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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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erzählt, dass sie bei ihrem letzten Besuch in Rom verletzt worden ist.«
    »Eine Stichwunde, nicht wahr?«
    »Ja. Ich bin mir sicher, dass die Verletzung im Krankenhaus behandelt wurde. Ich will wissen, in welchem Krankenhaus sie war und wer sie behandelt hat. Kannst du die Aufnahmeprotokolle der Krankenhäuser einsehen?«
    »Es gibt keine zentrale Patientendatei, aber ich bin mit allen Chefärzten der großen städtischen Krankenhäuser befreundet. Ich werde ihnen Emmas Namen mailen. Dann können sie mir binnen weniger Minuten sagen, ob sie bei ihnen in Behandlung war. Notaufnahme, sagtest du? Mal sehen ...«
    »Emma hat einen falschen Namen benutzt.«
    Lazio, der eifrig auf der Tastatur tippte, brach mitten im Satz ab und blickte Jonathan fragend an. »Was hast du da eben gesagt?«
    »Sie hat sich garantiert nicht unter dem Namen Emma Ransom registrieren lassen«, sagte Jonathan. »Sie hat einen anderen Namen benutzt. Versuch's mit Eva Krüger oder Kathleen O'Hara.«
    Eva Krüger war der Name, den Emma in der Schweiz benutzt hatte. Dort hatte sie sich als Führungskraft einer Firma ausgegeben, die Hochgeschwindigkeitszentrifugen herstellte und in den Iran exportierte, der damit heimlich Uran anreicherte. Wer Kathleen O'Hara war, wusste er nicht so genau. Er hatte den Namen in einem falschen Pass mit Emmas Foto gelesen. Einer von ihren »Gerade noch mal davongekommen«-Ausweisen, wie Emma sie nannte.
    Anstatt weiterzutippen, rollte Lazio auf seinem Stuhl ein Stück vom Schreibtisch weg. Dabei musterte er Jonathan schweigend.
    »Sie war Geheimagentin«, sagte Jonathan. »Spionin. Sie hat für die amerikanische Regierung gearbeitet. Emma ist nicht ihr richtiger Name. Ich habe nie behauptet, dass es einfach wird, ihre Spur zu verfolgen. Anderenfalls hätte ich mich wohl kaum an dich gewandt.«
    »War sie in diese Sache in London verwickelt? Den Bombenanschlag?«
    Dieses Mal war es Jonathan, der sich in Schweigen hüllte. Aber sein Schweigen verriet mehr als tausend Worte.
    »Du versuchst also, sie auf eigene Faust zu finden?«, fragte Lazio. »Noch vor der Polizei?«
    »Tu einfach, worum ich dich gebeten habe.«
    Lazio rollte mit dem Stuhl an den Schreibtisch zurück. »Mal sehen«, sagte er mit neuem Elan. »Sollen wir nach einer Ausländerin mit einer Stichwunde suchen ...?«
    »In der unteren Rückenpartie.« Jonathan zeigte auf eine Stelle knapp über dem Becken. »Sie sagte, dass ihre Niere verletzt wurde. Wenn das stimmt, muss ein Facharzt für Verletzungen der Brustwirbelsäule hinzugezogen worden sein. Ich habe die Narbe gesehen. Es war keine ambulante Behandlung. Du kannst noch hinzufügen, dass sie allergisch auf Penicillin reagiert.«
    »Hast du ein Foto von ihr, das ich einscannen und mitschicken kann?«
    Jonathan zog zwei Fotos aus seiner Brieftasche. Das eine zeigte Emma, wie er sie kannte. Sie trug Jeans und ein weißes T-Shirt. Um den Hals hatte sie ein rotes Tuch gebunden, und auf ihren lockigen Haaren thronte eine Sonnenbrille. Auf dem anderen Foto war eine ganz andere Frau zu sehen. Das Bild stammte aus einem Führerschein, der auf den Namen Eva Krüger ausgestellt war. Die Frau auf dem Foto blickte ernst in die Kamera. Das glatte Haar war streng aus der Stirn gekämmt. Die Augen hinter der schicken Brille waren stark geschminkt, und auf den Lippen trug sie einen kräftigen Lippenstift. Doch die Augen gehörten unverkennbar Emma.
    Kommentarlos scannte Lazio die Fotos ein, hängte sie an seine E-Mail an und schickte dann alles an seine Kollegen in den sieben größten Krankenhäusern Roms. »So, das wäre erledigt«, sagte er. »Gleich morgen früh rufe ich meine Kollegen an, um nachzufragen, ob sie die Nachricht bekommen haben.«
    »So lange kann ich nicht warten«, sagte Jonathan. »Ruf sie sofort an. Sag ihnen von mir aus, dass sie eine Verwandte oder eine deiner Freundinnen ist. Ich brauche die Antwort in spätestens einer Stunde.«
    »Hast du vor, mir wieder die Pistole unter die Nase zu halten, wenn ich mich weigere?«
    Jonathan packte den Italiener am Kragen. »Nein«, sagte er und zerrte ihn unsanft vom Stuhl. »Ich habe nicht vor, dir die Pistole unter die Nase zu halten. Ich werde sie dir in den Hals rammen und abdrücken, wenn du nicht tust, was ich dir sage.«
    »Schon gut, ich hab's kapiert.«
    Jonathan hörte zu, wie Lazio nacheinander alle Kollegen anrief, sich zunächst bei ihnen für die späte Störung entschuldigte und ihnen dann Dampf unter dem Hintern machte, damit sie sich

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