Gesunde Ernährung und andere Krankheiten (neues Wissen)
für eine dreiviertel Stunde Mittag. Das Essen muss schnell auf den Tisch. Ein oft gehörtes Argument: „Wo soll ich nach einem Neun-Stunden-Arbeitstag noch die Zeit zum Kochen hernehmen?“
Bei uns isst man schnell, lauwarm, weich – und versucht, ein möglichst schnell einsetzendes Sättigungsgefühl zu erreichen. Nur die Grundbedürfnisse des Geschmacks müssen berührt werden. Süß oder salzig. Als Erfrischung sauer, aber nicht zu viel, und zum Aufstehen Kaffee, bitter. Und dann das Verlangen nach Fleisch, besser dem Röstaroma, das mit dem Geschmackssinn „Umami“ beschrieben wird. Das reicht den meisten Menschen. Für feinere Sensorik fehlen Zeit und Verständnis.
So abgestumpft wird unkontrolliert in sich hineingestopft, am liebsten vor dem Fernseher. Auf diesen braucht man auch nicht im Restaurant zu verzichten. Vor allem amerikanische Fastfood-Ketten hängen voll mit Fernsehern. So kommt niemand in die Verlegenheit, sich wohlmöglich über das Essen zu unterhalten.
Undenkbar in Gesellschaften, die in dem täglichen Essen einen unverzichtbaren Bestandteil ihrer Lebensqualität sehen!
XXL-Menüs, “All you can eat”, mega-riesen Schnitzel. Schwerst übergewichtige Männer, die im Vorabendprogramm des Fernsehens begeistert Unmengen billig produzierter und am liebsten frittierter Massenware in sich hineinstopfen. Das ganze euphorisch moderiert und begleitet von Groupies, die dem „Allesverwerter“ lachend auf die Schulter klopfen, wenn er so viel vertilgt hat wie eine ganze Kleinfamilie.
Stellen Sie sich dagegen mal bildlich einen rustikalen Holztisch auf einer italienischen Veranda vor. Blumen auf dem Tisch, schönes Geschirr. Freunde, die Familie sitzen zusammen, es gibt einfache Hausmannskost, frisches Brot. Geselligkeit, man lobt die Köchin, den Koch.
Und dazwischen ein Mensch ohne Maß. Er nimmt nicht an der Geselligkeit teil, er stopft sich voll mit allem, was seine Arme erreichen können, beschwert sich vielleicht sogar, dass die Suppe zu heiß ist und er so nicht schnell genug möglichst viel davon in sich hineinkippen kann.
Sie werden mir zustimmen: So ein Mensch würde nie wieder eine Einladung erhalten. Und ich glaube, dieser Mensch wäre auch ganz froh darüber, assimiliert er doch lieber die XXL-Pizza vom Bringdienst vor dem Fernseher.
Hier erzieht sich die Gesellschaft von ganz alleine zum Genuss. In den Ländern des Mittelmeeres hat das Speisen einen völlig anderen Stellenwert in der Alltagskultur und im gesellschaftlichen Miteinander. Hier ist keine Ernährungsaufklärung notwendig.
Man mag die Initiatoren all der bunten Ernährungsratgeber fragen: „Wie haben Sie denn Ihre Mittagspause verbracht, während Sie Ihrer anspruchsvollen Tätigkeit nachgingen? Ach, bestimmt am Arbeitsplatz, mit einem Konservenessen vom Bringdienst, schließlich lässt Ihre wichtige Tätigkeit lange Pausen nicht zu.“
Und während Ihnen das Essen wie ein Stein im Magen liegt und Sie schon wieder urlaubsreif sind, träumen Sie vom Urlaub in Italien, wo alles so schön entspannt war …
Essen und Kinder – ernähren wir unsere Kinder krank?
Das ist ein heikles Thema. Und ich betone, dass ich ausschließlich aus meiner eigenen Erfahrung schreibe. Dieses Thema mag sich an anderen Orten anders darstellen.
Ein Kind ist drei Jahre und klagt über „Bauchdrücken“. Der Kinderarzt wird konsultiert; um sicherzugehen, werden ein paar Tests durchgeführt, und damit die Mutter auf das nächste Bauchdrücken reagieren kann, wenn nicht gleich ein Arzt verfügbar ist, gibt es ein paar Magentropfen. Die Mutter beobachtet jetzt akribisch alles, was ihr Kind isst, hat sie doch schon so viel von Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehört. Diese sollen ja besonders bei Kindern immer häufiger auftreten. Wahrscheinlich wird nicht nur das beäugt, was das Kind oben in sich hineintut, sondern auch das, was unten wieder herauskommt.
„Hast du wieder Bauchdrücken?“ wird das Kind gefragt, und tatsächlich, ja, es drückt wieder ein wenig. Die Mutter fühlt sich in ihren Befürchtungen bestätigt. Es geht wieder zum Arzt. Der untersucht, drückt hier, drückt da, möchte sicher gehen und baut das Untersuchungsprogramm aus. Eventuell muss noch ein Spezialist hinzugezogen werden. Unruhig wartet die Mutter die Untersuchungsergebnisse ab. Argwöhnisch wird jede noch so kleine Reaktion des Kindes auf das Essen beobachtet. Lactose-Intoleranz?
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