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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Fahrstuhl. Fünf Minuten später schaltete das Licht auf Notbeleuchtung um. Wieder fünf Minuten später öffnete sich die Kofferraumklappe des Aston Martin. Eine gut gekleidete Frau kletterte heraus und schwang sich eine Ledertasche über die Schulter. Die Tasche war groß genug, um die Werkzeuge zu verstauen, die sie zum Öffnen und Schließen des Schachts benötigte. Das Licht war zu schlecht, um die Frau erkennen zu können; außerdem durchquerte sie die Garage mit schnellen Schritten und vermied es dabei, in die Kamera zu schauen.
    Kate ließ die Frau nicht aus den Augen, als sie in den Fahrstuhl stieg und eine Etage hinauf zum Kellergeschoss fuhr. Sie hielt das Gesicht stets gesenkt, sodass die Kamera keine brauchbare Aufnahme von ihr machen konnte. Ein Profi, dachte Kate. Vielleicht noch mehr als das.
    »Sie ist unser ›Mann‹.«

13.
 
    Frank Connor konnte England nicht ausstehen. Das Essen war mies, das Wetter grauenhaft und die Preise astronomisch. Die seltsame Vorliebe der Engländer für warmes Bier und kaltes Roastbeef konnte er beim besten Willen nicht teilen. Und was das Allerschlimmste war, sie fuhren beharrlich auf der falschen Seite. Zweimal wäre er beinahe überfahren worden, weil er beim Überqueren der Straße vergessen hatte, nach rechts zu schauen. Er trank den letzten Rest Cola aus seinem Glas, lutschte an dem Eiswürfel und beobachtete, wie im ersten Morgenlicht die rechteckigen grünen Felder und sanften Hügellandschaften der Insel auftauchten. Doch erst als die Räder des Flugzeugs den Boden berührten, die Maschine die Geschwindigkeit drosselte und schließlich zum Halten kam, wurde ihm klar, warum er eine solche Abneigung gegen dieses Land hegte: Es war eben nicht Amerika.
    Am Flughafen Stansted, neunzig Kilometer nördlich von London, erwartete ihn ein Wagen mit Chauffeur. Connor stieg aus dem Flugzeug und reichte einem wartenden Zollbeamten seinen Pass. Der Pilot hatte Connors persönliche Daten bereits vor der Landung über Funk durchgegeben. Der Beamte warf einen flüchtigen Blick auf Connors Pass und winkte ihn durch. Niemand interessierte sich für sein Gepäck.
    »Also?«, fragte Connor, als er sich auf den Beifahrersitz setzte.
    »Sie ist hier«, antwortete der Fahrer, ein schwerfälliger Schotte mit hängenden Schultern, und lenkte den Wagen in Richtung Autobahn.
    »Habt ihr sie gesehen?«
    »Nein, aber unser guter Doktor führt etwas im Schilde. Er hat uns abgehängt.«
    »Das musst du mir erklären.«
    »Er hat heute Morgen um acht im Hotel eingecheckt. Gegen Mittag hat er sich die Beine im Park vertreten und ist danach den ganzen Nachmittag auf seinem Zimmer geblieben. Um sechs kam er runter zum Cocktailempfang. Hat sich ein bisschen unter die Leute gemischt und ein paar Bier getrunken. Er ist ein Amateur, so viel steht fest. Hat weder mich noch Liam auch nur eines Blickes gewürdigt. Dreißig Minuten später ist er zur Herrentoilette gegangen. Wir mussten ein bisschen auf Abstand bleiben, sonst hätte er uns bemerkt. Als er wieder rauskam, war einer der Ärzte bei ihm. Großer, eleganter Typ. Die beiden verschwanden in einem der Konferenzzimmer. Erst haben wir uns noch nichts dabei gedacht. Schließlich hatte sich Ransom bis dahin völlig unauffällig verhalten.«
    »Und weiter?«, fragte Connor.
    »Fünf Minuten später kam der Doc ohne Ransom wieder raus.«
    Connor fluchte lautlos, erinnerte sich dann aber, dass er so etwas erwartet hatte. Ein Zeichen, auch wenn es nur schwer zu deuten war. »Was war mit Ransom?«
    »Er muss durch das Fenster zur Park Lane hinausgeklettert sein. Einer unserer Männer ist noch schnell genug zum Hoteleingang gekommen, um zu sehen, wie Ransom in Richtung Piccadilly Arcade lief. Er war schon ein gutes Stück vom Hotel entfernt. Als wir uns an seine Fersen geheftet haben, verschwand er in der U-Bahn-Station. Da haben wir ihn dann verloren.«
    »Du meinst, da hat er euch abgehängt.«
    »Da unten waren massenhaft Leute«, verteidigte sich der Schotte. »Es war gerade Rushhour. Wir waren schließlich nur zu zweit.«
    Connor grunzte verächtlich. Noch ein Grund, weshalb er dieses Land so hasste. Die Leute hier waren schon mit der einfachsten Verfolgungsjagd überfordert. »Schon in Ordnung«, sagte er beschwichtigend. Sein Grundsatz lautete, seine Männer stets zu ermutigen. »Ich bin sicher, ihr habt euer Bestes gegeben.«
    Die Division-Agenten stammten aus sämtlichen Bereichen der Geheimdienstarbeit. Einige gehörten dem Führungskommando

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