Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Minute, bis er das Bewusstsein verlor. Jonathan brach über dem Schreibtisch zusammen und stieß dabei eine Lampe um. Mit lautem Scheppern landete sie auf dem Boden. »Einen Stuhl ...«, stieß er atemlos hervor.
    Lazio zögerte einen Moment, griff dann aber nach einem Stuhl. Als er sich umdrehte, versetzte Jonathan ihm einen Hieb gegen die Brust, sodass Lazio den Halt verlor und gegen die Wand prallte. Die ruckartige Bewegung sorgte dafür, dass Jonathan ein weiteres Mal Luft holen konnte. Ehe Lazio reagieren oder auch nur den Arm heben konnte, um sich gegen einen neuerlichen Angriff zu schützen, setzte Jonathan ihn durch einen gezielten Schlag ans Kinn außer Gefecht.
    Lazio ging bewusstlos zu Boden.
    Jonathan stolperte an ihm vorbei auf den Flur. Die Wut, die ihm für einen Augenblick unerwartete Kräfte verliehen hatte, war wie weggeblasen. Mit letzter Kraft stieß er die Tür zu einem der Sprechzimmer auf und rüttelte verzweifelt an den Türen des Medikamentenschranks. Unbeholfen suchte er nach dem Mittel, das die Wirkung des Penicillins aufheben konnte. Prednison. Benadryl. Wo war das verdammte Epinephrin, von dem Lazio gesprochen hatte? Er konnte einfach kein brauchbares Medikament finden. Vor seinen Augen verschwamm alles. Er sank auf die Knie, nahm all seine Kräfte zusammen, rappelte sich wieder auf und schleppte sich zurück auf den Flur und in das nächste Zimmer. Mit zitternden Händen durchwühlte er den Medikamentenschrank. Plötzlich entdeckte er ein bekanntes Wort: Adrenalin. Er griff nach der Packung und stieß dabei ein Dutzend anderer Packungen um, die mit lautem Poltern zu Boden fielen. Mit unbeholfenen Fingern riss er die Packung auf und zog eine Ampulle heraus.
    Eine Spritze. Er brauchte eine Injektionsspritze.
    Jonathan stolperte zum Schreibtisch und zog die oberste Schublade heraus. Da lagen sie. Haufenweise Spritzen. Er nahm eine, riss die Packung auf und zog die Schutzkappe von der Spitze. Er zwang sich, wach zu bleiben und konzentrierte sich auf die Ampulle und die Nadel, die er durch den Deckel der Ampulle stechen musste. Er zog die Nadel auf und versuchte verzweifelt, sich an die richtige Dosierung zu erinnern. Seine Chancen standen fünfzig zu fünfzig. Zu wenig Adrenalin würde die Wirkung des Penicillins nicht aufheben. Zu viel würde bewirken, dass das Herz sich krampfartig zusammenzog, wobei durch den Druck die Aorta platzte. Wenn er doch nur klar sehen könnte! Er sah alles doppelt und dreifach und konnte beim besten Willen nicht erkennen, wie viel Adrenalin schon in der Spritze war.
    Jonathan wurde schwarz vor Augen.
    Ohnmächtig. Er wurde ohnmächtig ...
    Er zerrte an seinem Hemd, schob es hoch.
    Ihm blieb keine Zeit mehr ...
    Seine Beine gaben nach, und er knallte mit dem Kopf auf den Boden. Für eine Sekunde konnte er wieder klar sehen. Kurz entschlossen rammte er sich die Nadel in die Jugularvene und injizierte sich das Adrenalin.
    Vor seinen Augen wurde alles weiß.
    Die Welt explodierte in einem gleißenden Licht. Ein spastisches Zucken durchlief seinen Körper. Er hatte das Gefühl, dass eine eiserne Hand sich auf seine Lungen legte und unerbittlich zudrückte. Panisch riss er den Kopf nach hinten. In seiner Brust und seinem Kopf brannte der Schmerz wie Feuer. Seine Augen tränten. Sämtliche Muskeln verkrampften sich. Sein Herz raste wie verrückt. Für einen Moment fürchtete er, ihm würde der Schädel platzen. Er öffnete den Mund, um zu schreien, brachte aber keinen Laut hervor. Er konnte sich nicht mehr bewegen, und sein Gesicht verzerrte sich wie im Todeskampf.
    Im nächsten Augenblick war alles vorbei.
    Der Druck in seinem Kopf verschwand. Die Hitze wich aus seinem Körper. Er konnte wieder klar sehen. Jonathan hielt den Atem an, lauschte auf sein hämmerndes Herz. Erst als das heftige Pochen nachließ, stand er auf und eilte zurück in Lazios Büro. Doch der Italiener war verschwunden. Hastig suchte Jonathan die im Zimmer verstreuten Seiten des Aufnahmeprotokolls zusammen und rannte am Empfang vorbei zur Eingangstür. Als er ins Treppenhaus trat, hörte er das Geräusch kreischender Autoreifen. Er eilte zum Fenster und konnte gerade noch die Rücklichter eines davonjagenden Autos am Ende der Straße erkennen.
    Auf dem Bürgersteig blieb Jonathan stehen und sog mit gierigen Zügen die warme Nachtluft ein. Er blickte in sämtliche Richtungen und lief dann nach links, folgte der Straße, die ihn aus der Stadt führte. Sein Ziel hieß Civitavecchia.

41.
 
    Mischa

Weitere Kostenlose Bücher