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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Pilatus P-3 in Frage kam, und der die Maschine dann binnen kürzester Zeit organisierte. (Natürlich handelte es sich immer um ordnungsgemäß registrierte Maschinen, sodass keine Flugbehörde je auf den Gedanken kam, die Start- oder Landeerlaubnis zu verweigern.) Wenn man einen korrupten Landesfürsten bestechen musste, kannte Connor die richtigen Banker in einer der zahllosen Steueroasen dieser Welt, und die erforderliche Transaktion war gesichert. Wurde eine Schiffsladung mit Kalaschnikows für die verbündeten Kriegsparteien in Kolumbien benötigt, hatte Connor die Telefonnummern aller bedeutenden Waffenhändler der westlichen und östlichen Hemisphäre im Kopf (und kannte wahrscheinlich auch deren Geburtstage). Er besaß ein phänomenales Zahlengedächtnis. Von Frank Connor hieß es, er könne das Unmögliche möglich machen. Schnell, effizient und ohne Aufsehen.
    Doch für seine Vorgesetzten im Pentagon war mindestens genauso entscheidend, welche Fähigkeiten Connor nicht nachgesagt wurden: Er gehörte nicht zu den Leuten, die großartig Pläne schmiedeten. Er war kein Intrigant. Und er war kein Traumtänzer. Ein Blick auf seine hängenden Wangen, seine Tränensäcke und seinen schiefen Gang genügte, um zu wissen, dass er kein Macher war. Er war genau der Mann, wie er den Herren in den Führungsetagen vorschwebte: ein introvertierter Einzelgänger, der Division verwaltete, bis die Organisation einen leisen, unspektakulären Abgang machte.
    Frank Connor dachte nicht daran, dieser Meinung über ihn zu widersprechen. Zumindest nicht öffentlich. Denn Connor hatte seine eigenen Vorstellungen, was mit der in Ungnade gefallenen Organisation geschehen sollte. Und in seinen Vorstellungen war nirgendwo vorgesehen, dass Division still und heimlich von der Bildfläche verschwand. Trotz der katastrophalen Niederlage in der Schweiz glaubte Connor fest an Division. Sollten seine besser gekleideten, besser frisierten und besser informierten Bosse denken, was sie wollten. Frank Connor hatte sehr wohl einen Traum. Er war sehr wohl in der Lage, Intrigen zu schmieden. Und er hatte einen Plan. Für Connor war Division alles andere als erledigt. Die Organisation war vielmehr ein schlafender Riese. Division sammelte Kraft und wartete geduldig auf eine Chance, zur alten Größe zurückzukehren.
    Für Frank Connor war es die Chance seines Lebens. Seine Tage als introvertierter Einzelgänger lagen hinter ihm.
    »Hast du etwas über den Ärztekongress herausgefunden, an dem Ransom teilnimmt?«, fragte er nun.
    »Es gibt eine Seite im Internet«, antwortete Erskine. »Ich habe dir die wichtigsten Infos kopiert. Lies selbst.«
    Connor betrachtete die Auszüge. »›International Society of Internal Medicine - 30th Biannual Congress.‹ Was ist so besonders an diesem Kongress, dass Ransom dafür sein heißgeliebtes Feldlazarett im Stich lässt?«
    »Er ist einer der Hauptredner. Sein Vortrag steht morgen früh auf dem Programm.«
    Connor suchte nach dem Programmablauf. »›Die Behandlung parasitärer Krankheiten bei Kindern.‹ Nicht gerade mein bevorzugtes Thema. Wo ist er noch mal untergebracht?«
    »Im Dorchester Hotel.«
    »Nicht übel«, sagte Connor und blätterte die Ausdrucke durch. »Wie viele von unseren Leuten sind derzeit vor Ort?«
    »In London? Vier, aber einer von ihnen ist gerade auf dem Absprung.«
    »Vier? Machst du Witze?« Connor schüttelte fassungslos den Kopf. London war die wichtigste Adresse für Agenten in Europa. Noch vor einem Jahr hatte Division ein schickes Büro gleich neben der US-Botschaft am Grosvenor Square gehabt, mit zwanzig Vollzeitmitarbeitern und weiteren zwanzig Agenten in Rufbereitschaft.
    »Sorg dafür, dass dieser Mistkerl bleibt, wo er ist. Sofort. Ransoms Hotel muss rund um die Uhr überwacht werden. Jeweils zwei unserer Leute sollen sich alle zwölf Stunden abwechseln. Ich will, dass sie mir in einer Stunde einen ersten Bericht erstatten. Und zieh alle Register, damit unsere Leute in London Unterstützung bekommen. Setz dich mit Berlin oder Mailand in Verbindung. Irgendwo müssen noch ein paar von unseren Agenten aufzutreiben sein, verdammt!«
    »Sicher.« Peter Erskine war dreißig Jahre alt, blass und hager wie ein Marathonläufer. Sein schwarzes Haar war mit Gel frisiert, und seinen unsteten blauen Augen entging nichts. Er war ein Agent der dritten Generation. Erskine war Fulbright-Stipendiat und hatte an der Deerfield Academy und in Yale studiert, wo er als Mitglied der

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