Gesunde Ernährung und andere Krankheiten (neues Wissen)
Sie es nicht dazu. Es ist in Deutschland noch kein Kind aus freien Stücken verhungert. Stellen Sie stattdessen Obst, geschnittenes Gemüse, Brot in Erreichbarkeit Ihrer Kinder. Sie werden sehen, die bedienen sich schon, wenn sie hungrig sind. Müsliriegel, Softdrinks und Süßigkeiten sollten allerdings unter Ihrer Kontrolle bleiben.
Ich möchte damit nicht anregen, Ihren Tagesplan in die Hände der Kinder zu legen. Regelmäßiges Zusammensitzen der Familie, gern zum Essen, ist sehr wichtig.
Mit Kindern kochen – ein Ausflug in die Fäkalwelt
Ich bin seit vielen Jahren als Kursleiter im Rahmen der offenen Ganztagsschule tätig. Ich koche dort mit Kindern der Klassenstufen 5 bis 8. Es ist immer wieder spannend, wenn ein Halbjahr um ist und ich eine neue Gruppe bekomme. Meist beginne ich den ersten Kochtag mit etwas Einfachem. Fladenbrot (den Teig bringe ich schon fertig mit), Gemüse zur Füllung, Quark mit Kräutern. Die Kinder müssen den Teig kneten, ein wenig Gemüse und Kräuter schneiden bzw. hacken, den Quark anrühren. So bekomme ich einen Überblick über die motorischen Fähigkeiten. Und – es regen sich, meist noch leise, die ersten Proteste. „Ich mag keine Tomaten“, „Iiih, Brennnesseln (Basilikum oder Minze)!“ Mit den Wochen werden sie immer mutiger und lauter. „Können wir Eis machen?“ – „Können wir Pommes machen?“ – „Können wir Pfannkuchen mit Schokoladenshake machen?“ Dann wird es langsam Zeit für meine Ansprache. „Dies ist kein Esskurs, es ist ein Kochkurs, und ich stehe nicht hier, damit ihr eure Lieblingsgerichte auf den Tisch bekommt, sondern damit ihr Lebensmittel kennenlernt.“
Doch zurück zum Thema „Das mag ich nicht“. Selten, dass mehrere Kinder das Gleiche nicht mögen, dann muss ich natürlich meine Rezepte dem ein wenig anpassen. Meist sind es einzelne zu einzelnen Lebensmittel. „Dann lässt du das eben weg“, ist meine Reaktion darauf. Die anderen Kinder essen und fragen: „Wieso magst du das nicht?“ In der Gruppe reguliert sich das Essen meist von ganz allein.
Interessant für mich ist natürlich, wieso sie jetzt das eine oder andere nicht mögen. Und hier ist es wichtig, wie Kinder assoziieren. Einzig der süße Geschmackssinn ist angeboren, und der ist bei den meisten Kindern (und auch bei vielen Erwachsenen) sehr dominant. Alle weiteren Geschmackssinne werden erst langsam erlernt. Ebenso wie kulturelle Verhaltensmuster wie Vorlieben und Ekel. Bei Kindern ist der Erfahrungsschatz noch nicht sehr reich, sie können vieles noch nicht differenzieren. Manches haben sie sich bei ihren Eltern abgeguckt, aber anderes haben sie bereits aus eigenen Erfahrungen erlernt.
Immer wieder wird das Essen, gerade das, welches sie nicht mögen, mit Fäkalien, Erbrochenem, Verletzungen (sehr starke Eindrücke aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz) in Verbindung gebracht.
Ein (harmloseres) Beispiel. Wir machen Pfannkuchen mit Apfelmus. Ein Kind erzählt mir, seine Mutter hätte gesagt, Pfannkuchen seien ungesund. Ich bitte das Kind, die Zutaten von Zuhause zu beschreiben. Weißes Mehl, weißer Zucker, Apfelmus aus der Pappschachtel (Tetra Pak). Dann bitte ich es, unsere Zutaten zu beschreiben. Das Mehl sei schmutzig (Dinkelvollkornmehl), der Zucker kackbraun (Rohrzucker), und am allerschlimmsten, die Äpfel sind noch ganz und haben Flecken (Boskop).
Nun ist das Kind im Dilemma. Auf der einen Seite liebt es Pfannkuchen, die es aber zu Hause nur sehr selten gibt und die ungesund sein sollen, auf der anderen Seite soll es Pfannkuchen selbst bereiten, aus Zutaten, die Ekel bei ihm regen.
Ich habe dem Kind versucht, die Unterschiede bei der Qualität der Lebensmittel zu erklären. Mit einfachen Worten natürlich, und es wird nicht alles verstanden haben. Eines hat es aber verstanden: Ein Lebensmittel kann gesund oder ungesund sein, auch wenn es den gleichen Namen hat. Eine sehr wichtige Erfahrung, die heute noch nicht mal viele Erwachsene verinnerlicht haben. Das Kind jedenfalls hat die Pfannkuchen mit Genuss gegessen.
So lernen die Kinder neue Erfahrungen zu machen und in der Gruppe zu sehen, wie andere Kinder ganz selbstverständlich und mit Genuss Dinge essen, die sie ablehnen.
Die Gerichte, die ich mit den Kindern koche, sind vor allem vielfältig, natürlich frisch, und ich bringe nach Möglichkeit auch immer etwas Exotisches mit. Eine Vanillestange, aromatische Kräuter, Gewürze werden bei mir frisch
Weitere Kostenlose Bücher