Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Bars und zwielichtigen Etablissements, die zu dieser frühen Stunde noch geschlossen hatten. Eine Durchsuchung dieser Gegend würde Tage dauern.
    Kate hielt an einem kleinen Marktplatz und zeigte den Leuten ein Bild von Jonathan Ransom und ein schlechtes Foto von Emma, das in London aufgenommen worden war, doch wieder begegneten ihr nur Kopfschütteln oder Schulterzucken.
    Erschöpft lehnte Kate sich an eine Häuserwand und zog den rechten Schuh aus, um sich den schmerzenden Fuß zu massieren. Sie sah ein, dass sie auf eigene Faust nichts ausrichten konnte. Sie musste die Suche ihren italienischen Kollegen überlassen und abwarten, was sie herausfanden. Allzu große Hoffnungen machte Kate sich nicht. Die meisten Leute besaßen ein Kurzzeitgedächtnis, vor allem, wenn es sich um ein unbekanntes Gesicht handelte. Je länger die Suche dauerte, desto schneller würde die Erinnerung an eine flüchtige Begegnung mit Jonathan Ransom verblassen.
    Kate zog sich den Schuh wieder an und ging zurück in Richtung Uferpromenade. Plötzlich sah sie im Augenwinkel ein Schild an einem Hauseingang, ungefähr dreißig Meter entfernt in einer Seitengasse. Auf dem Schild stand »Hotel De La Ville«.
    Kate schüttelte resigniert den Kopf und ging weiter, blieb dann aber stehen und gab sich einen Ruck. Mit Pessimismus kam sie nicht weiter. Kurz entschlossen machte sie kehrt und ging zu dem Hotel. An der Rezeption zeigte sie dem Manager die Fotos von Jonathan und Emma und erkundigte sich, ob der Mann die beiden schon einmal gesehen hatte. Der Manager betrachtete die Fotos schweigend. Kate sah, wie sich die Gedanken hinter seiner Stirn überschlugen.
    »Sprechen Sie Englisch?«, fragte sie, als sein Schweigen anhielt.
    »Certo«, entgegnete der Italiener. »Natürlich.«
    »Sie kennen die beiden, nicht wahr?«
    Der Hotelmanager hüllte sich wieder in Schweigen.
    »Was ist?«, hakte Kate ungeduldig nach.
    »Ich bin mir nicht sicher ...«
    Kate packte das Handgelenk des Mannes mit eisernem Griff. »Sie erzählen mir jetzt, was Sie wissen, oder ich jage Ihnen die Carabinieri auf den Hals, damit sie die Arbeitserlaubnis Ihrer Angestellten überprüfen.«
    »Der Mann war heute früh hier«, sagte der Manager.
    »Und weiter?«, fragte Kate aufgeregt.
    »Er ist der Ehemann der Frau auf dem anderen Foto«, fuhr der Manager fort. »Und er ist kein Franzose.«
 
    Der Hubschrauber startete sechzig Minuten später von einer Polizeistation in den Bergen nahe Civitavecchia. Kate setzte die Kopfhörer auf und schnallte sich auf dem Sitz des Copiloten an. Sie winkte den Carabinieri noch einmal zu, als der Hubschrauber abhob. Der Pilot flog eine scharfe Linkskurve. Kurz darauf waren sie über dem offenen Meer.
    Kate wandte sich an den Piloten: »Wie lange wird der Flug dauern?«
    »Wir nehmen die kürzeste Route«, antwortete der Pilot. »Bis zum Zielort sind es sechshundert Kilometer. In drei Stunden können wir da sein. Wenn der Wind günstig steht, schaffen wir es vielleicht schneller.«
    Kate nahm Verbindung mit der Gendarmerie Nationale auf und bat um eine Überwachung einer Adresse in Èze, die Ransom vermutlich als Nächstes aufsuchen würde. Sie wollte, dass nur die besten Männer auf die Überwachung angesetzt wurden. Außerdem bat sie um polizeiliche Kontrollen an den Grenzübergängen.
    »Was sollen wir tun, wenn wir den Mann sehen und er abzuhauen versucht?«, erkundigte sich einer der Beamten.
    »Dann nehmt ihn fest«, sagte Kate. »Aber das wird wohl nicht nötig sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass er vor mir in Èze ist, ist gleich null.«
    Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, rief sie Graves auf ihrem Handy an. »Charles«, sagte sie ein wenig zu optimistisch. »Wir haben ihn.«

59.
 
    Charles Graves fuhr mit dem Auto bis vor das Tor und streckte die Hand aus dem Fenster, um auf die Klingel zu drücken. Das Tor mit den verschnörkelten Eisenstangen und dem verzierten Wappen in der Mitte war beeindruckend groß und besaß den Charme eines mittelalterlichen Fallgatters, das mit Sorgfalt und Kunstfertigkeit geschmiedet worden war, um die Barbaren aufzuhalten. Langsam und schwerfällig öffnete sich das Tor. Charles zweifelte nicht daran, dass irgendwo zwischen den üppigen Efeuranken Überwachungskameras versteckt waren, mit denen er bereits identifiziert worden war, sodass man ihn auf das Anwesen ließ.
    Graves fuhr über eine gepflegte Auffahrt, die von leuchtenden Blumenbeeten und gepflegten Rasenflächen gesäumt wurde. Als er um die

Weitere Kostenlose Bücher