Getäuscht - Thriller
auf und seufzte. »Diese verfluchten Agenten von der Front. Einige von denen sind am Ende so neben der Spur, dass sie nur noch den Ausweg sehen, sich selbst ins Verderben zu stürzen.«
»Auf mich wirkt sie aber noch ziemlich klar bei Verstand«, sagte Allam. »Wir haben sie gefilmt, als sie die Autobombe beim Anschlag auf Igor Iwanow gezündet hat.«
»Ziemlich üble Sache«, sagte Connor ohne eine Spur von Mitgefühl in der Stimme.
»Mit der du nichts zu tun hast, nehme ich an.«
»Ich bitte dich, Tony. Du kennst mich gut genug.«
Allam hütete sich, diese Bemerkung zu kommentieren. »Hast du irgendeine Idee, für wen sie jetzt arbeitet?«
»Wenn ich das wüsste, säße ich nicht hier und würde euren labberigen Frühstücksspeck essen. Iwanow hat Unmengen von Leuten gegen sich aufgebracht. Der Mann ist ein übler Schlächter. Sie nennen ihn das Monster von Grosny. Er ist ein Kriegsverbrecher der schlimmsten Sorte. Man erzählt sich von ihm, dass er sich die Hände gerne mit dem Blut anderer schmutzig macht. Angeblich hat er den kürzlich ermordeten Journalisten eigenhändig aus dem Fenster gestoßen. Du weißt schon, diesen Burschen in St. Petersburg.«
»Das habe ich auch gehört. Iwanow ist ein echter Teufel.« Allam räusperte sich. »Es gibt da nur einen Haken - meine Leute sind überzeugt davon, dass Emma Ransom gar nicht hinter Iwanow her war. Sie haben mir gesagt, dass die Bombe eine Art Ablenkungsmanöver war, um in die Büroräume der britischen Atomorganisation einzudringen und mehrere Laptops zu stehlen, auf denen heikle Sicherheitscodes gespeichert sind. Meine Leute gehen davon aus, dass Emma Ransom in den nächsten achtundvierzig Stunden einen Anschlag auf ein Kernkraftwerk verüben wird oder irgendeinen Vorfall inszeniert.«
»In England?«
»Vielleicht. Möglicherweise auch im Ausland.«
»Wenn jemand so was durchziehen kann, dann sie. Mir scheint, du hast alle Hände voll zu tun. Ich versuche nur, eine alte Rechnung zu begleichen.«
»Heute Morgen im Krankenhaus hast du eine ziemliche Szene gemacht. Gehört Prudence Meadows auch zu den Agenten, die sich am Ende selbst in den Abgrund stürzen, oder traf das eher auf ihren Mann zu?«
»Kein Kommentar.«
»Sieh dich vor, Frank. Vergiss nicht, dass wir nur Vettern sind.«
»Ich werde mich von jetzt an nur noch von meiner besten Seite zeigen.«
»Danke«, sagte Allam aufrichtig. »Um ehrlich zu sein, rufe ich nur als Freund an. Wir haben erfahren, dass Jonathan Ransom inzwischen in Rom ist. Wahrscheinlich versucht er, seine Frau zu finden. Für mich steht fest, dass er keiner von deinen Leuten ist. Die Spuren, die Ransom hinterlässt, sind anderthalb Kilometer lang und mindestens doppelt so breit. Ich habe zwei meiner Leute nach Rom geschickt. Sie sollen die Carabinieri unterstützen und versuchen, Ransom zur Strecke zu bringen. Ich vermute, dass er mehr weiß, als er zugibt. Gibt es von deiner Seite aus noch etwas hinzuzufügen?«
Am anderen Ende trat erneut eine längere Pause ein. Allam hatte das unbestimmte Gefühl, dass Frank Connor sich unruhig auf seinem Stuhl wand. Der Gedanke versetzte ihn in Hochstimmung.
»Hast du morgen Zeit, dich mit mir zum Essen zu treffen?«, fragte Connor schließlich.
»Ich könnte meine Termine verschieben, ja.«
»Gut«, sagte Connor. »Cinnamon Club, um 13.00 Uhr. Ach ja, eine Sache noch ...«
»Und welche?«, sagte Allam. Dann lauschte er wortlos Frank Connors Ausführungen. Es gelang ihm nur mit Mühe, seinen aufsteigenden Zorn unter Kontrolle zu halten.
»Also gut«, sagte er, als Connor geendet hatte. »Wir sehen uns dann morgen um eins. Aber, Frank ... Frank? Bist du noch dran?«
Doch am anderen Ende der Leitung antwortete niemand mehr. Connor hatte aufgelegt.
45.
Jonathan lehnte sich gegen die hölzerne Kirchentür und stellte erleichtert fest, dass sie nicht abgeschlossen war. Er trat ins Innere der Kirche und wartete, bis seine Augen sich an das schummrige Licht gewöhnt hatten. Hier und da brannten Kerzen. Das Mondlicht schien durch die Buntglasfenster ins Mittelschiff. Langsam ging Jonathan den Gang hinunter und setzte sich auf eine der Kirchenbänke. Er kniete sich nicht hin, legte aber die Arme auf die Rückenlehne der Bank vor ihm. Es war vollkommen still im Gotteshaus. Er hörte nur das Geräusch seines schnell gehenden Atems. Nach einer Weile breitete sich Ruhe in seinem Inneren aus. Er war in Sicherheit, und sei es auch nur für ein paar Minuten.
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