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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Pip.
    Kein einziger Student war drinnen gewesen. Privatpatienten wurden, ungleich den vom Volksgesundheitsdienst versorgten, nicht in die unangenehme Situation versetzt, plötzlich von zwanzig bis dreißig jungen Männern und Frauen in weißen Mänteln belagert zu werden, die unter Stoßen und Drängen miteinander diskutierten, wer von ihnen mit seiner Diagnose recht habe, als wäre das Objekt ihrer Aufmerksamkeit bereits hinübergegangen.
    «Na so was. Es gibt dort Farbfernsehen und noch so allerhand, und ihr Essen kriegen diese Luxuspflanzen separat serviert.»
    «Gibt’s denn dort keine eigenen Hausdiener?»
    «Wahrscheinlich nicht. Sie haben keine eigenen Ärzte und Schwestern, nicht wahr? Das alles hat man mit dem Volksgesundheitsdienst irgendwie ausgetüftelt.»
    « Aber hast du nichts dagegen einzuwenden, Blumen zu Privatpatienten zu bringen?»
    «Darüber hab ich eigentlich noch nicht nachgedacht. Jetzt muß ich aber ins Wettbüro.»
    «Möchtest du nicht heute abend, nach Arbeitsschluß, mit mir etwas trinken gehen, Harold?» erinnerte sich Pip. «Drunten im Pub? Aber dir wäre wohl unsere Hausbar lieber?»
    «Der geh ich nicht in die Nähe. Wie man hört, schmeckt das Bier dort nach Fliegenpisse und die Preise sollen gepfeffert sein.»
    Pip fragte verdutzt: «Aber du hast doch durchsetzen wollen, daß die Krankenträger dort zugelassen werden?»
    «Da ging’s mir nur um das Prinzip.»
    «Ach so.» Pip nickte bedachtsam. «Du willst, wie beim Boxen, den Gegner nicht aus den Augen lassen? Oder, genauer definiert: Du trachtest, einen kräftigen Schlag dort anzubringen, wo er am meisten weh tut?»
    «Stimmt, Kollege. Du lernst rasch», sagte Harold bewundernd. «Gib der Brenda Bristols einen festen Kuß von mir.»

9

    Als Pip mit den Blumen seinen Weg aus dem Keller des St. Swithin antrat, saß Brenda Bristols, in ein transparentes Nachthemdchen gehüllt, das ihre Formen voll zur Geltung brachte, in zahlreiche Kissen geschmiegt, aufrecht im Bett, schlürfte einen Wodka Martini und blätterte in Private Eye , während sie auf den Lunch wartete. Plötzlich wurde die Tür ihres Zimmers aufgerissen und herein flatterte ein rosiges Männchen mit Brille in einem einfachen weißen Nachthemd, das ihm nur bis zu den halben, massigen Schenkeln reichte. Der Mann schrie: «Helfen Sie mir!»
    Brenda Bristols betrachtete ihn über ihr Magazin hinweg. Eine durch sexbessene Schauspieler, tiefblickende Direktoren, leidenschaftliche Bühnenautoren und tastfreudige Millionäre sehr belebte Laufbahn in den Nachtklubs der halben Welt hatte bewirkt, daß Brenda sich durch die sexuellen Wechselfälle des Lebens nicht so leicht aus der Fassung bringen ließ. «Hallo!» rief sie freundlich.
    «Helfen Sir mir!» wiederholte ihr Besucher.
    «Soll ich über den Summer eine Schwester herbeirufen? Oder hat Ihr Fernseher versagt?»
    «Verehrte Gnädigste, helfen Sir mir, bitte! Darf ich eintreten?»
    Er schlug die Türe hinter sich zu und trottete über den dicken aprikosenfarbigen Teppich auf das hohe weiße Bett zu; dieses war, nach einem Entwurf ernster und einfallsreicher Schweden, allerorten mit Knöpfen und Hebeln ausgestattet, um die Patienten blitzschnell in ein Dutzend verschiedener Positionen zu bringen, die alle gleichermaßen unbequem waren. Der Mann blickte wild um sich. «Wo kann ich mich verstecken?»
    «Dort ist mein Badezimmer.» Sie wies durch ein Kopfnicken auf eine zweite Tür. «Es ist nur ein bißchen feucht.»
    «Ist hier kein Zugang zur Feuerleiter?» fragte der Besucher verzweifelt, während sein Blick auf den sonnigen Balkon fiel. «Oder könnte ich mich vielleicht an Ihren Leintüchern abseilen?»
    «Die zwei, die ich benütze, kann ich leider wirklich nicht entbehren. »
    «Ich glaube, es geht sieben Stockwerke tief hinunter. Ich müßte mir also Dutzende von Laken ausborgen. Und das würde natürlich auffallen.»
    «Glauben Sie nicht, daß es auch auffallen würde», gab ihm Brenda Bristols zu bedenken, «wenn Sie, selbst in diesen unseren nicht sehr förmlichen Tagen, nur mit einem kurzen Nachthemd bekleidet durch die City liefen?»
    «Vielleicht könnten Sie mir etwas borgen?» fragte er mit aufleuchtenden Augen. «In einem Ihrer Abendmäntel könnte ich meine Flucht leicht bewerkstelligen.»
    «Ich glaube nicht, daß Ihnen eine meiner Toiletten sehr gut zu Gesicht stehen würde, Darling. Aber wo haben Sie Ihre Kleidung gelassen?»
    «Die hat man versteckt. Gestern abend. Als man mich in das Zimmer

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