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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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wir so viele Weiber, wie wir uns leisten können, ungefähr so, wie ihr hier in England es mit euren Autos und Golfklubs und so weiter treibt.» Professor Dingo versetzte seinem Patienten lachend einen weiteren Rippenstoß. «Herzkranke Leute haben verrückte Ideen, Sir Lancelot. Das wissen Sir ja.» Er tippte mit dem Finger an die Stirn. «Sauerstoffmangel. Komm, mein Kleiner. Wir fahren wieder mit dem Lift hinauf und ich werde von nun an bei dir sitzen bleiben. Wir werden miteinander     Das Männchen warf Sir Lancelot weidwunde, flehende Blicke zu. Aber der Chirurg reagierte darauf nur mit einem Heben seiner buschigen Brauen und einem Zucken seiner breiten Schultern. Sir Lancelot wußte, wie sehr sich ein Mensch für eine größere Operation stählen konnte, dann aber, wenn sie unmittelbar bevorstand, zu kneifen versuchte und einfallsreiche Ausflüchte vorbrachte, die seinen Mut nicht in Frage stellten. Was hatten seine Patienten nicht schon alles von abratenden Frauen und Freunden erzählt, von überraschender Besserung des Befindens, von wunderwirkenden Besuchen bei Naturheilkundigen, und dies immer hektischer, je mehr das Skalpell des Damokles Anstalten machte, auf sie herabzusausen. Der von Vitalität übersprudelnde Dingo war vielleicht nicht der klassische Chirurg, überlegte Sir Lancelot, während er durch die breite Eingangstür ins Freie hinaustrat. Wahrscheinlich aber fiel in einem von Hemmungen und Regeln so unbelasteten Land wie Schanka eine gewisse Formlosigkeit im professoralen Gehaben nicht weiter auf.

8

    Kurz vor dreizehn Uhr, als es Zeit für die Lunchpause war, zog Pip seinen braunen Mantel aus, warf ihn sich über die Schulter und lenkte seine Schritte in die Hausbar der Ärzte. Wie erwartet, lehnten seine beiden alten Freunde mit ihren Bierkrügen in der gewohnten Ecke.
    «Kommst du die leeren Gläser und Flaschen abholen?» rief ihm Tony grinsend entgegen.
    «Hast du schon mit dem Institutsvorstand gesprochen?» fragte Hugo Raffles neugierig.
    «Ich hab überhaupt mit niemandem gesprochen. Ihr würdet über das Leben im Untergrund dieses Spitals staunen. Wollt ihr genau wissen, was ich treibe? Ich sitze - mit ungefähr hundert anderen Trägern - den ganzen Tag lang im Keller auf meinen vier Buchstaben. Und ich tue den ganzen Tag lang absolut nichts, außer, daß ich die Teepausen einhalte.»
    «Nächstesmal werden die Operationsdiener Teepausen verlangen», meinte Tony. «Ich glaube Sir Lancelot zu hören, wie er ruft, da aber ertönt die Sirene und alle spazieren hinaus, der Patient bleibt allein zurück, an den Respirator angeschlossen.»
    «Es ist wirklich ein skandalöses System», versicherte Pip eindringlich. «Für den Gesundheitsdienst eine schreckliche Geldverschwendung und der Moral des Personals entschieden abträglich.»
    «Die Regierung verfügt über unbeschränkte Geldmittel, lieber Freund, und die Krankenträger verfügen über unbeschränkte Faulheit», sagte Hugo. «Wozu also das alles? In einem Krankenhaus gibt es viel wichtigere Dinge zu reformieren. Wir Hausärzte könnten zum Beispiel ganz gut einen neuen Tennisplatz brauchen.»
    «Aber das Befördern von Kranken ist ein wesentlicher Dienst in einem Spital», erwiderte Pip ernst. «Im Jahresbericht 1963 des von König Edward VII. gestifteten Fonds — ich habe während der vergangenen Nacht darin studiert - wird konstatiert, daß die Planung und Beaufsichtigung des Krankenbeförderungswesens von fundamentaler Bedeutung sei, leider aber nicht genügend beachtet werde.»
    «Wenn du als Hausarzt eine Hundertstundenwoche arbeitest», sagte Tony mit Nachdruck, «liegen dir wichtigere Dinge im Sinn als die Krankenträger.»
    «Auch Krankenträger sind Menschen», murmelte Pip. Er war enttäuscht. In seiner Harmlosigkeit hatte er erwartet, daß die Kollegen von seinen Ausführungen hingerissen sein würden.
    «Wir müssen wirklich diese Konfrontation mit dem Vorstand herbeifuhren», fuhr Hugo fort. «Natürlich vor den Augen möglichst vieler Hörer. Vielleicht könntest du es so einrichten, daß du es bist, der den Patienten für die klinische Demonstration hereinrollt? Heute nachmittag im großen Hörsaal. Das wäre einmal ein dramatischer Auftritt in einem theatergerechten Rahmen. Dann kannst du abhauen und dir einen lukrativen Job bei einer Drogen- oder Prothesenfirma finden.»
    «Wenn ich

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