstande fühlt, weiter im Alltagsleben zu funktionieren, und die in schweren Fällen einen Klinikaufenthalt und medikamentöse Behandlung nötig macht. Inzwischen ist der Begriff
Burnout
in Mode gekommen. Er beschreibt einen vergleichbaren Zustand einer mehr oder weniger vollständigen psychischen Erschöpfung, der mit dem Verlust des inneren Antriebs und der Lebensfreude einhergeht. Es gelingt nicht mehr, sich an kleinen Dingen zu erfreuen, das Interesse ist erloschen und sowohl Denkprozesse als auch Gefühlsleben weisen schwere Irritationen auf.
Wer unter einem Burnout-Syndrom leidet, fühlt sich seiner Arbeit, seiner Familie und seinen Freunden entfremdet. Alles erscheint sinnlos. Hier kann sich eine tiefe Depression anbahnen und mit ihr der Verlust der Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen. Wie bei den Beispielen organischen Versagens gilt auch im Fall des psychischen Zusammenbruchs, dass er nun seinerseits zu einem Hauptstressfaktor wird, mit dem sich der Betroffene auf die eine oder andere Weise auseinanderzusetzen hat.
Für viele Menschen stellt die beschriebene Spirale – Stressauslöser, Stressreaktion, Internalisierung, unzweckmäßige Bewältigungsversuche, daraus folgend neue Auslöser von Stress, zusätzliche Stressreaktionen, akute Überlastung mit schlimmstenfalls tödlichem Ausgang – die normale Art zu leben dar. Solange man in diesem Teufelskreis steckt, scheint er der selbstverständliche Lauf der Dinge zu sein, zu dem es keine Alternative gibt.
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