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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Mann, entspannen Sie sich», redete Sir Lancelot auf ihn ein. «Wenn Sie das nicht tun, kann in Ihrem Inneren etwas Garstiges platzen.»
    «Gewissen! Sie wollen mit mir über Gewissen reden! Mit was für einem Gewissen treten Sie dem Personal dieses Spitals gegenüber, das einen Schandlohn für seine unmenschliche Schufterei erhält?»
    «Jetzt hören Sie aber, Sie verunglückter Märtyrer!» bellte Sir Lancelot lauthals, ohne zu bemerken, daß der Patient sich bereits unter dem Bett verkrochen hatte. «Ich kam heute morgen in voller Zuversicht hierher, Sie von Ihrem Unsinn abzubringen, indem ich Sie öffentlich als einen gottverdammten Narren überführe. Ich bin gescheitert. Aus dem einfachen Grund, weil Sie sich als ein grausamerer, rücksichtsloserer und unmenschlicherer Emporkömmling erweisen, als ich je gedacht hätte. Doch zufälligerweise haben meine Patienten den Vorrang sogar vor meinen Prinzipien. Ich versuche daher jetzt, mit Ihnen als einem ärztlichen Kollegen, als einem ehemaligen Studenten des St. Swithin zu reden, der sehr wohl wieder einer werden könnte -»
    «Was? Wie ist das? Ich könnte wieder -» unterbrach ihn Pip erregt, «ich könnte wieder aufgenommen werden?»
    «Natürlich könnten Sie das. Das wäre für alle Betroffenen eine Lösung der Schwierigkeiten, eine Lösung, die unverständlicherweise bisher noch niemandem eingefallen ist. Ich werde noch heute vormittag mit dem Vorstand sprechen. Mag das Medizinische Institut auch außerhalb meines Wirkungskreises stehen - ein Entschluß ist dringend erforderlich, und der Vorstand läßt mit sich reden, wenn man ihm entsprechend zusetzt. Wo ist der Patient?»
    Der Patient bemühte sich soeben, den Ring von Beinen, die sein Bett umstellten, zu durchbrechen.
    «Ist das ein ehrliches, aufrichtig gemeintes Angebot?» fragte Pip.
    «Ich mache niemals andere. Unter der Voraussetzung natürlich, daß Sie mich diesen Patienten operieren lassen.»
    Pip grinste: «Das hätte ich auf jeden Fall getan. Es machte mir nur Spaß, Sie auf Ihren Platz zu verweisen. Seit Jahren sehne ich mich danach, das zu tun. Und genaugenommen sehnen sich alle Leute im St. Swithin danach.»
    Sir Lancelot starrte eine kurze Zeit lang wild in die Runde. «Heben Sie diesen Patienten vom Boden auf und bringen Sie ihn auf der Stelle in den Operationssaal. Sagen Sie den Anästhesisten, daß der Patient keine Vorbehandlung gehabt hat», instruierte er seine Assistenten und wiederholte dann seine Anordnungen auf Hindi. «Gehen Sie nicht fort, Chipps», fügte er hinzu, als Pip sich vom Bett zurückzuziehen begann. «Auch du nicht, Faith. Ich habe euch noch etwas zu sagen. Seht ihr diese Dame mit dem blonden Haar? Sie kommt aus Deutschland. »
    «Ich studiere Ihren Volksgesundheitsdienst», erklärte Frau Dr. Langenbeck, «um den Sie, wie Ihre Politiker wiederholt versichert haben, von sämtlichen zivilisierten Nationen beneidet werden.»
    «Sie weiß das Dekorum vorbildlich zu wahren», fuhr Sir Lancelot fort, «während sie sich innerlich zweifellos vor Lachen krümmt angesichts der blödsinnigen Verblendung, mit der sich dieses unser Land - das in meinem Gedächtnis noch immer als das Mutterland des größten Reichs der modernen Geschichte fortbesteht -, selbst zerfleischt; und das weniger aus Selbstsucht, Neid und Trägheit, denn infolge eines Blutdurstes, der einen Dracula zum Schlappschwanz macht. Sie sollten sich schämen, Chipps. Sie scheinen kein einziges patriotisches Chromosom innerhalb Ihrer ganzen Gen-Anlage zu haben.»
    Pip erwiderte ungerührt: «Patriotismus ist die Methode der Kapitalisten, die arbeitenden Massen schneller für sich sterben zu lassen, statt allmählich.»
    «Diese Bemerkung ignoriere ich. Täte ich es nicht, müßte ich Ihnen die Leibschüssel, die von der Schwester soeben vorbeigetragen wird, um die Ohren schlagen.»
    «Ich kann Ihren englischen Späßen nicht immer leicht folgen», bemerkte Frau Dr. Langenbeck.
    «Was Faith betrifft, Chipps, so sind Sie nicht würdig, dieselbe Straße mit ihr zu teilen, geschweige denn dasselbe Bett. Was ist los?» fragte Sir Lancelot gereizt, als Harold Sapworth im braunen Mantel seinen Ellenbogen streifte.
    «Pip, draußen stehen Hunderte so Kerle von den Zeitungen», rief Harold aufgeregt. «Mit Fernsehwagen, Mikrophonen und anderem Zeug. Seit du gestern abend auf der Flimmerkiste zu sehen warst, hat dir fast jedes Spital im Land Sympathie bekundet. Man will, daß du eine Pressekonferenz hältst.»
    Pip richtete

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