Getäuscht - Thriller
und mehrere Männer erteilten lautstarke Anweisungen auf Russisch. Die ehemaligen Stallungen waren offensichtlich zu einer Garage mit Autowerkstatt umgebaut worden. Graves zählte im Licht der Hochleistungsscheinwerfer mindestens zwanzig Autos, darunter einen Ferrari Scaglietti, einen Lamborghini Miura, einen Maserati Quattroporte, einen Mercedes McLaren SLR, einen Porsche 911 GT und einen Bentley Mulsanne Turbo.
Chagall blieb vor einem schnittigen grauen, zweitürigen Sportwagen stehen. »Der Bugatti Veyron. Das teuerste Auto der Welt. Wissen Sie, wie viel man für so einen Wagen bezahlen muss?«
Graves lächelte höflich. »Mehr als mein Gehalt hergibt, würde ich vermuten.«
»Zwei Millionen Dollar. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wenn Sie mir verraten, wer Robert Russell getötet hat, gehört der Wagen Ihnen. Niemand wird Ihnen unangenehme Fragen stellen. Betrachten Sie ihn einfach als kleines Geschenk unter Freunden. Nun, was sagen Sie dazu?«
»Das klingt verlockend.«
»Abgemacht!«, sagte Chagall.
»Ich kann Ihr Angebot leider nicht annehmen.« Graves schüttelte höflich den Kopf und tat so, als würde die Großzügigkeit Chagalls ihn überrumpeln.
»Ha!«, rief Chagall aus. »Sie sind also auch Patriot.«
Graves blickte dem Russen mit ernster Miene ins Gesicht. »Warum ist Russell unmittelbar nach dem Treffen mit Ihnen zu Victoria Street gefahren? Was wissen Sie über den Anschlag, der dort verübt wurde?«
Chagall griff nach einem Ziegenlederlappen und polierte damit die Motorhaube eines kostbaren Oldtimers, ein schwarzer Ferrari Daytona. »Unsere Untersuchungen sind, genau wie Ihre Ermittlungen, leider noch nicht abgeschlossen«, sagte er ohne aufzublicken. »Vielleicht sollten wir uns an die Regierung Ihrer Majestät wenden, sobald wir weitere zuverlässige Informationen zusammengetragen haben.«
Graves stellte sich direkt neben ihn. »Der Anschlag auf Innenminister Iwanow war nur ein Ablenkungsmanöver. Die Attentäter wollten erreichen, dass ein Regierungsgebäude in unmittelbarer Nähe vorübergehend geräumt wird, damit sie geheime Informationen aus diesem Gebäude entwenden konnten.«
»Um was für geheime Informationen handelt es sich dabei?«
»Um sehr geheime Informationen«, sagte Graves.
Chagall betrachtete ihn mit skeptischer Miene. »Sie wollen behaupten, dass es bei dem Anschlag gar nicht darum ging, Iwanow zu töten? Das ist doch Unsinn! Alle wollten, dass Iwanow von der Bildfläche verschwindet.«
»Ich habe Ihnen nur gesagt, was unsere Ermittlungen ergeben haben.«
»Was für geheime Informationen könnten für die Attentäter denn so wertvoll gewesen sein?«
»Sie wissen es nicht?«
»Warum hätte ich meinen guten Freund Robbie so spät am Abend aufsuchen sollen, hätte ich alle Antworten gekannt? Wir waren uns sicher, dass irgendetwas geplant war. Wir hatten sogar herausgefunden, wo es über die Bühne gehen sollte, aber wir wussten nicht, was es war. Russell hat uns benutzt - und wir benutzten ihn. Er hatte zu meinem alten Heimatland in mancher Hinsicht bessere Kontakte als ich. Wir waren überzeugt, dass er die richtigen Schlüsse ziehen würde. Ich kann Ihnen nur sagen, Captain Graves, dass diese Leute es sind, die hinter alledem stecken. Diese abgrundtief schlechten Menschen, die ich eben schon erwähnt habe.«
Graves wusste, wen Chagall damit meinte. Den russischen Inlandsgeheimdienst FSB.
»Hören Sie zu, Captain Graves«, fuhr Chagall fort. »Ich werde für Sie den Kontakt zu meinem Informanten herstellen. Er ist einer von denen, versteht sich, aber er ist ein guter Mann. Sie können von Angesicht zu Angesicht mit ihm reden. Er wird Ihnen sagen, was er weiß. Sie werden nicht enttäuscht sein. Im Gegenzug müssen Sie ihm Ihre Beweise offenlegen, wer Robert Russell getötet hat.«
»Hält Ihr Informant sich hier in London auf?«
»Ja.« Chagall ging zum Hintereingang, wo gerade ein Auto von einem Lastwagen entladen wurde. Graves stellte sich neben die Rampe, von der ein Ford GT 40 rollte. »Meine neueste Errungenschaft«, sagte Chagall stolz. »Das Siegerfahrzeug von Le Mans im Jahre 1966. Es ist mein erster amerikanischer Einkauf. Was halten Sie von dem Wagen?«
Graves hätte gerne geantwortet, dass er seinen rechten Arm für eine Probefahrt mit diesem Wagen gegeben hätte. Stattdessen sagte er nur: »Ein schönes Auto.«
»Also?«, fragte Chagall, während er auf den Fahrersitz des Wagens glitt. »Kann ich meinem Informanten sagen, dass Sie ihm den Namen
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