Getäuscht - Thriller
rußgeschwärzte Ölfässer, aus denen noch der Rauch vom Vorabend in den grauen Himmel stieg. Ein ausgebrannter, auf der Seite liegender Wagen blockierte einen Bürgersteig. In Nebenstraßen standen überquellende Mülleimer. Die Häuserwände waren mit Graffiti übersät.
Der Wagen fuhr um eine Kurve und blieb stehen. Vor ihnen versperrten Polizeifahrzeuge die Straße. Ein Dutzend Männer war damit beschäftigt, schusssichere Westen und Helme anzuziehen und ihre Waffen zu überprüfen. Der Fahrer von Kates Wagen, ein Sergeant von der Pariser Präfektur, führte sie über die Straße in ein Eckcafé, in dem die mobile Einsatzzentrale untergebracht worden war. Sie entdeckte Graves, der sich über einen Tisch beugte, umringt von Polizisten in schwarzer Uniform, und Bauzeichnungen betrachtete.
Die Polizisten gehörten zu den Schwarzen Panthern. »Schwarze Panther« war der Spitzname für die RAID, eine ungefähr sechzig Personen starke Eliteeinheit der französischen Nationalpolizei, zuständig für Terrorbekämpfung.
»Ihr Quartier befindet sich hier, in einem Zwei-Zimmer-Apartment im zehnten Stock«, sagte einer der schwarz gekleideten Männer und zeigte mit der Spitze seines Messers auf die Bauzeichnung. »Das Apartment liegt am Ende des Flurs. Rechts und links befinden sich weitere Wohnungen. Es gibt nur einen Weg rein oder raus. Im Gebäude gibt es zwei Fahrstühle, aber nur einer funktioniert. Der andere steckt irgendwo zwischen dem vierten oder fünften Stock fest. Außerdem gibt es noch zwei Treppenaufgänge. Wir können ein paar von unseren Leuten mit dem Helikopter auf dem Dach des Gebäudes absetzen lassen, aber das würde unsere Verdächtigen alarmieren.«
»Wir nehmen die Treppen«, sagte Graves. »Wir brauchen sie lebend. Sie können uns möglicherweise Informationen liefern, mit denen wir Menschenleben retten können.«
»Entendu.«
Graves' Blick fiel auf Kate, und er kam auf sie zu. »Sie haben es also geschafft.«
»Ich musste mich mit den Leuten von der Flugsicherung anlegen, aber sie haben schließlich eingelenkt. Wie es scheint, haben Sie Ihre Verstärkung bekommen.«
»Ich habe Sir Tony gebeten, sich um die notwendigen Telefonate zu kümmern. Er war ziemlich sauer nach diesem Schlamassel mit Ransom. Wahrscheinlich hätte man ihn auch ohne Telefon auf der anderen Seite des Kanals hören können.«
»Ist sie im Apartment?«
»Überzeugen Sie sich selbst.« Graves führte sie zu einem unauffälligen Kleintransporter, der vor dem Café geparkt war. Im hinteren Teil saßen zwei Polizeibeamte vor einer Wand voller Monitore und technischer Geräte. »Wir haben einen Überwachungsposten im Gebäude gegenüber eingerichtet, mit Infrarotkameras und einem Lasermikrofon, die auf das Fenster des Apartments ausgerichtet sind, in dem sich im Augenblick zwei Personen aufhalten.«
»Wie ich sehe, sind sie Frühaufsteher.« Kate blickte auf den größten Bildschirm, auf dem vor grauem Hintergrund die Umrisse zweier Personen zu erkennen waren, die in den Zimmern umhergingen. »Sind es die beiden?«
Graves kniff die Augen zusammen, als könnte er die verschwommenen Gestalten auf diese Weise besser erkennen. »Möglich. Schließlich sind beide in der Stadt. Wir konnten sie aber noch nicht eindeutig identifizieren.«
»Shvets ist in Paris?«, fragte Kate, die auf dem Flug von Nizza über sämtliche Details informiert worden war und vorübergehend zum Kreis der Personen gehörte, der Zugriff auf streng vertrauliche Informationen hatte.
»Er wird von seinen Leuten »Papi« genannt. Eine echte Vaterfigur. Man erzählt sich, dass er sich gerne intensiv um seine attraktiven Agentinnen kümmert.«
Nachdem Graves erfahren hatte, dass vermutlich Shvets der Kopf hinter dem Bombenanschlag und dem Diebstahl der Laptops in der Victoria Street war, hatte er zunächst Sir Anthony Allam in sämtliche Details eingeweiht. Alle Fakten, die Shvets mit den verübten Straftaten in Verbindung brachten, wurden in einem Bericht schriftlich festgehalten, der an Polizeibehörden und Geheimdienste weitergeleitet wurde.
»Wir werden ständig über Shvets' Aufenthaltsort auf dem Laufenden gehalten«, fuhr Graves fort. »Der MI5 hat anhand der Hecknummer seines Privatflugzeugs herausgefunden, dass er gestern Nacht nach Orly geflogen ist. Und stellen Sie sich vor: Ein Flugzeug mit genau dieser Hecknummer ist in der Nacht vor dem Bombenanschlag auf dem Londoner Flughafen Luton gelandet.«
»Er überwacht die Umsetzung seines Planes
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