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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Bescheid. Egal, wie spät es ist.«
    Baxter lief ohne Umwege zur mobilen Einsatzzentrale. Zum ersten Mal seit vierundzwanzig Stunden lag ein Lächeln auf seinen Lippen. Es war ein gequältes Lächeln, aber immerhin.
    Baxter hatte Lunte gerochen.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis er seiner Beute auf den Fersen sein würde.

36.
 
    Der Lastwagen kam langsam zum Stehen. Jonathan lag regungslos in seinem Versteck und lauschte auf das Zischen der Bremsen und das Rumpeln, mit dem der Motor erstarb. Das Seitenfenster war heruntergelassen, sodass er die Geräusche der anhaltenden und losfahrenden Lastwagen um sie herum hören konnte. Er wartete darauf, dass der Fahrer aus dem Fahrerhaus kletterte, aber der Mann blieb stur hinter dem Lenkrad sitzen und stritt sich am Handy mit seinem Fahrdienstleiter wegen einer Änderung der Route. Es sollte jetzt nicht mehr nach Berlin gehen, sondern nach Hamburg.
    Jonathan zog sich die Decke vom Gesicht. Ein wenig geblendet vom Licht hob er den Kopf ein Stück und versuchte, einen Blick auf die Umgebung zu erhaschen. Er musste herausfinden, wo sie sich befanden. Sie waren gut zwei Stunden mit hoher Geschwindigkeit gefahren; er schätzte, dass sie mindestens zweihundert Kilometer zurückgelegt hatten. Von seinem Platz hinter dem Fahrersitz konnte er ein Stück eines Tankstellenschildes erkennen, dahinter ein Autobahnschild, auf dem die Entfernungen nach Brüssel, Aachen und Köln angegeben waren. Die Städte- und Kilometerangaben machten ihn noch ungeduldiger. Alle Städte lagen in der falschen Richtung. Nach dem Tanken könnte der Fahrer weitere sechs- oder siebenhundert Kilometer zurücklegen, bis er die nächste Tankstelle ansteuern müsste.
    Jonathan kämpfte gegen das Bedürfnis an, aufzuspringen und zu handeln, und zwang sich aber, still liegen zu bleiben. Er durfte nicht riskieren, den Fahrer auf sich aufmerksam zu machen. Nicht auf diesem Parkplatz, wo es zu viele Augenzeugen gab und die Wahrscheinlichkeit bestand, dass irgendwo in der Nähe Polizei war. Er musste sich weiterhin versteckt halten.
    Endlich beendete der Fahrer sein Telefonat. Doch anstatt auszusteigen, drehte er sich auf seinem Sitz um und langte über die Rückenlehne in die Fahrerkabine. Mit einem Ruck zog Jonathan die Decke über den Kopf und hielt den Atem an. Eine kräftige Männerhand durchwühlte den auf dem Bett verstreuten Stapel aus Büchern, Zeitungen und Zeitschriften. Als der Fahrer schließlich fand, wonach er suchte, stieß er ein zufriedenes Grunzen aus. Es war ein Logbuch, das nur wenige Zentimeter neben Jonathans Kopf gelegen hatte.
    Der Fahrer öffnete die Tür und stieg aus. Jonathan schlug die Decke zurück und richtete sich auf. Mit angehaltenem Atem kroch er zum Beifahrersitz und warf einen Blick aus dem Fenster. Im Seitenspiegel sah er, wie der Fahrer den Tank öffnete und den Zapfhahn in die Tanköffnung steckte. Dann umrundete er den Lkw, hockte sich neben einem Hinterreifen auf den Asphalt und überprüfte den Luftdruck.
    Das war der Moment, auf den Jonathan gewartet hatte.
    Er kletterte auf den Vordersitz und sprang aus dem Fahrerhaus. Keine zwei Meter von ihm entfernt parkte ein Peugeot. An der orange-blauen Farbe des Wagens erkannte Jonathan, dass es sich um ein belgisches Polizeifahrzeug handelte. Ein Polizist saß hinter dem Lenkrad. Ein anderer stand neben dem Wagen, füllte Benzin in den Tank und versperrte Jonathan den Fluchtweg nach vorne. Eine Hand an der Wagentür überlegte Jonathan kurz, was er machen sollte, und entschied sich dann für die entgegengesetzte Richtung. Kurz darauf kam der Fahrer hinter dem Lkw zum Vorschein und stieß direkt mit Jonathan zusammen. Überrascht musterte er den Fremden und sagte dann auf Italienisch: »He, was machen Sie denn hier?«
    Jonathan lächelte ihn an. Er spürte, dass die Polizisten die Szene aufmerksam beobachteten. Der Fahrer, der um die fünfzig war, starrte ihn unfreundlich an. Die Streitgespräche mit seiner Frau und seinem Boss hatten ihm gehörig die Laune verdorben.
    »Ich bin in England heimlich in Ihren Laster geklettert«, sagte Jonathan in einfachem, aber flüssigem Italienisch. »Entschuldigen Sie. Ich hätte fragen sollen, ob Sie mich ein Stück mitnehmen können, aber ich hatte Angst, dass Sie nein sagen. Das konnte ich nicht riskieren. Ich bin pleite und versuche, nach Rom zu kommen, um meine Freundin zu besuchen. Als ich Ihr Nummernschild sah, habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt.«
    »Ich fahre aber nach

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