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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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führt, dass man mich erwischt. In diesem Teil der Erde ist das ein Halbjahresverdienst. Was zahlst du Betty denn?«
    »Überhaupt nichts«, sagte Jonathan. »Sie bekommt ihre freien Mahlzeiten, einen Platz zum Leben, an dem sie relativ sicher ist, medizinische Versorgung, und sie kann drei Tage die Woche zur Schule gehen.«
    »Verstehe. Eine Freundin, der du das Leben deiner Frau anvertrauen würdest.«
    Fall abgeschlossen, dachte Jonathan. Es gab nichts, was er zu seiner Verteidigung hätte vorbringen können. Das Urteil war eindeutig und vernichtend. Der Angeklagte, Jonathan Ransom, hatte sich schuldig gemacht, das Leben seiner Frau leichtsinnig aufs Spiel gesetzt zu haben. Die Strafe war das Todesurteil. Doch nicht er würde sterben, sondern Emma.
    Sie wandte das Gesicht von ihm ab, und er bemerkte eine lange Narbe auf ihrem Rücken, dicht über der rechten Niere. Er strich behutsam mit dem Finger darüber. »Das sieht ziemlich übel aus«, sagte er und schaute sich die Narbe ein wenig genauer an. »Wie ist denn das passiert?«
    »Ach, ist nicht weiter schlimm«, sagte Emma. »Ich bin gestürzt und habe mir dabei den Schnitt zugezogen.«
    Die Narbe war gut zwölf Zentimeter lang, fachmännisch genäht und immer noch leicht geschwollen. »Das war ein tiefer Schnitt«, stellte Jonathan fest. »Die Arbeit eines Chirurgen. Worauf bist du denn gefallen?«
    »Es ist nichts, wirklich. Zerbrochenes Glas, glaube ich. Zerbrich dir nicht unnötig den Kopf darüber.«
    Jonathan wusste, dass sie ihm nicht die Wahrheit erzählte. »Ich soll mir nicht den Kopf zerbrechen?«, sagte er. »Ich denke Tag und Nacht an dich. Ich frage mich, wo du bist, ob es dir gut geht und ob ich dich jemals wiedersehe. Dann tauchst du plötzlich aus dem Nichts auf, mit einer üblen Verletzung am Rücken, über die du mir aber nichts erzählen willst, und sorgst dafür, dass ich mich wie ein Teenager fühle, der sich heimlich vor den Eltern davonschleicht. Wie lange soll das noch so weitergehen? Soll ich für den Rest meiner Tage wie ein Mönch leben, der auf dich wartet, bis irgendwann ein fremder Mann oder eine fremde Frau bei mir auftaucht und mir sagt, dass du tot bist?«
    »Nein«, sagte Emma ein wenig zu bestimmt.
    Jonathan ließ sich frustriert zurücksinken. »Und du kannst wirklich nicht zu mir zurückkommen?«
    »Nein.«
    »Kann ich denn nicht mit dir gehen?«
    »Nein.«
    »Was dann? Was würde denn deiner Meinung nach funktionieren?«
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Wie meinst du das?«
    Emma warf einen Blick auf die Uhr und richtete sich auf. »Mist! Du musst zurück ins Hotel.«
    »Jetzt schon?«
    »Wir sind schon viel zu lange hier. Unten wartet ein Auto auf uns. Zieh dich an.«
    »Okay, okay. Ich beeile mich.«
    Emma griff nach Jonathans Hand und führte ihn zu einer Hintertür im Erdgeschoss. Auf dem Bürgersteig verwandelte sie sich sofort wieder in die professionelle Agentin. Sie blickte sich suchend nach allen Seiten um. Sobald sie im Freien war, war sie in höchster Lebensgefahr.
    Sie führte Jonathan zu einem schwarzen Audi, der zwei Straßen weiter am Straßenrand parkte. Mit einem Wagenschlüssel deaktivierte Emma den Alarm, öffnete die Tür und stieg auf den Fahrersitz. Jonathan ging um den Wagen herum und setzte sich auf den Beifahrersitz. Während ihrer Fahrt zum Hotel sprach keiner von ihnen. Ungefähr hundert Meter vor dem Eingang hielt Emma an und ließ Jonathan aussteigen. Er beugte sich ein letztes Mal durch die offene Beifahrertür zu ihr und fragte: »Wann sehen wir uns wieder?«
    »Morgen«, sagte sie.
    »Ist das dein Ernst? Wo kann ich dich finden? Soll ich Thomson fragen?«
    »Das ist keine gute Idee«, sagte Emma. »Wir finden dich. Du musst jetzt gehen. Und alles Gute für deinen Vortrag. Versuch, die Nerven zu behalten. Du schaffst das schon.«
    Hinter Emma hupte jemand lautstark. Sie schaltete in den ersten Gang und fuhr los.
    Jonathan beobachtete, wie der Wagen davonfuhr und ging dann zum Hotel hinüber. Kaum hatte er die Lobby betreten, stürzte auch schon ein Mann mittleren Alters mit einer hohen Stirn und dunklem Haarkranz auf ihn zu. Er trug einen grauen Nadelstreifenanzug mit einer Nelke am Revers. »Dr. Ransom! Da sind Sie ja endlich. Wir haben Sie schon überall gesucht. Wo waren Sie denn?«
    »Ich habe einen Spaziergang im Park gemacht«, sagte Jonathan. »Ich brauchte dringend frische Luft. Jetlag.«
    »Ich verstehe.« Der Mann legte eine Hand auf Jonathans Arm und führte ihn zur Rezeption.

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