Gesunde Muskeln - Gesunder Körper
den häufigsten Beschwerden der Armmuskulatur zählen der Tennisellenbogen (laterale Epikondylitis) und das Karpaltunnelsyndrom, das zugleich eine der häufigsten Berufskrankheiten darstellt. Beide Erkrankungen verschlingen jedes Jahr Millionen an Behandlungskosten, Fehlzeiten, Krankengeld und anderen indirekten Ausgaben.
Im Unterarm herrscht ähnlich wie in der Wirbelsäule auf relativ engem Raum viel Gedränge, denn hier bewegen sich Muskeln, Sehnen und Nerven dicht an dicht. Damit sind Druck auf die Nerven, Schmerzen und Funktionsstörungen praktisch vorprogrammiert. Auch hier zahlt sich der genaue Blick auf das Zusammenspiel der drei Grundelemente – Knochen, Gelenke und Muskeln – aus. Die verbreitete Diagnose Karpaltunnelsyndrom (KTS) umfasst ein ganzes Spektrum an Symptomen, das entsteht, wenn der Medianusnerv im Karpaltunnel unter Druck gerät. Das klingt nachvollziehbar und wird von den Medien gern aufgegriffen, so dass Menschen mit tauben, schmerzenden Händen oft davon überzeugt sind, dieses Syndrom zu haben. Wir hingegen unterstützen die Ansicht der Spezialistin für physikalische und Rehabilitationsmedizin, Dr. Jennifer Solomon (siehe Kasten Seite 153), dass das KTS eher zu häufig diagnostiziert wird. Viele bzw. die meisten Fälle gehen darauf zurück, dass verspannte Muskeln den Nerv über dem Handgelenk zusammendrücken. In solchen Fällen wirkt die manuelle Therapie zur Muskelentspannung wahre Wunder. Eine operative Entlastung des Medianus (die Standardtherapie für schwere KTS-Fälle) ist überflüssig.
Alarmstufe Rot
Sofort zum Arzt
Bei einer chronischen Verletzung mit schießenden Schmerzen und Taubheitserscheinungen ist in der Regel ein Nerv beteiligt. Hier sollte ein Arzt hinzugezogen werden. Auch längeranhaltende Taubheit oder Muskelschwäche sind ernst zu nehmen. Handgelenkstraumata mitschmerzhafter Schwellung sollten ebenfalls dem Arzt vorgestellt werden. Ältere Menschen erleiden bei einem Sturz häufig ernste Zerrungen und Brüche, die geschient oder gegipst werden müssen, um gut zu verheilen. Wie bei allen Gelenkproblemen ist auf Anzeichen für eine Infektion zu achten: Bei Rötung, Überwärmung oder Schmerzen, die nicht mit veränderter Aktivität zu tun haben, sollten Sie sofort zum Arzt gehen. Wenn ernste Ursachen ausgeschlossen sind, ist von einer weniger schweren Bindegewebsschädigung, zum Beispiel einer leichten Bänderdehnung oder einer Muskel- oder Sehnenzerrung auszugehen. Hier gelten die üblichen PECH-Regeln: P ause (entlasten), E is, C ompression (bandagieren, um die Entzündung zu zügeln) und H ochlagern (über Herzhöhe).
Für komplexe Bewegungen ist ein koordiniertes Zusammenwirken einzelner Körperteile erforderlich. Die dabei entstehende Bewegungsabfolge wird als kinetische Kette bezeichnet. Probleme im oberen Bereich der Kette übertragen sich normalerweise auf den unteren Bereich. Der Arm ist ein perfektes Beispiel. Die Schultermuskeln sorgen dafür, dass das Schultergelenk den Oberarm bewegt. Die Oberarmmuskeln wirken auf den Ellenbogen ein, der wiederum den Unterarm bewegt. Dieser beeinflusst über das Handgelenk die Bewegung der Hand. Das Ellenbogengelenk ist als mittleres Glied der Kette sehr direkt betroffen. Der einzige Knochen des Oberarms trifft dort auf die beiden Knochen des Unterarms, Elle und Speiche. Die längere Elle bildet zusammen mit dem Oberarmknochen ein Scharniergelenk, das sich öffnen und schließen kann. Die kürzere Speiche dreht sich neben diesem Scharnier auf der Elle und dem Oberarmknochen seitlich hin und her, damit wir den Unterarm auch verdrehen können. Der Ellenbogen wird von Bändern zusammengehalten und ist durch die knöcherne Spitze des Oberarmknochens geschützt.
Das Handgelenk ist komplizierter. Dort laufen Elle und Speiche zusammen und bilden eine Schale für vier nebeneinanderliegende, ungleichmäßig geformte Handgelenksknochen. Davor liegt eine zweite Reihe mit weiteren vier Knochen, die alle zusammen die Karpalknochen darstellen. Das komplette System wird durch zahlreiche schmale, flexible Bänder zusammengehalten, die Hand und Handgelenk so einzigartig vielseitig machen. Das Handgelenk kann sich vor und zurück sowie von einer Seite zur anderen biegen. An seiner Unterseite verläuft das Karpalband, das eine Wand des berüchtigten, beengten Karpaltunnels aus Knochen und Bindegewebe darstellt, durch den Venen, Arterien, die drei Hauptnerven und die Sehnen der vier Finger und des Daumens
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