Gesund durch Meditation
ungewohnte Körperposition einnimmt, ist dies in der Anfangsphase unvermeidlich. Der Schmerz stellt sich aber nicht nur durch die ungewohnte Sitzhaltung ein, sondern auch durch die angestaute physische Spannung, die wir unbemerkt mit uns herumtragen und die sich uns nun im Stillsitzen auf qualvolle Weise offenbart. Die Form dieser Beschwerden hat starke Ähnlichkeit mit dem Spektrum an Schmerzerfahrungen, wie man es von chronischen Erkrankungen kennt: ein Ziehen und Brennen, plötzliches Stechen oder Reißen in den Knien, in Rücken und Schultern. Man braucht nur aufzustehen und ein wenig umherzugehen, um den Schmerzen ein Ende zu bereiten. Ein ernsthaft Meditierender wird aber zumeist sitzen bleiben, um die Kraft seiner Achtsamkeit auf den Schmerz als eine Erfahrung unter anderen zu richten. Dafür wird er mit der Steigerung seiner Fähigkeit belohnt, Stille, Konzentration und Gleichmut auch angesichts starker Beschwerden aufrechtzuerhalten. Natürlich ist dies keine leichte Lektion. Man muss bereit sein, sich dem Schmerz immer und immer wieder auszusetzen, tagein, tagaus, ihn zu beobachten, mit ihm zu atmen, ihm nachzugehen und ihn anzunehmen. Die Meditation wird so zu einem Experiment mit dem Schmerz, um sein Wesen besser zu verstehen, um zu lernen, wie man in ihn hineingeht und wie man mit ihm auskommt.
Kopfschmerzen
Die meisten Kopfschmerzen sind nicht Anzeichen eines Tumors oder anderer pathologischer Veränderungen, auch wenn ständig wiederkehrende starke Kopfschmerzen leicht Anlass zu solchen Befürchtungen geben können. Halten die Kopfschmerzen aber über längere Zeit an oder sind sie ausgesprochen heftig, ist es unbedingt erforderlich, sich einer gründlichen ärztlichen Untersuchung zu unterziehen, um eine organische Erkrankung auszuschließen, bevor man den Versuch unternimmt, sie mit Medikamenten oder mit Meditation in den Griff zu bekommen. Ein erfahrener Arzt wird immer so vorgehen, ehe er einen Kopfschmerzpatienten zu uns zum MBSR -Training schickt. Nach einer vollständigen neurologischen Untersuchung, die in der Regel auch eine Computertomographie umfasst, um einen Hirntumor auszuschließen, lautet die Diagnose meistens Spannungskopfschmerz oder Migräne beziehungsweise beides.
Die Mehrzahl der Patienten, die mit chronischen Kopfschmerzen zu uns kommen, erzielen mit der Meditation gute Erfolge. Wir hatten einmal eine Teilnehmerin, die schon seit zwanzig Jahren unter Migräne litt, gegen die sie jeden Tag Cafergot ® nahm. In mehreren Schmerzkliniken war sie bereits ohne Erfolg behandelt worden. Sie begann mit unserem Programm und hatte bereits nach zwei Wochen zwei schmerzfreie Tage hintereinander. Das hatte sie seit zwanzig Jahren nicht mehr erlebt. Während der übrigen Programmwochen blieb sie ebenfalls weitgehend schmerzfrei.
Dem Patienten genügt eine einzige Erfahrung, dass sein chronischer Kopfschmerz verschwinden kann, um ihn wieder an diese Möglichkeit glauben zu lassen. Sie kann auch seine Auffassung von seinem Körper und seiner Erkrankung grundlegend verändern und ihm neue Zuversicht geben, einen Zustand positiv zu beeinflussen, der bis dahin unbeherrschbar schien.
Die Anleitung zum Body-Scan auf der CD schließt mit der Empfehlung ab, den Atem durch eine imaginäre Öffnung am Scheitel auszublasen, so wie ein Wal, der durch sein Blasloch am Kopf ein- und ausatmet. Viele unserer Patienten benutzen diese »Öffnung« als Ventil, um darüber ihren Kopfschmerz »abzulassen«. Mit jedem Ausatmen lässt man etwas von der Spannung und dem Druck entweichen. Übt man diese Art der Atmung jeden Tag als Teil des Body-Scans, können Anflüge von Kopfschmerz leicht »ausgeleitet« werden, bevor sie sich in ausgewachsene Schmerzen verwandeln. Aber selbst wenn sich der Kopfschmerz schon festgesetzt hat, kann man die Methode wirkungsvoll einsetzen, um ihn einzudämmen oder sogar wieder aufzulösen.
Die meisten Patienten berichten außerdem, dass
Häufigkeit
und
Intensität
ihrer Kopfschmerzen abgenommen haben, seit sie regelmäßig meditieren, und zwar auch in den Zeiten, in denen sie nicht meditieren. Diese doppelte Wirkung entspricht einer doppelten Wirkungsweise der Meditation. Während das akute Schmerzerleben durch das beschriebene »Ausleitungsverfahren« günstig beeinflusst wird, nimmt die Häufigkeit der Schmerzphasen aufgrund der zunehmenden
Entspannung
ab, die durch die Meditation erreicht wird. Und mit dem geringeren Grad an Anspannung fällt die physiologische Vorbedingung für
Weitere Kostenlose Bücher