Getäuscht - Thriller
in diesem Stahlsarg raufgeklettert?«
»Ein echter Spiderman.«
Kate starrte in die bodenlose Stahlröhre und fragte sich, wer in der Lage war - und den Mut hatte -, eine so schmale, stockdunkle Röhre hinaufzuklettern. Unvermittelt wurde ihr übel, und sie musste würgen. Sie zog den Kopf aus dem Schacht und stolperte aus dem Schrankzimmer.
»Was ist, Kate?«, fragte Cleak, der dicht hinter ihr war.
»Es geht schon wieder«, stieß sie mühsam hervor. »Mir fehlt nichts ... wirklich.« Sie biss sich auf die Lippen, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Dann sagte sie mit fester Stimme: »Der Mörder kam also von hier und ging dann in Russells Arbeitszimmer. Lass uns den Weg Schritt für Schritt abgehen, okay?«
Systematisch gingen sie von Raum zu Raum, so wie der Mörder es vor achtzehn Stunden getan haben musste. Cleak wies Kate immer wieder auf die unterschiedlichen Alarmsensoren hin: Bewegungsmelder, Temperaturmesser, Alarmsensoren unter dem Teppich. Zehn Minuten später standen sie in Russells Hochglanzbüro.
»Was meinst du, wie lange hat der Mörder gebraucht, um das Alarmsystem lahmzulegen?«, fragte Kate.
»So weit sind wir noch nicht«, sagte Cleak. »Wir wissen immer noch nicht, wie er es überhaupt neutralisieren konnte. Es ist nahezu unmöglich, eine Anlage wie diese auszutricksen.«
»Das wird doch von jeder Alarmanlage behauptet.«
Kates Blick schweifte zu dem riesigen Plasmabildschirm. »Was ist mit der geheimnisvollen Frau? Habt ihr sie gefunden?«
»Leider nein«, sagte Cleak. »Wir haben den Provider ausfindig gemacht, aber sie wollen einen richterlichen Beschluss, andernfalls weigern sie sich, nach der Anruferin zu suchen. Und selbst wenn wir den Beschluss kriegen, wird es ein mühseliges Unterfangen. Wenn Russell verhindern wollte, dass man seine Kontaktleute aufspürt, haben wir extrem schlechte Karten. Zumindest wird es eine Weile dauern.«
»Verdammt!«, schimpfte Kate. »Wir müssen sie finden. Sie ist unser größter Trumpf. Wer weiß, vielleicht schwebt sie selbst in großer Gefahr. Russell war vielleicht nicht der Einzige auf der Abschussliste. Das waren Profis, Reg. Wir haben es mit ein paar ziemlich üblen Burschen zu tun, die wahrscheinlich von irgendeiner Regierung ausgebildet worden sind.«
»Mehrere Profis? Ich dachte, wir suchen nur nach einem einzigen Mörder.«
»Das ist eher unwahrscheinlich.« Kate verließ das Arbeitszimmer und ging mit großen Schritten den Flur hinunter. Dabei berichtete sie Cleak, was sie bei Oxford Analytica über Russells Arbeit in Erfahrung gebracht hatte. »Unser kleiner Lord hat seine Nase in Angelegenheiten gesteckt, die ihn nichts angingen. Diese Operation war bis ins Kleinste geplant. Sie hatten Zugang zu den Bauplänen, kannten sich bestens mit dem Alarmsystem in der Wohnung aus und so weiter. Ich wäre nicht überrascht, wenn wir es hier mit mindestens drei Tätern zu tun hätten. Einer, der das Gebäude beobachtet hat, einer, der Russell gefolgt ist, und unser Mörder. Profis.«
Cleak blieb atemlos an der Wohnungstür stehen. »Kannst du bitte mal 'ne Sekunde stehen bleiben? Wegen dir kriege ich noch einen Herzinfarkt. Wo willst du überhaupt hin?«
»Zur Gebäudeüberwachung«, rief Kate ihm über die Schulter zu.
»Aber wir haben uns die Videos doch schon alle angesehen«, protestierte Cleak. »Da war nichts.«
Kate wartete schon im Aufzug, als Cleak sich im letzten Moment durch den Türspalt schob. »Wir haben offenbar nicht genau genug hingeschaut.«
Die Zentrale der Gebäudeüberwachung befand sich auf der zweiten Etage. Es war ein kleiner Raum mit einer Vielzahl von Monitoren, die eine ganze Wand ausfüllten, und obwohl im Gebäude strenges Rauchverbot herrschte, stank es nach kaltem Rauch. Kate lehnte mit dem Rücken an der Wand und schaute auf die Monitore. Ihr Blick wanderte zwischen den sechzehn Liveeinspielungen der Überwachungskameras hin und her. Neben ihr stand Reg Cleak, auf der anderen Seite der Gebäudemanager und Chef der Sicherheitsabteilung.
»Wir haben unseren Mann beim ersten Mal übersehen, weil er bereits im Gebäude war«, sagte Kate, während sie auf die Bilder der ersten DVD warteten.
»Im Keller befindet sich leider keine Kamera«, sagte der Chef der Sicherheitsabteilung, ein ehemaliger Offizier der Infanterie mit einem borstigen Schnurrbart. Beim Gehen hinkte er ein wenig, eine bleibende Erinnerung an den Angriff auf Goose Green während des Falklandkrieges, wie er nie müde wurde zu
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