Gesund durch Meditation
vertraut. Wir hoffen, dass sie dadurch den Sinn unseres Vorgehens besser verstehen.
Die vielleicht wichtigste Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte innerhalb der Medizin ist aber die Einsicht, dass Geist und Körper nicht getrennte Dimensionen sind, sondern eng miteinander zusammenhängen und letztlich eine Einheit bilden, und dass wir folglich Gesundheit nicht mehr als ein Merkmal nur des Körpers oder nur des Geistes auffassen können. Diese neue Sichtweise erkennt die zentrale Bedeutung eines Denkens im Sinne der
Ganzheit
und des
Zusammenhangs.
Sie erkennt die Notwendigkeit, das Zusammenwirken von Geist, Körper und Verhalten zu betrachten, um zu verstehen, was Krankheit ist und wie eine wirksame Behandlung aussieht. Diese neue Betrachtungsweise betont auch, dass es nicht möglich ist, den dynamischen und komplexen Prozess »Gesundheit« zu beschreiben, ohne sich mit der Funktionsweise des ganzen Organismus zu beschäftigen. Obwohl die Analyse isolierter Teilaspekte ebenfalls ihre Bedeutung hat, reicht es nicht aus, sich ausschließlich auf diese Ebene zu beschränken.
Die Medizin ist also dabei, das Erklärungsmodell von Gesundheit und Krankheit, das die Grundlage für ihre Arbeit bildet, zu erweitern und außerdem zu untersuchen, wie sich das Zusammenspiel von Faktoren wie Lebensweise, Denkgewohnheiten, emotionalen Reaktionsmustern, zwischenmenschlichen Beziehungen und Umwelteinflüssen auf die Gesundheit auswirkt. Das neue Modell sagt sich ausdrücklich von der Vorstellung los, Körper und Geist seien prinzipiell und unaufheblich voneinander getrennt. Stattdessen wird heute in der Medizin versucht, zu einer alternativen, umfassenderen Schau von »Geist« und »Körper«, »Gesundheit« und »Krankheit« zu kommen, um besser zu verstehen, was wir mit diesen Begriffen eigentlich meinen.
Das Umdenken in der Medizin wird gelegentlich als
Paradigmenwechsel
bezeichnet – die Ablösung einer ganzen Weltanschauung durch eine andere. Dieser Prozess ist heute freilich nicht nur in der Medizin, sondern mehr oder weniger in allen Wissenschaften zu beobachten. Die Konsequenzen des revolutionären Wandels, den das 20 . und 21 . Jahrhundert für unser Verständnis der Natur und unserer selbst mit sich gebracht haben, treten heute immer klarer zutage, und im Zuge dieser Entwicklung zeichnet sich auch der Paradigmenwechsel immer deutlicher ab. Unsere alltägliche Auffassung der physischen Realität und die gängigen Hypothesen über Welt, Körper, Materie und Energie beruhen allerdings noch immer auf einer überholten Weltanschauung, die sich in den letzten dreihundert Jahren kaum gewandelt hat. Heute sucht die Wissenschaft nach umfassenderen Modellen, die dem neuen Verständnis des polaren Zusammenhangs von Raum und Zeit, Materie und Energie, Körper und Geist, ja, Kosmos und Bewusstsein besser entsprechen. Das betrifft nicht zuletzt die Frage, welche Rolle das menschliche Gehirn – die im uns bekannten Teil des Universums bei weitem komplexeste, am meisten spezialisierte, vernetzte und wandelbare Organisation von Materie – bei alldem spielt.
In diesem Teil befassen wir uns mit einigen neuen Weisen der Weltbetrachtung im Sinne der Ganzheit und des Zusammenhangs sowie der Frage, welche Bedeutung sie für Medizin, Gesundheit und Lebensführung haben. Dabei verfolgen wir zwei Hauptlinien, die sowohl untereinander als auch mit der Übung der Achtsamkeit in enger Beziehung stehen.
Die erste hat mit dem Wahrnehmungsprozess als solchem, mit der Form unserer Aufmerksamkeit zu tun. Die Art, wie wir Dinge sehen (oder nicht sehen), sie erfassen und für uns interpretieren, hat direkten Einfluss darauf, wie wir unsere Probleme wahrnehmen oder mit Stress und Krankheit umgehen. Wenn wir lernen, Stress und Krankheit ins Auge zu sehen, sie auf neue Weise zu begreifen und ihnen sogar etwas Positives abzugewinnen, werden sie zumindest etwas von ihrem Schrecken für uns verlieren und sich weniger zersetzend und vergiftend auf uns auswirken. Im nächsten Kapitel werden wir uns näher mit diesem Thema beschäftigen. Wir werden nach der Bedeutung der Begriffe »Ganzheit« und »Zusammenhang« (oder »Verbundensein«) fragen und warum sie für Gesundheit und Heilung so enorm wichtig sind. Im letzten Kapitel dieses Teils werden wir dann nochmals auf dieses Thema zurückkommen.
Die zweite Hauptlinie hat mit der neuen Perspektive zu tun, die sich heute auf der Grundlage der Forschungen in Verhaltensmedizin, integrativer Medizin,
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