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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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der Sache annahm.
    Das US-Militär verfügte über die erforderlichen Mittel und war obendrein bestens geeignet, Männer zur Terrorbekämpfung auszubilden. Das Ziel des weltweiten Krieges gegen den Terrorismus - oder GWOT, Global War on Terror, wie es in Regierungsdirektiven und Gesetzesvorlagen hieß - war die Vernichtung der vielleicht größten Geißel der modernen westlichen Welt. »Eigeninitiative zeigen« lautete die Parole, und der letzte Präsident war von dieser Idee sehr angetan gewesen. Mit der nächsten Direktive des Präsidenten zur Frage der Nationalen Sicherheit wurde Division ins Leben gerufen. Ein Ungeheuer, unter strengster Geheimhaltung geschaffen, das im Dunkeln operierte und nur die eigenen Regeln kannte.
    Divisions erster Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: die Eliminierung eines bosnischen Generals, der wegen Völkermordes gesucht wurde. Es folgten die Tötung eines kolumbianischen Drogenbosses und die Zerschlagung seines Netzwerks sowie die Entführung, Folterung und anschließende Beseitigung mehrerer Rädelsführer der Al-Qaida im Irak und in Pakistan. Alle diese Operationen waren siegreiche Feldzüge und polierten das Image von Division gewaltig auf. Seine Einsätze wurden immer umfassender. Das Geld floss, und eine ganze Reihe neuer Agenten wurde rekrutiert. Der Handlungsspielraum von Division in den Grauzonen der globalisierten Welt wuchs. Die Organisation verfolgte nun keine taktischen Ziele mehr, sondern ausschließlich politische. Einen Bösewicht zu beseitigen war keine Kunst; Division ging es vielmehr um die Umsetzung politischer Grundsätze, wie die Verteidigung der Demokratie im Libanon und die Initiierung der Orangen Revolution in der Ukraine.
    Doch die Summe der Erfolge führte unweigerlich zu Größenwahn. Wie der englische Historiker John Dalberg-Acton im Jahre 1887 so treffend bemerkte: Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut.
    Division wollte sich nicht mehr an Vorgaben halten, sondern eigene Regeln aufstellen. Der Slogan »Eigeninitiative zeigen« bekam eine ganz neue Dimension. Es kam, wie es kommen musste: Division ging den entscheidenden Schritt zu weit.
    Vor sechs Monaten war der Plan von Connors Vorgänger, einen Krieg zwischen dem Iran und Israel zu entfachen, im letzten Moment von einer abtrünnigen Division-Agentin vereitelt worden. Die Welt war knapp einer Katastrophe entgangen. Hinter verriegelten Türen musste der amerikanische Präsident eingestehen, dass ein US-Geheimdienst in den skandalösen Vorfall verwickelt war. Folglich wurden die Vollmachten Divisions erheblich eingeschränkt; seine Agenten wurden zurückgepfiffen. Die Organisation musste ihren Hauptsitz im Pentagon räumen. Das Budget wurde halbiert und ein Großteil der Mitarbeiter gefeuert. Doch der Todesstoß für Division war die von oberster Stelle angeordnete Auflage, dass zukünftige Einsätze nur nach Zustimmung durch den Kongress erfolgen durften.
    Allen war klar, dass Division durch den Verlust seiner Vormachtstellung nur noch ein Schatten seiner selbst war. Es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis die Organisation in völliger Bedeutungslosigkeit versank. Bis dahin brauchte man einen Übergangsdirektor. Und dieses Mal sollte er nicht aus den Reihen der Militärs kommen.
    Frank Connor erfüllte alle gewünschten Voraussetzungen. Er war kein Berufssoldat. Tatsächlich hatte er noch nie eine Armeeuniform getragen oder gar eine Waffe benutzt. Trotzdem war er eine Kämpfernatur. Dreißig Jahre lang hatte er sich in Washington mit den absurdesten bürokratischen Winkelzügen herumschlagen müssen und dabei Überlebensstrategien entwickelt, um die ihn jeder schlachterprobte Veteran beneidete. Er hatte im Außen- und Finanzministerium und im Büro für Management und Finanzen gearbeitet. In ganz Washington, D. C., gab es wohl keine verborgene Leiche im Keller, die Connor nicht kannte. Die letzten zehn Jahre hatte er in der E-Ring-Abteilung des Pentagon verbracht, die sich mit der Planung und Ausführung extrem gefährlicher militärischer Spezialeinsätze befasste.
    Connor war Division-Mann der ersten Stunde. Er war einer von der Sorte, die mit ungebügeltem Hemd und Schweißflecken unter den Armen mit Argusaugen darauf achten, dass alles seine Richtigkeit hatten. Wenn Division ein Flugzeug benötigte, das Agenten aus dem friedlich gesinnten Kasachstan ins feindlich gesinnte Tschetschenien fliegen sollte, war es Connor, der wusste, dass für eine solche Operation nur eine

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