Getäuscht - Thriller
so gut bekommen ist.«
»Wieso?«
»Soviel ich weiß, wurde sie überfallen und ausgeraubt und in ein Krankenhaus vor Ort eingewiesen. Ransom wollte herausfinden, in welches.«
»Wann genau hat dieser Überfall auf Emma Ransom stattgefunden?«, fragte Kate.
Allam sah auf einem Zettel nach, der auf dem Schreibtisch lag. »Im April.«
Kate warf Graves einen Blick zu. »Das Semtex, mit dem die Bombe gebaut wurde, ist ungefähr zur selben Zeit aus einer Kaserne in der Nähe von Rom gestohlen worden.«
»Gleichzeitig muss sie den BMW aus Perugia entwendet haben«, fügte Graves hinzu.
»Fleißiges Mädchen.« Allam blickte Kate fragend an. »Waren Sie schon mal dort?«, fragte er. »In Rom, meine ich.«
»Vor etlichen Jahren. Im Urlaub.«
»Packen Sie ein paar Sachen zusammen. Sie beide. Ich werde Ihnen den Weg in diplomatischer Hinsicht ebnen. Vergessen Sie nur nicht, dass die Italiener bei dieser Ermittlung absoluten Vorrang haben. Schließlich ist es ihr Land, verstanden? Charles, sichern Sie sich eine der Hawkers. Die Kosten übernehme ich.« Allam wandte sich wieder dem Dossier zu, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag, und gab den anderen damit zu verstehen, dass er das Gespräch als beendet betrachtete. »Ach ja, noch etwas, Charles ... ich hoffe sehr, dass die Effizienz Ihrer Arbeit sich in Zukunft deutlich steigert. Ich werde mit dieser Sache in der Downing Street vorsprechen müssen. Der Premierminister dürfte über diese Neuigkeiten wenig erfreut sein. Es würde wohl niemandem gefallen, sich vor den Augen der Öffentlichkeit noch mehr zu blamieren. Vor allem einem Politiker nicht.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Graves.
»Bis jetzt haben wir die Sache gleich zwei Mal verbockt. Das erste Mal, als wir einen hochrangigen ausländischen Politiker während seines Besuchs in unserem Land nicht beschützt haben. Das zweite Mal, als wir den Einbruch in ein Regierungsgebäude nicht verhindern konnten, in dem heikle Informationen verwaltet werden, in diesem speziellen Fall sogar streng geheime Informationen über Atomenergie. Wenn wir noch ein drittes Mal Mist bauen und es dadurch zu einem atomaren Zwischenfall kommt, werde ich ernsthaft darüber nachdenken, das Land zu verlassen, und zwar für immer.«
44.
Sir Anthony Allam saß allein in seinem Büro und lauschte dem Ticken seiner antiken, goldverzierten Asprey-Bronzeuhr. Die Uhr hatte seinem Vater gehört, der sie von seinem Vater bekommen hatte; die Reihe setzte sich fort bis ins Jahr 1835. Damals hatte Sir Robert Peel, der die Londoner Metropolitan Police grundlegend modernisiert und den Beamten den Spitznamen »Bobbies« eingebracht hatte, die Uhr in einer feierlichen Zeremonie zum 50. Dienstjubiläum an Detective Superintendent Aloysius Allam überreicht. Heute, sechs Generationen später, hatten sich die Allams in Polizeikreisen auf beiden Seiten des Atlantiks einen Namen gemacht, und Sir Tony verfügte über die besten Kontakte, die ein Polizist sich nur wünschen konnte.
Er drückte auf einen unter dem Schreibtisch verborgenen Knopf, mit dem er seiner Sekretärin zu verstehen gab, dass er unter keinen Umständen gestört werden wollte, und drehte sich auf seinem Stuhl zum Sideboard, in dem sich ein Telefon befand, das mit den neuesten technischen Errungenschaften ausgestattet war. In Zeiten wie diesen konnte man gar nicht vorsichtig genug sein. Es war durchaus möglich, dass die eigenen Leute genau wie die Gegenseite versuchten, die vertraulichen Gespräche abzuhören. Allam schlug sein Adressbuch auf und wählte eine ausländische Nummer, die ihn mit einem Anschluss in einem unscheinbaren Stadtteil von Washington, D. C., verband.
»Hallo, Tony«, meldete sich eine raue amerikanische Männerstimme.
»Guten Abend, Frank. Wie steht's denn so bei dir? Behandeln deine Mitmenschen dich gut?«
»So lala«, erwiderte Frank Connor. »Und selber? Ist es in eurem Teil der Welt nicht ein bisschen spät für einen Anruf?«
»Du hast doch nicht allen Ernstes geglaubt, du könntest unsere schöne Stadt besuchen, ohne dass ich Wind davon bekomme? Genießt du deinen Aufenthalt bei uns?«
Connor grunzte. »Das Essen ist genauso mies wie bei meinem letzten Besuch.«
»Du hast die Frau bislang genauso wenig aufspüren können wie wir, nehme ich an.«
»Von wem redest du?«
»Das weißt du ganz genau. Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie euch an der Nase herumgeführt hat.«
Am anderen Ende der Leitung trat eine lange Pause ein. Schließlich gab Connor
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