Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe

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die Luft. Es war fast zwei Uhr nachmittags. Trotz des tiefblauen Himmels und der strahlenden Sonne war die Luft ziemlich kühl.
    »Eines weiß ich zumindest«, sagte Kate.
    »Und was?«
    »Dass wir auf dem Holzweg waren.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »So ziemlich in jeder.«
    Graves holte sie ein. »Ich würde sagen, dass wir ein wenig hinterhergehinkt sind, aber wir lagen nicht völlig falsch.«
    »Dann verraten Sie mir, auf wen Emma Ransom es denn nun abgesehen hatte. Auf Iwanow oder auf Mischa Dibner?«
    »Auf Iwanow wahrscheinlich. Die Autobombe mit zwanzig Kilo Semtex dürfte Beweis genug sein.«
    »Aber Russell ging doch davon aus, dass Mischa Dibner das Ziel des Anschlags war. Schließlich wollte er unbedingt mit ihr darüber reden.«
    »Er hat sich geirrt. Das kann selbst den Besten passieren. Dieser Schuss ging ins Leere. Na und?«
    »Und wenn wir beide uns täuschen? Denken Sie an den Hinweis ›Victoria Bear‹. Vielleicht war dies das eigentliche Ziel des Anschlags.«
    »Und wie passt Iwanow ins Bild? Wie erklären Sie sich sein Auftauchen am Tatort zu genau diesem Zeitpunkt?«
    »Da bin ich überfragt«, gab Kate zu. »So weit bin ich noch nicht. Bleiben wir erst mal bei Mischa. Sie war zum Zeitpunkt des Anschlags im Gebäude, wo sie aber nicht geblieben ist. Das wäre gar nicht möglich gewesen.«
    Graves nickte. Sein Blick verriet, dass er allmählich verstand, worauf Kate hinaus wollte. »Warum nicht?«
    »Wegen der Vorschrift. Im Fall einer Explosion oder eines terroristischen Anschlags müssen laut Vorschrift sämtliche Regierungsgebäude in der unmittelbaren Umgebung geräumt werden. Sie haben doch gesehen, wie es in der Victoria Street fünf Minuten nach der Explosion der Autobombe ausgesehen hat.«
    »Ja. Das reinste Chaos. Es hatte fast den Anschein, als hätte halb London sich in den umliegenden Gebäuden aufgehalten.«
    »Genau. Und ich gehe jede Wette ein, dass Mischa und ihre Kollegen von der IAEO irgendwo in der Menge waren.«
    »Können wir wirklich mit Sicherheit davon ausgehen?«, fragte Graves, obwohl er keinen Zweifel hatte.
    »Nein.« Kate sprach langsam und mit Bedacht. Sie bewegte sich auf dünnem Eis und war sich dessen bewusst. »Nehmen wir einmal an, dass Emma Ransom lediglich Mischa und ihr Team aus dem Gebäude locken wollte.«
    »Und der Anschlag auf Iwanow war nur Mittel zum Zweck?«
    »Genau.«
    »Das würde bedeuten, es befand sich etwas ungeheuer Wertvolles im Gebäude, das sie unbedingt in die Finger kriegen wollte.«
    »Etwas, das Mischa und ihre Leute von der IAEO mit nach London gebracht hatten.«
    Graves zog sein Handy aus der Jackentasche und wählte eine Nummer. »Verbinden Sie mich sofort mit Major Evans, Department K.«
    Kate stand direkt neben Graves. Das Department K des MI5 war für die Sicherheit der Regierungsgebäude innerhalb Londons zuständig.
    »Hallo, Blackie. Charlie Graves hier. Pass auf, ich habe dich auf dem Lautsprecher meines Handys. Hier draußen ist es ziemlich stürmisch, sprich also bitte ein bisschen lauter, wenn es dir nichts ausmacht. Kate Ford von der Met ist bei mir. Wir verfolgen eine heiße Spur vom gestrigen Bombenanschlag. Ist während oder nach der Evakuierung der Leute aus dem Gebäude Victoria Street irgendwas Ungewöhnliches vorgefallen?«
    »Allerdings«, sagte eine raue Männerstimme aus dem Lautsprecher. »Es gab dort einen Riesentumult. Während der Evakuierung ist jemand dort eingedrungen und hat geheimes Material mitgehen lassen.«
    »Was genau?«
    »Offiziellen Angaben zufolge ein paar Aktenkoffer und Reisetaschen aus einem Konferenzraum im dritten Stock.«
    »Gehörten die Taschen zufällig den Leuten von der Internationalen Atomenergieorganisation?«
    »Woher weißt du das? Das Treffen fand unter strengster Geheimhaltung statt.«
    »Weiter, Blackie. Was war in den Taschen?«
    »Schalte zuerst den Lautsprecher ab«, sagte Evans.
    Graves tat, wie ihm geheißen. Kate beobachtete beunruhigt, wie seine Miene versteinerte. Graves bedankte sich bei seinem Kollegen und beendete das Gespräch.
    »Was ist los?«, fragte Kate. »Sie sehen aus, als hätten Sie ein Gespenst gesehen.«
    »Vergessen Sie die gestohlenen Aktenkoffer und Reisetaschen. Es ging allein um das, was drin war. Jemand hat sich mit mehreren Laptops der Sicherheitsabteilung der IAEO aus dem Staub gemacht.«
    »Emma Ransom.«
    »Wer sonst.«
    »Warum also die ganze Aufregung? Was genau war auf den Laptops gespeichert?«
    Graves schwieg einen Moment und starrte Kate