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Gesund durch Meditation

Gesund durch Meditation

Titel: Gesund durch Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Kabat-Zinn
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Gedanken üben eine enorme Macht auf uns aus, und sie loszulassen erscheint fast unmöglich. In diesem Fall können wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, was das Festhalten in uns bewirkt. Festhalten oder »Klammern« ist das Gegenteil von Loslassen, und die Art und Weise, wie wir etwas festhalten, lehrt uns eine ganze Menge über das Loslassen. Ob es uns nun gelingt, loszulassen oder nicht – durch die Übung der Achtsamkeit lernt man, sich mit dem Festhalten gründlicher auseinanderzusetzen, sofern man dazu bereit ist. Der Blick für die eigenen Fixierungen und deren Folgen schärft sich, ebenso wie für den Moment des Loslassens und dafür, welche Bedeutung er für uns haben kann. – Übrigens ist uns dieser Moment des Loslassens keineswegs fremd; er begegnet uns jeden Abend, wenn wir einschlafen. Wir löschen das Licht und lassen Körper und Geist los. Tun wir das nicht, finden wir auch keinen Schlaf.
     
    Abgesehen von diesen sieben grundlegenden Haltungsaspekten gibt es noch weitere geistige und seelische Qualitäten, die zur Erweiterung und Vertiefung der Achtsamkeit in uns beitragen. Rücksichtnahme, Großzügigkeit, Dankbarkeit, Duldsamkeit, Versöhnlichkeit, Wohlwollen, Gelassenheit, Mitleid ebenso wie »Mitfreude« sind einige von ihnen. In mancher Hinsicht weisen diese Eigenschaften Verbindungen zu den sieben anderen auf, die wir gerade näher betrachtet haben. Die ihnen innewohnende Kraft können wir leicht erkennen, wenn wir ein bisschen mit ihnen experimentieren. Dazu bewahren wir sie so gut es geht im Sinn und spüren, wie schwierig es manchmal sein kann, mit unserer Dankbarkeit, Großzügigkeit oder unserem Wohlwollen – vor allem auch uns selbst gegenüber – in Kontakt zu sein. Es ist, mit anderen Worten, gerade der achtsam erlebte
Mangel
an Vertrauen, Geduld, Nicht-Erzwingen oder an Großzügigkeit, Wohlwollen, »Mitfreude« und Gelassenheit in bestimmten Momenten, der uns mit diesen Eigenschaften in Kontakt bringt. Wenn wir misstrauisch oder ungeduldig sind, selbstsüchtig statt großzügig, den Impuls haben, festzuhalten statt loszulassen, zu verletzen statt Rücksicht zu nehmen, und dessen gewahr sind, so
ist
dies bereits Achtsamkeit. Und indem wir bewusst Achtsamkeit, das heißt wertungsfreies Gewahrsein in uns pflegen, vollzieht sich in unserer inneren Haltung allmählich eine Wandlung. Dann können wir beobachten, wie sie uns hilft, um es in Thoreaus berühmten Worten zu sagen, »dem Tag eine andere Qualität zu verleihen«. [4]
    Entschlossenheit, Disziplin und Zielstrebigkeit
    Die eben erörterten sieben inneren Einstellungen zu entwickeln trägt zur Stabilisierung und Vertiefung Ihrer Meditationspraxis bei und unterstützt Sie bei der Aneignung der Meditationstechniken, die Sie in den folgenden Kapiteln kennenlernen werden. Zusätzlich zu diesen inneren Haltungen bedarf es beim Üben einer besonderen Energie und Motivation. Achtsamkeit stellt sich nicht einfach von selbst ein, weil man zu der Überzeugung gelangt, es wäre eine gute Idee, mehr in der Gegenwart und weniger aus dem urteilenden Verstand heraus zu leben. Es bedarf eines festen Entschlusses, die Energie und die zum Durchhalten nötige Disziplin aufzubringen, um eine stabile Meditationspraxis und einen hohen Grad an Achtsamkeit zu entwickeln. Wir haben bereits im ersten Kapitel gesehen, wie wichtig Selbstdisziplin und regelmäßiges Üben für die innere Arbeit sind, die die Patienten in der Stress Reduction Clinic leisten. Zur Entwicklung einer intensiven Achtsamkeit ist beides unerlässlich.
    Der Geist entschlossener Hingabe an die Übung der Meditation, den wir den Patienten während der acht Wochen des MBSR -Programms nahelegen, lässt sich mit der Disziplin eines Hochleistungssportlers vergleichen. Ein Athlet, der sich auf einen Wettkampf vorbereitet, trainiert nicht nur dann, wenn ihm danach zumute ist, bei schönem Wetter etwa oder wenn andere ihm dabei Gesellschaft leisten und sein Terminplan es zulässt. Er trainiert regelmäßig, jeden Tag, bei jedem Wetter, ob er sich gut oder schlecht fühlt, ob er gerade glaubt, dass er sein Ziel erreichen wird oder nicht. Unseren Patienten empfehlen wir, genau diese Einstellung zu entwickeln. Wie schon erwähnt, sagen wir ihnen von Anfang an: »Sie müssen es nicht gern tun, Sie müssen es einfach
tun.
Am Ende der acht Wochen können Sie immer noch überlegen, ob es sich für Sie gelohnt hat oder nicht. Bis dahin aber geht es darum, dass Sie einfach weiterüben.«
    Der

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