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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Lobby fiel sein Blick sofort auf Professor Thomson, der mit Jamie Meadows und einer Gruppe wohlgenährter und elegant gekleideter Ärzte in einer Ecke an der Kaffeebar stand. Von seinen Verfolgern war nichts zu sehen. So aufmerksam Jonathan auch Ausschau hielt, er konnte keinen Bodyguard in einem blauen Trainingsanzug oder eine andere verdächtige Gestalt mit dunkler Sonnenbrille und Kopfhörer im Ohr entdecken, die jeden seiner Schritte beobachtete.
    Trotzdem schlich Jonathan mit gesenktem Kopf, den Rücken zur Wand, durch die Lobby. In gut zwei Stunden sollte er laut Programm seinen Vortrag halten. Auf einen zufälligen Beobachter hätten Jonathans Verhalten und seine ganze Erscheinung besorgniserregend gewirkt. Er war weder rasiert noch geduscht. In seiner Jeans, den Outdoor-Stiefeln und seinem alten baskischen Schäferhemd sah er aus wie eine der zwielichtigen Gestalten, die die livrierten Türsteher eigentlich vom Hotel fernhalten sollten.
    Jonathan ging durch die Drehtür und trat auf die Straße. Er sah sich suchend nach einer schwarz gekleideten Frau mit einem Pferdeschwanz um. Keine Spur von Emma, aber damit hatte er gerechnet. Es war mehr als unwahrscheinlich, dass sie letzte Nacht durch die Vordertüren hereingekommen war, und ebenso wenig war vorstellbar, dass sie im morgendlichen Berufsverkehr auf diesem Weg das Hotel verlassen würde. Er wandte sich nach links und lief um das Gebäude herum, bis er den Personal- und Lieferanteneingang fand. Hotelangestellte luden Kisten mit Getränken, frischen Lebensmitteln und frisch gereinigten Handtüchern aus geparkten Lieferwagen und trugen sie eine Treppe hinunter bis zum Eingang. Jonathan warf einen Blick über das Geländer. Die Tür war verschlossen. Er suchte die Gassen nach einem möglichen Fluchtweg ab. Eine Gasse, die von etlichen Stallungen gesäumt wurde, verlief parallel zur Park Lane. Eine andere führte in östliche Richtung ins Zentrum von Mayfair, endete aber ein paar Häuserblocks weiter in einer Sackgasse. Rechts führte eine Gasse in Richtung Green Park. Jonathan entschied sich für diesen Weg. Im Laufschritt rannte er über den Bürgersteig und hielt dabei Ausschau nach Emma.
    An der ersten Ecke blieb er stehen und ließ ein Auto vorbei, das nach links abbiegen wollte. Während er wartete, tauchte plötzlich hundert Meter vor ihm wie aus heiterem Himmel Emma auf der Straße auf. Jonathan blickte nach rechts und links und sah, dass sie aus einer Boutique gekommen war. Aus einem Reflex heraus versteckte er sich in einem Hauseingang. Emma warf einen Blick über die Schulter und schaute genau in seine Richtung. Jonathan rührte sich nicht vom Fleck. Schweißperlen traten ihm auf die Stirn, und das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Er zählte langsam bis fünf und trat dann aus seinem Versteck hervor. Doch bevor er weiterlief, warf er einen Blick zurück.
    Eine Querstraße entfernt stand ein brauner Ford Taurus am Straßenrand. Die Morgensonne schien auf die Windschutzscheibe und spiegelte sich auf dem glänzenden blauen Trainingsanzug des Fahrers. Ein Bodyguard mit Waffenlizenz, hatte Emma ihm gesagt. Jonathan erkannte die schemenhafte Gestalt eines zweiten Mannes auf dem Beifahrersitz und einen Schatten auf dem Rücksitz, vielleicht eine dritte Person. Seine Verfolger in Fleisch und Blut.
    Er schaute sich wieder nach Emma um. Sie ging an den Geschäften vorbei bis zur Kreuzung New Bond Street und blickte sich nicht mehr um.
    Jonathan traf eine Entscheidung.
    Er trat auf den Bürgersteig und folgte Emma. An der nächsten Ampel wartete er geduldig auf Grün. Er musste sich nicht umdrehen, um festzustellen, ob der Taurus ihm folgte. Ein Blick in den Seitenspiegel eines neben ihm stehenden Taxis verriet es ihm. Ohne es zu wissen, bediente er sich der Kunstgriffe der Geheimagenten.
    Die Fußgängerampel sprang auf Grün. Er ging über die Kreuzung, doch auf halbem Weg bog er unvermittelt nach rechts ab, überquerte die Straße und suchte nach einem Geschäft auf der anderen Straßenseite, in dem er sich für ein paar Minuten vor seinen Verfolgern verstecken konnte. Doch auf dieser Seite der Straße befanden sich nur Privatwohnungen, und alle Türen waren verschlossen. Er warf einen Blick zurück. Der Taurus steckte im Gegenverkehr fest und konnte nicht wenden. Endlich entdeckte Jonathan auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Zeitungskiosk. Wenn er Glück hatte, konnte er dort vielleicht noch unbemerkt untertauchen.
    Er stürzte sich in den

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