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Gesunde Ernährung und andere Krankheiten (neues Wissen)

Gesunde Ernährung und andere Krankheiten (neues Wissen)

Titel: Gesunde Ernährung und andere Krankheiten (neues Wissen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Sommers
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    Eine Methodik, die der Mensch in der Evolution entwickelt hat, ist die der Ersatzbefriedigung. In unserer mit den Jahrtausenden immer komplizierter gewordenen Welt konnte der Mensch seinen Wunsch nach der Befriedigung seiner Bedürfnisse nicht mehr so einfach ausleben. Eine gesellschaftlich akzeptierte Ersatzbefriedigung ist zum Beispiel das Essen. Vor vielen anderen Ersatzbefriedigungen verschließt die Gesellschaft oft die Augen, obwohl sie diese verurteilt. Ich denke hier an den Alkohol- und Drogenmissbrauch.
     
    Diese Gelüste werden dem Menschen nicht nur mit den Genen in die Wiege gelegt. Viele entwickeln sich durch das Elternhaus, die Lebensumstände, in denen man aufwächst, aber auch durch einschneidende Erlebnisse.
     
    Ein Beispiel: Nach der Niederlage des Russlandfeldzuges (1812) der Truppen Napoleons starben tausende französische Soldaten den Hungertod auf dem beschwerlichen Rückweg in die Heimat. Die überlebten, hatten sich vor allem von Pferdekadavern ernährt. Viele der Heimgekehrten brieten sich auch später – meist heimlich, denn der Verzehr von Pferdefleisch war verpönt – ein Stück Pferdefleisch, obwohl sie keinen Mangel mehr litten. Das Bedürfnis, die schrecklichen, meist nicht verarbeiteten Erlebnisse dieses Traumas zu verarbeiten, wurde durch das geschmackliche Wiedererleben der Notnahrung befriedigt.
     
    Beobachten Sie sich selbst. Denken Sie ein wenig über Ihre Kindheit, über einschneidende Erlebnisse, Traumata etc. nach. Vielleicht sind viele Dinge, die Sie wider die Vernunft tun, zum Beispiel übermäßiges Essen, Trinken, Rauchen, nicht unbedingt schlechte Angewohnheiten. Sie wurzeln vielleicht viel tiefer, in unbefriedigten Bedürfnissen. Den Weg dorthin können Sie jedoch nur selbst finden. Sprechen Sie mit der Familie, mit Freunden oder Weggefährten – sie werden Ihnen vielleicht auf diesem Weg helfen können.
     
    Der Entschluss, seine Gewichtsprobleme anzugehen, kann also auch eine Reise in die eigene Vergangenheit bedeuten. Eine einfache Diät scheint da verlockender, als eventuell an Dingen zu rühren, die man gern im Dunkel der Vergangenheit belassen würde.
     
    Auch auf dieses Thema werde ich in einem späteren Kapitel („In unserem tiefsten Inneren“) noch einmal eingehen.
     
     

Wie die Ernährung in unterschiedlichen Ländern wahrgenommen wird
     
    Vorweg eine Frage: In welchem Land, glauben Sie, wird am meisten in die Ernährungsaufklärung investiert?
     
    Vielleicht kommen Sie schnell darauf, weil die Absurdität der Tatsache einem die Antwort auf die Zunge legt. Es sind die USA. Aber auch bei uns in Deutschland wird viel in die Aufklärung gesteckt. Broschüren, Faltblätter, Poster – die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, der Allgemeine Informationsdienst sowie viele andere Vereine und Institutionen bieten eine Vielzahl an Informationen, angefangen von Einzelinfos bis hin zu ganzen Ernährungskonzepten mit Ernährungskreisen, Ernährungspyramiden, zweidimensional und dreidimensional.
    Trotzdem haben Amerika und Deutschland große Probleme mit ernährungsbedingten Krankheiten. Können die Menschen in diesen Ländern nicht lesen? Oder interpretieren sie die Schaubilder, gestaltet von Experten, Wissenschaftlern und Medizinern, nicht richtig?
     
    In Frankreich oder Italien werden Sie nicht viel „Ernährungsaufklärung“ finden, trotzdem erkranken dort weniger Menschen ernährungsbedingt. Aber leider gleichen sich die Menschen dort, vor allem in den Ballungszentren, auch immer mehr dem Durchschnitt an. Irgendetwas läuft hier also nicht richtig.
     
    Gehen wir das Problem mal nicht von der wissenschaftlichen Seite an, sondern beleuchten wir es kulturhistorisch: Was bedeutet es eigentlich, zu „essen“?
     
    Tischkultur, gemeinsam zu speisen (ich schreibe bewusst nicht „essen“), in der Familie, mit Nachbarn und Freunden. Sich Zeit nehmen für den Genuss. Bei einem einfachen, aber genial kreierten Stück Käse und einem Glas Rotwein über die Feinheiten des Aromas dieses Käses sinnieren. Sich über eine Einladung der Nachbarn zum Essen freuen, weil diese einen wirklich genialen Eintopf kochen. Die Mittagspause für ein frugales Mahl nutzen und dem Körper eine Stunde Zeit geben, die Mahlzeit in Ruhe aufzunehmen. Dafür dann eben abends eine Stunde länger arbeiten.
     
    Sie merken schon, worauf ich hinaus will: Hier bei uns in Deutschland (und auch in Amerika) sind solche Szenarien undenkbar. Die Arbeitswelt lässt gerade Zeit

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