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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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diesem Fall habe ich ebensowenig Hoffnung auf eine Lösung des Problems wie bei einer Rauferei zweier Schimpansen um ein Büschel Bananen.»
    «Sie erweisen sich keineswegs als hilfreich», sagte sie und warf die Tür krachend hinter sich zu.
    Sir Lancelot zuckte seine breiten Schultern und setzte den Weg über das Mosaikmuster der Eingangshalle fort. Die glühende Empörung der Oberin hatte ihn kalt gelassen. Er vermutete, daß es sich lediglich um einen in der Bar ausgeheckten Jux der Hausärzte handelte. Er trat an den Lift heran, als dessen Flügeltür auseinanderglitt. Der Institutsvorstand stieg aus und ging achtlos an Sir Lancelot vorbei.
    «Na hör mal -»
    Der Vorstand blieb stehen. Er starrte hinter seinen großen runden Brillengläsern Sir Lancelot an, ohne ihn zu erkennen.
    «Ich bin’s, Lancelot. Wach auf!»
    Der Vorstand sprang senkrecht in die Luft, als Sir Lancelot ihn fest in den Bizeps zwickte. «Ach ja, richtig. Guten Morgen.»
    «Die Oberin scheint in große Schwierigkeiten mit ihrer gewerkschaftlichen Verwandtschaft geraten zu sein.»
    «Die Apokalypse ist über uns hereingebrochen. Seit gestern abend.»
    «Machen nicht alle einen Elefanten aus einer harmlosen Mücke?» fragte Sir Lancelot leicht gereizt. «Es handelt sich doch um nichts anderes als um eine neuerliche Manifestation des für diesen Chipps typischen verdrehten Sinnes für Humor.»
    Der Vorstand schüttelte sich, gepackt von Ekel. «Du sprichst von meinem Schwiegersohn.»
    Sir Lancelot starrte ihn an. «Nie hätte ich gedacht, daß Faith eine Ehe auch nur in Erwägung ziehen könnte.»
    «Auch ich nicht. Doch offenbar sind sie und dieser Spinner in einem Bund vereint, den sie im zeitgenössischen Jargon «offene Ehe> nennen. Ich habe keine Ahnung, was das heißen soll. Es klingt eher wie die Bezeichnung für ein öffentliches Beförderungsmittel.»
    «Sie hätten mich einladen sollen», grollte Sir Lancelot. «Schließlich kenne ich Faith seit ihrer Geburt droben im alten Kreißsaal.»
    Der Vorstand gab ein Lachen von sich, das wie eine Störung im Radio klang. «Du bist geradezu unüberbietbar altmodisch. Heiratszeremonie gab’s bei denen keine. Da wurde nicht einmal so viel Mühe aufgewandt, wie eine Hundelizenz auf dem Postamt erfordert. Offenbar heiratet man heutzutage, indem man übereinkommt, es zu tun. Man legt sich zusammen. Ich weiß aber auch da nicht ganz genau, was das heißt. Es klingt wie ein Puzzle. Nun ja, es erspart einem natürlich all dieses Getue mit Geistlichen und Organisten und die erheblichen Kosten, die der Brautvater — meiner Ansicht nach völlig unbegründet -gemäß einer obskuren Tradition auf sich nehmen muß. Bei der Hochzeit meiner älteren Tochter hat die Blumenrechnung allein —»
    «Auch das ist nur jugendlicher Übermut», unterbrach Sir Lancelot ihn schroff. «Heutzutage ist die Ehe ein Vergnügungsetablissement, das der Jugend finanziell erreichbar geworden ist, wie Ferien auf Mallorca und schnelle Autos. Nur alte Kracher wie unsereiner, die schon viele Erdenjahre hinter sich gebracht haben, nehmen sowohl die Ehe wie auch den Tod noch ernst.»
    «Sie brüsten sich damit vor meinen Augen», klagte der Vorstand. «Wenn ich eine Geliebte hätte, würde ich wohlweislich den Mund halten, das kannst du mir glauben. Meiner Meinung nach sollte Faith einen Psychiater aufsuchen. Ich halte überall nach Dr. Bonaccord Ausschau. »
    «Aber das Eheband ist nur locker geschlungen. Es könnte sich auflösen, sobald einmal der erste Rausch vorbei ist. Wie eine Wundnaht, die vom Körper absorbiert wird.»
    Der Vorstand schüttelte betrübt den Kopf. «Ich werde aus wandern. Ich werde eine Leprastation errichten wie Dr. Schweitzer. Das verglimmende Ende meines Lebens werde ich damit verbringen, im dampfenden Dschungel über das Unrecht nachzudenken, das mir die Welt angetan hat.»
    «Solltest du aber bis dahin nicht etwas unternehmen, um den Privatpatienten zu ihrem Frühstück zu verhelfen?»
    «Ich finde, irgend jemand sollte lieber diesen aufgeblasenen Pfuscher von einem Clapper in Schwung bringen. Der hat sicherlich noch nicht einmal bemerkt, daß das Hospital rings um ihn herum zusammengebrochen ist.»
    Der Instituts vorstand verdächtigte den Verwaltungschef des Spitals zu Unrecht. Wenige Minuten später fand er Mr. Clapper und Mr. Grout in der geräumigen, im ersten Stock gelegenen Verwaltungskanzlei des St. Swithin; beide waren in die Lektüre der über den Schreibtisch ausgebreiteten Morgenzeitungen

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