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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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einer der neueren Anlagen geplant war. Falls er recht hatte, würde dies die Zahl der möglichen Ziele auf zehn reduzieren. Eine vorsorgliche Evakuierung jedoch würde Panik auslösen. Nur wegen eines Gerüchts zehn Kernkraftwerke abzuschalten wäre ohnehin nicht durchzusetzen. Man würde die Warnungen ignorieren oder herunterspielen.
    Das Telefon klingelte. Graves nahm den Hörer ab. »Bonsoir, Bertrand«, sagte er.
    »Verzeihung, Sir, aber hier spricht Den Baxter vom Erkennungsdienst.«
    »Was liegt an, Mr. Baxter?«
    »Wir sind auf eine heiße Spur gestoßen. Eine ziemlich große Sache. Wir haben ein Stück von der Schaltkarte des Handys gefunden, mit dem die Bombe gezündet wurde. Meinen Männern und mir ist es gelungen, Hersteller und Modell zu ermitteln und herauszufinden, wo das Handy gekauft wurde.«
    »Haben Sie die Nummer des Handys?«, fragte Graves.
    »Es sind sogar drei Nummern, Sir. Der Käufer hat drei SIM-Karten zusammen mit dem Handy gekauft.«
    »Ich höre, Inspektor Baxter.« Graves schlug das Herz bis zum Hals, als er sich die Nummern notierte.
 
    Drei Handynummern. Das war so, als wäre er unvermittelt auf eine Goldader gestoßen. Zugleich war es seine allerletzte Chance. Graves starrte auf die drei Nummern und beschwor sie im Stillen, ihm Glück zu bringen. Das weitere Vorgehen war einfach: Die Nummern mussten überprüft und die Anrufe zurückverfolgt werden. Im besten Fall würden sie so auf ein Netzwerk von Komplizen stoßen, darunter auch auf die Person, die hinter dem Anschlag steckte, also Sergei Shvets oder einen seiner Helfershelfer. Anderenfalls (und diese Möglichkeit war sehr viel wahrscheinlicher) würden die Nachforschungen nur ergeben, dass mit den einzelnen Nummern lediglich die anderen beiden Nummern angerufen worden waren, die Graves sich notiert hatte.
    Graves wählte die Nummer vom Sicherheitsbüro des Handyherstellers. Er hatte mit mehreren Mitarbeitern dort gute Kontakte und stellte erfreut fest, dass sich ein ehemaliger Kumpel aus seiner Zeit beim Special Air Service meldete. Graves nannte ihm die drei Nummern und bat ihn, alle unter diesen Nummern geführten Anrufe zu ermitteln und zu überprüfen, ob unter einer der Nummern vor genau zwei Tagen um 11.12 Uhr ein Anruf eingegangen oder von ihr aus geführt worden war.
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Unter der ersten Nummer war nur ein einziger Anruf registriert worden, und zwar um Punkt 11.12 Uhr. Seitdem war die Nummer nicht mehr erreichbar, mit anderen Worten: Das Handy mit dieser Nummer war bei der Explosion zerstört worden. Graves malte ein Sternchen neben die Nummer. Mit diesem Handy war die Bombe gezündet worden.
    Die zweite Nummer auf Graves' Zettel gehörte zu dem Handy, mit dem die Nummer des ersten Handys angerufen worden war. Für ihre Ermittlungen hieß das, es war die Nummer des Handys, das Emma Ransom auf dem Überwachungsvideo von der Victoria Street am Ohr gehabt und mit dem sie die Bombe gezündet hatte.
    »Wie oft wurde mit diesem Handy telefoniert?«, wollte Graves wissen.
    »Ziemlich oft. Vierzig oder fünfzig Mal.«
    Graves war ehrlich überrascht. »Wohin gingen die Anrufe?«
    »Nach London, Rom, Dublin, Moskau, Nizza und Sotschi.«
    »Warte mal. Sagtest du Moskau?«
    »Ja. Etliche Anrufe gingen nach Russland. Vor vier Tagen wurde mehrere Male eine Handynummer in Moskau angerufen. Am Tag des Bombenanschlags ging ein Anruf an eine Nummer in Sotschi.«
    Das war der Beweis, dass David Kempa die Wahrheit gesagt hatte. Graves war sich sicher, dass Emma Ransom mit ihrem Vorgesetzten telefoniert hatte, entweder mit Sergei Shvets persönlich oder mit einem anderen hochrangigen FSB-Agenten.
    »Kannst du mir die GPS-Koordinaten von beiden Gesprächsparteien dieser Anrufe besorgen?«
    »Sogar bis zum Stadtbezirk, in dem sie sich zum Zeitpunkt des Anrufs aufgehalten haben.«
    »Dann tu mir den Gefallen. Gibt es auch einen Anruf nach Paris?«
    »Auf meiner Liste habe ich vier Anrufe zu einem Festnetzanschluss mit Pariser Vorwahl.«
    »Zu einem Festnetzanschluss? Irrtum ausgeschlossen?«
    »Kleinen Moment, ich suche dir die Adresse heraus«, erwiderte Graves' Freund.
    Graves trommelte nervös mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Er war verwirrt. Mit einer SIM-Karte zu telefonieren, mit der ein Bombenanschlag verübt worden war und die man nur gekauft hatte, um möglichst alle Spuren zu den Hintermännern des Anschlags zu verwischen, war ein unverzeihlicher Fehler. Es war unglaublich

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