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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Telefonzelle gehörte), in der Lounge und im Lesesaal nach den beiden, hatte aber kein Glück.
    Emma war nirgends zu finden.
 
    Jonathan warf die Tüte mit den gerösteten Kastanien in den Müll und ging die schmale Straße zum Hotel Rondo hinauf. Seine Schritte waren schnell und zielstrebig, denn er war auf der Suche nach einer Antwort. Nach so langer Zeit fiel es ihm schwer, sich an alles zu erinnern, was er an jenem Tag gesehen hatte.
    Als er damals ins Hotel zurückgekehrt war, hatte Emma schon im Zimmer auf ihn gewartet. Er hatte sie beiläufig gefragt, ob sie in der Hotellobby gewesen sei. Sie hatte es abgestritten und gesagt, sie sei zum Hafen gegangen, um sich dort ein bisschen die Beine zu vertreten. Er ließ nicht locker, aber sie wurde weder ungeduldig noch wütend und wiederholte, dass er sie verwechselt haben müsse. Dann hatte sie ihm einen Briefbeschwerer in die Hand gedrückt, der die Form einer antiken römischen Trireme besaß. Sie hatte den Briefbeschwerer in einem Laden gekauft, in dem sie beide schon einmal gewesen waren und der in entgegengesetzter Richtung zum Hotel Rondo lag.
    Danach war die Sache für Jonathan abgehakt gewesen. Er hatte ihr geglaubt. Wahrscheinlich hatte er sich tatsächlich geirrt, denn das Licht in der Lobby war schummrig gewesen. Er musste sie verwechselt haben.
    In all den Jahren hatte er kein einziges Mal daran gedacht, Emmas Version der Geschichte in Frage zu stellen.
    Bis heute. Bis zu dem Moment, an dem Emma acht Jahre später an genau dieser Adresse schwer verletzt von einem Rettungswagen aufgenommen worden war. An der Via Porto 89 in Civitavecchia.
    Das Gebäude, das zu dieser Adresse gehörte, war das Hotel Rondo.

50.
 
    Die Passagiermaschine landete um Punkt 8.33 Uhr auf dem Flughafen Rom-Fiumicino. Unter dem strahlend blauen Himmel rollte die Maschine zu einem abseits gelegenen Terminal am südlichen Ende des 1660 Hektar großen Flughafengeländes. Ein Geschwader aus Polizeiwagen hatte in der Nähe des Rollfeldes einen Halbkreis gebildet und wartete auf die Ankunft des Flugzeugs. Kate stieg aus der Maschine und reichte dem Chef der römischen Polizei und dem Oberleutnant, der die Abteilung des Staatsschutzes der Stadt Rom leitete, zur Begrüßung die Hand. Nach der formalen Vorstellung wurde Kate über die Verfolgung von Jonathan Ransom auf den neuesten Stand gebracht.
    Die Fotos, die bei der Verhaftung Ransoms gemacht worden waren, hatte man bereits an sämtliche örtlichen Polizeidienststellen weitergeleitet. Alle Streifenpolizisten, die in den wichtigsten Touristengegenden Roms patrouillierten - dem Kolosseum, dem Forum und dem Vatikan -, hatten eine Kopie des Fotos erhalten. Auch die für den öffentlichen Nahverkehr zuständigen Behörden in den vier großen Bahnhöfen der Stadt waren informiert worden, dass Ransom in Rom gesehen worden war. Die Polizeikontrollen an den Flughäfen Fiumicino und Ciampino - Letzterer wurde unter anderem von Billigfluglinien genutzt - waren verdoppelt worden.
    »Haben Sie Straßensperren errichtet oder die Verkehrskontrollen verstärkt?«, fragte Kate.
    »Es ist Sommer«, erklärte der Polizeichef mit Nachdruck. »Wir haben Hochsaison. Der Verkehr ist auch so schon schlimm genug. Ohne einen konkreten Hinweis, dass Ransom an einem bestimmten Ort gesehen wurde, können wir nichts unternehmen.«
    »Das ist verständlich«, antwortete Kate mit einem Lächeln, um die Wogen zu glätten. Dann deutete sie auf den Terminal. »Ist der Zeuge hier?«
    »Er wartet im Terminal. Hier entlang, bitte.«
    Kate folgte dem schlaksigen Polizeichef eine Treppe hinauf, über die man in den Terminal gelangte. Der Flughafen lag in Küstennähe, und eine leichte Meeresbrise trug den belebenden Geruch von Salzwasser zu ihnen herüber. An der Eingangstür blieb Kate stehen und ließ den Blick über das blaue Meer schweifen. Ransom war ganz in der Nähe. Es war sonderbar, aber sie konnte seine Gegenwart, sogar seine Verzweiflung spüren. Er war genau wie sie auf der Jagd.
    Nachdem sie Thames House verlassen hatte, hatte Kate einen kurzen Zwischenstopp bei sich zu Hause eingelegt, um unter die Dusche zu springen, ein paar Sachen einzupacken und sich die Zähne zu putzen. Danach war sie zum Flughafen Heathrow gefahren. Zwischen den kurzen Lageberichten von Graves und der italienischen Polizei, die sie über ihre Fortschritte bei den Ermittlungen auf dem Laufenden hielten, hatte sie zwei Stunden auf einer Bank im hinteren Teil der Flugzeugkabine

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