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Gesund durch Meditation

Gesund durch Meditation

Titel: Gesund durch Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Kabat-Zinn
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Sie akzeptieren sie einfach als Gegebenheiten, ohne mit Abwehr zu reagieren. Diese Sichtweise ermöglicht es uns, mit unangenehmen Gefühlen anders als bisher umzugehen. So unangenehm sie auch sein mögen, werden körperliche Beschwerden damit zu potenziellen Lehrern und Verbündeten in der Selbsterkenntnis. Sie können Ihnen dabei helfen, Kräfte der Konzentration, der inneren Ruhe und des Bewusstseins zu entwickeln, und sind dann nicht mehr bloß frustrierende Hindernisse beim Versuch, dem Atem aufmerksam zu folgen.
    Die Entwicklung einer flexibleren Form von Aufmerksamkeit erlaubt Ihnen,
jede
Art von Geschehen willkommen zu heißen und anzunehmen, anstatt darauf zu beharren, beispielsweise nur dem Atem zu folgen. Sie zu pflegen ist eines der wichtigsten und wertvollsten Merkmale der Achtsamkeitsmeditation. Wie schon angemerkt, ist letztlich nicht der Atem das Wesentliche, sondern das Gewahrsein selbst.
Jeglicher
Aspekt unserer Erfahrung kann zum Gegenstand unseres Gewahrseins werden, das immer dasselbe bleibt, ob als Atemgewahrsein oder in irgendeiner anderen Form.
    In der Praxis bedeutet dies, dass wir uns bemühen, mit der Meditationsübung auch dann fortzufahren, wenn unangenehme Empfindungen auftreten; nicht unbedingt, bis sie in Schmerz ausarten, doch über die Grenze hinaus, an der wir normalerweise reagieren würden. Wir atmen
mit
ihnen und in sie
hinein.
Wir heißen sie willkommen und bemühen uns von Augenblick zu Augenblick um gleichbleibende Aufmerksamkeit. Wenn es gar nicht anders geht und wir unsere Position verändern müssen,
tun wir auch dies achtsam
und folgen in jedem Moment bewusst der Bewegung unseres Körpers.
    Sich in das Unwohlsein hinein zu entspannen heißt, die Intensität des Schmerzes bis zu einem gewissen Grad zu verringern. Je mehr man sich darin übt, desto leichter gelingt es, den Schmerz zu reduzieren oder zumindest durchlässiger für ihn zu werden, weniger Widerstand aufzubauen. Allein darin liegt schon ein Zuwachs an Lebensqualität. Unabhängig davon, ob es während der Sitzmeditation gelingt, die Schmerzen zu lindern, entsteht aus dem achtsamen Umgang mit der inneren Reaktion auf den Schmerz ein gewisses Maß an Ruhe, Gleichmut und geistigem Bewegungsspielraum. Es hilft uns, sowohl mit den verschiedensten Herausforderungen und Stresssituationen als auch mit Schmerzzuständen gelassener umzugehen.
    Gedanken während der Meditation
    Neben unangenehmen körperlichen Empfindungen oder Schmerzen sind es vor allem Gedanken, die uns während der Meditation vom Atem ablenken. Nur weil man den Entschluss gefasst hat, eine Position der Stille einzunehmen und von Augenblick zu Augenblick den Atem zu beobachten, heißt das noch nicht, dass der Verstand mitspielt und das Denken in uns zur Ruhe kommt. Vielmehr entdecken wir jetzt auf einmal, während wir versuchen, uns bewusst auf den Atem zu konzentrieren, dass wir einem schier endlosen Strom des Denkens ausgesetzt sind, in dem die einzelnen Gedanken unablässig und völlig regellos einander folgen. Sie stürzen durch unseren Kopf wie ein Wasserfall, dem wir nichts entgegenzusetzen haben. Auch unsere Patienten machen diese Erfahrung, und am Ende der ersten Woche nimmt so mancher erleichtert zur Kenntnis, dass es den anderen nicht besser ergangen ist. Es beruhigt sie zu wissen, dass auch die anderen Teilnehmer im Kurs beständigem Denken ausgesetzt sind, denn das ist es, was den Geist ausmacht.
    Gerade diese Erfahrung, dem Denken ausgesetzt zu sein, wird für viele zu einer Art Offenbarung und Chance, zum Beginn eines tiefgreifenden Lernprozesses, der für viele das wertvollste Ergebnis ihrer Meditationsarbeit ist: Die Erfahrung zeigt ihnen nämlich, dass sie
nicht ihre Gedanken sind,
dass sie die Wahl haben, ob sie sich mit ihnen identifizieren und welche Bedeutung sie ihnen beimessen. Diese einfache Tatsache war ihnen zuvor nicht klar gewesen.
    Wie wir schon festgestellt haben, führen die Gedanken offenbar ein Eigenleben. In Zeiten großer Belastungen kreisen sie oft zwanghaft um unsere Nöte, und ständig geht uns durch den Kopf, was zu tun und zu lassen ist, was wir hätten tun und nicht tun sollen. Aber auch wenn unsere Gedanken weniger angst- und sorgenbelastet sind, ziehen sie unsere Aufmerksamkeit vom Atem ab. Es kann sein, dass wir über einen Film nachdenken, den wir gesehen haben, oder dass uns eine Melodie hartnäckig durch den Kopf geht. Wir machen uns Gedanken um das Abendessen, unsere Arbeit, unsere Eltern, unsere Kinder,

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