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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Person ebenfalls sehen wollen.«
    Jonathan schlug plötzlich das Herz bis zum Hals.
    Sie ist hier! Sie ist in London!
    Thomson wandte sich zur Tür. »Sie müssen sich beeilen«, sagte er.

8.
 
    Umgeben von einer traumhaft schönen Gartenanlage und dem sanft geschwungenen Band des Isis River, wie die Themse auf diesem Teilstück genannt wird, präsentiert sich die britische Vorzeigeuniversität Christ Church College in Oxford den Besucherströmen. Kardinal Thomas Wolsey hatte im sechzehnten Jahrhundert seinen Einfluss als Lordkanzler gegen eine Gruppe von Mönchen geltend gemacht, um auf dem Gelände des Klosters St. Frideswide eine Universität zu gründen. Für deren Bau wurde 1525 ein Großteil des Klosters dem Erdboden gleichgemacht; nur die ehemalige Stiftskirche blieb weitgehend erhalten. Nachdem Wolsey bei Heinrich VIII. in Ungnade fiel, wurde die Universität aufgelöst und im Jahre 1546 zunächst als King Henry VIII.'s College, später als Christ Church College neu gegründet. Die ehemalige Stiftskirche wurde zur Kathedrale der anglikanischen Diözese Oxford.
    Doch dieser geschichtliche Hintergrund war nicht der Grund, der besonders jüngere Besucher in Scharen nach Oxford lockte, sondern vor allem die Große Halle, die Millionen von Kinogängern als Hogwarts Speisesaal aus den Harry-Potter-Filmen kannten.
    Auch Kate Ford musste beim Anblick des Universitätskomplexes unwillkürlich an Harry Potter denken. Sie zog den Kopf ein, als sie die düster wirkende Pförtnerloge betrat, und zeigte dem Pförtner ihre Dienstmarke. »Ich würde gern mit Anthony Dodd sprechen.«
    »Zweite Etage, erste Tür rechts.«
    Kate stieg die hölzernen Treppenstufen hinauf. Inzwischen war es kurz vor 18.00 Uhr, und sie war hundemüde. Die Videos hatten ihr den Rest gegeben. Den ganzen Tag hatte sie im Überwachungsraum von One Hyde Park gesessen und sich die Aufzeichnungen angeschaut in der Hoffnung, auf einem der Bänder Russells Mörder zu entdecken. Doch weder sie noch Reg Cleak oder einer der Wachleute des fraglichen Tages hatten eine unbekannte Person im Gebäude oder durch die Tür zu Russells Apartment im fünften Stock gehen sehen. Acht Stunden Arbeit und keine einzige Spur.
    Um 16.00 Uhr hatte die Gerichtsmedizin angerufen und bestätigt, dass Russell vor seinem Sturz einen schweren Schlag auf den Kopf erhalten hatte. Die Waffe war vermutlich ein stumpfer Gegenstand, vergleichbar mit einem Kugelhammer. Der Arzt konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob der Schlag zum Tod geführt hatte, aber Russell war zweifellos eine Zeitlang bewusstlos gewesen. Dies bestätigte Kates Verdacht, dass Russell beim Sturz über den Balkon entweder tot oder besinnungslos gewesen war. Demnach musste der Mörder in der Wohnung auf Russells Rückkehr gewartet haben. Aber wie war der Mörder ins Apartment gekommen?
    Im zweiten Stock trat Kate in einen schummrig beleuchteten Flur. Die erste Tür rechts stand weit offen. In dem vollgepackten, sonnendurchfluteten Büro beugte sich ein stämmiger junger Mann in Rugbykleidung über den Schreibtisch und durchsuchte einen Stapel Papiere. Kate klopfte an den Türrahmen. »Ist dies hier das Büro von Professor Dodd?«
    »Ganz recht«, antwortete er, ohne seine Suche zu unterbrechen.
    »Ist er da?«, fragte Kate.
    »Zufällig ja.« Der junge Mann schob den Stapel von sich und richtete sich auf. Er war größer, als Kate angenommen hatte, und attraktiv. Seine Wangen waren gerötet, sein braunes Haar zerzaust.
    »Wo kann ich ihn finden?«
    »Er steht vor Ihnen.« Dodd nickte ihr freundlich zu und streckte ihr zur Begrüßung die Hand entgegen. »Es muss Ihnen nicht peinlich sein. Ich bin daran gewöhnt. Nächste Woche werde ich vierzig und hoffe jeden Tag aufs Neue, endlich mal ein graues Haar zu finden.«
    »Sie Glückspilz«, erwiderte Kate. »Ich muss mir seit meinem dreißigsten Geburtstag täglich neue ausreißen. Ich bin Kate Ford, Detective Chief Inspector.«
    »Das dachte ich mir.« Dodd nahm seinen Rugbyball von einem Stuhl und forderte Kate mit einer Handbewegung auf, sich zu setzen. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Wasser? Limonade?«
    »Wasser, bitte.«
    Dodd telefonierte mit dem Pförtner und bat ihn, die Getränke in sein Büro zu bringen. »Entschuldigen Sie meinen Aufzug«, sagte er dann zu Kate. »Ich komme gerade von einem Spiel gegen die Mannschaft vom Brasenose College. Ziemliche Raufbolde, aber wir haben ihnen eine gehörige Lektion erteilt.« Er lehnte sich an seinen

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