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Gesund durch Meditation

Gesund durch Meditation

Titel: Gesund durch Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Kabat-Zinn
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Gesundheitspsychologie und Neurowissenschaft entwickelt. Wir gehen der Frage nach, wie Geist und Körper in Gesundheit und Krankheit zusammenwirken, welche Konsequenzen sich aus unserem neuen Verständnis dieser Zusammenhänge für die Gesundheitsvorsorge ergeben und was wir eigentlich damit meinen, wenn wir von »Gesundheit« und »Heilung« sprechen.
    Beide Gedankenlinien ergänzen sich so zu einem erweiterten Verständnis der Meditationspraxis und des Wertes, den die Entwicklung von Achtsamkeit in der individuellen Lebensführung haben kann. Sie machen nochmals deutlich, dass
sowohl
die eigene Erfahrung
als auch
die Einbeziehung aktueller Entwicklungen in der medizinischen Forschung Voraussetzungen für die Förderung oder Wiederherstellung der eigenen Gesundheit sind.
    Wer jedoch die Aussagen und Aussichten in diesem Teil des Buches lediglich intellektuell erfasst, für den bleibt ihr praktischer Wert gering. Vielmehr soll Sie dieser Teil dazu anregen, sich mehr für Ihren eigenen Körper zu interessieren, ihn zunehmend zu schätzen und zu respektieren, und Ihnen die Augen öffnen für seine außerordentliche Schönheit und Komplexität sowie seine erstaunliche Fähigkeit, sich auf allen Ebenen selbst zu regulieren und zu heilen. Es geht hierbei nicht um die Vermittlung bloßen Faktenwissens, sondern um die Erweiterung des Verständnisses Ihrer selbst und Ihrer Beziehung zur Welt als ein denkendes, fühlendes und in einen sozialen Kontext eingebundenes, kurz: ganzheitliches Wesen. Es geht um die Revision Ihrer Glaubenssätze über sich und die Welt, um einen tieferen Blick ins eigene Innere, um ein gesteigertes Vertrauen in Ihren Körper und Ihren Geist.

12. Die Illusion des Getrenntseins und das Durchscheinen der Ganzheit
    Haben Sie schon einmal einen Hund in seinem ganzen »Hund-Sein« erblickt? Ein Hund ist etwas ganz Erstaunliches, wenn man ihn wirklich
sieht.
Was ist er? Woher kommt er? Wohin geht er? Warum hat sein Körper diese Gestalt? Was hat er für eine »Anschauung« von den Dingen und seiner Umgebung? Was fühlt er?
    Kinder stellen sich noch solche Fragen. Sie haben eine noch unverbrauchte Schau auf die Welt und sehen alles wie zum ersten Mal. Unsere Anschauung der Welt dagegen ist oftmals abgestumpft. Wir sehen bloß einen Hund. »Wer einen gesehen hat, hat alle gesehen.« Was wir erblicken, sehen wir weniger durch unsere Augen als durch den Filter unserer Gedanken und Meinungen. Unsere Gedanken sind wie ein Schleier, der uns die lebendige Schau der Dinge verwehrt. Was in unseren Wahrnehmungsbereich eintritt, wird vom denkenden Geist identifiziert, klassifiziert und begrifflich fixiert: ein Hund. So hindert uns der urteilende Geist tatsächlich daran, den Hund in der Fülle seines Seins zu erschauen. Der Wahrnehmungsinhalt »Hund« wird mit all seinen Assoziationen im Gehirn unverzüglich zum Objekt verarbeitet und einer Kategorie zugeordnet, woraufhin der nächsten Wahrnehmung oder dem nächsten Gedanken dasselbe widerfährt.
    Als unser Sohn zwei Jahre alt war, wollte er wissen, ob in unserem Hund Sage ein menschliches Wesen stecke. Es war ein rührender Moment, und ich konnte in diesem Augenblick unseren Sage mit den Augen unseres Sohnes sehen. Ich verstand auch, warum er so fragte. Sage war ein echtes Familienmitglied mit seinem angestammten Platz, das mit seiner Gegenwart spürbar zur Atmosphäre des Hauses beitrug, eine vollwertige »Persönlichkeit« wie jeder andere von uns. Wie konnte ich meinem Sohn also auf seine Frage antworten?
    Nehmen wir Hunde also lieber aus. Aber ein Vogel, eine Katze, ein Baum, eine Blume, ein Rhinozeros? Jedes für sich ein staunenswertes Wesen. Wenn man sie sich einmal richtig anschaut und wirklich
wahrnimmt,
glaubt man kaum, dass es sie gibt. Da ist es, ein vollkommenes Wesen, das einfach ist, was es ist, in sich vollendet. Ein phantasievolles Kind könnte wohl ein solches Wesen wie ein Rhinozeros, einen Elefanten oder eine Giraffe ersinnen. Aber sie sind nicht da, weil sie der Phantasie eines Kindes entsprungen sind. Es ist das Universum, das solche Träume spinnt und in die Welt setzt, wie auch uns selbst. Das Leben ist in jeder Form schön und faszinierend, sobald sich der Schleier unserer Denkroutinen hebt, und sei es nur für einen Augenblick. Es kann nicht schaden, sich das jeden Tag in Erinnerung zu rufen.
    Jeder Vorgang, jede Situation, jedes Ding kann auf sehr unterschiedliche Weise betrachtet werden. Einmal ist ein Hund einfach ein Hund, an dem nichts

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