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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Prudence reichte ihm ein Glas Wasser, und er trank es in einem Zug leer. Ohne zu fragen, bereitete sie einen Teller mit Keksen und frischem Obst vor und stellte ihn vor Jonathan. Dann reichte sie ihm ein Glas Brandy. »Ich glaube, du könntest einen Happen gebrauchen«, sagte sie. »Du siehst ziemlich fertig aus.«
    »Das könnte stimmen.« Jonathan nippte am Brandy und genoss dessen entspannende Wirkung. »Ihr habt ein schönes Haus«, sagte er.
    Prudence lächelte. »Und was ist mit dir? Jamie hat erzählt, dass du verheiratet bist, aber dass ihr noch keinen Ort gefunden habt, an dem ihr euch zur Ruhe setzen wollt.«
    »Unsere Arbeit verschlägt uns in sämtliche Himmelsrichtungen. Uns bleibt keine Zeit, irgendwo Wurzeln zu schlagen.«
    »Ihr habt bestimmt ein aufregendes Leben. So viele fremde Länder.«
    »Manchmal schon.«
    »Keine Kinder?«
    »Bis jetzt noch nicht.« Jonathan warf einen Blick auf die Uhr. Es war fast 22.00 Uhr. Er trank den Brandy aus und erhob sich. »Ich sollte gehen. Es ist schon spät.«
    »Sei nicht albern. Jamie würde mir die Hölle heiß machen, wenn er hört, dass du wieder gegangen bist, bevor er mit dir reden konnte. Trink noch einen Brandy. Ich rufe Jamie in der Zwischenzeit an und frage, wo er bleibt.« Sie schenkte ihm nach und ging lächelnd aus dem Zimmer.
    Jonathan schaute sich in der Küche um. Am Kühlschrank hingen Zeichnungen der Kinder, und auf der Arbeitsplatte lag ein aufgeschlagener Kalender. Durch die Tür konnte er Prudence hören, die mit ihrem Mann telefonierte. Jonathan betrachtete den Kalender und blätterte ein paar Seiten zurück. Sein Blick blieb an einem Eintrag vom Vortag hängen, der mit einem schwarzen Stift dick durchgestrichen war. Eine Verabredung mit »Chris und Serena« zum Abendessen. An der Stelle der Verabredung stand ein neuer Eintrag. Jonathan las: »Dorchester, 18.00 Uhr. OP-Termin um 16.00 Uhr absagen.«
    »Er ist unterwegs«, rief Prudence. »Er müsste jede Minute hier sein. Ich glaube, da kommt er schon.«
    Vom Hinterausgang drangen die Geräusche eines Wagens zu ihnen. Der Motor wurde abgestellt; dann fiel eine Autotür ins Schloss. Einen Moment später kam Jamie Meadows ins Haus. »Du liebe Zeit, Jonathan. Was ist denn mit dir passiert?«
    »Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?«, fragte Jonathan.
    Meadows gab seiner Frau einen Kuss. »Wir sind oben im Büro, Prudence. Bring mir bitte eine Kleinigkeit zu essen rauf. Ein Schinkensandwich mit viel Senf. Von dem scharfen, bitte.«
    Meadows führte Jonathan in ein gemütliches Büro mit holzvertäfelten Wänden im Obergeschoss. Er wies mit der Hand auf einen Chefsessel mit hoher Lehne. »Setz dich«, sagte er. »Und nun erzähl mir alles.«
    Jonathan ließ sich mit einem Seufzer in den Sessel sinken. »Ich brauche einen Platz zum Schlafen.«
    »Ich dachte, du hast ein Zimmer im Dorchester.«
    »Ich hatte eins. Ich wohne nicht mehr im Hotel.«
    »Und nun willst du bei uns wohnen? Versteh mich bitte nicht falsch, du bist herzlich willkommen, aber ich fürchte, ein Rollbett im Kinderzimmer ist ein schlechter Tausch.«
    »Es ist ziemlich viel passiert.«
    Meadows schenkte Jonathan nach. Er stellte die Karaffe ab und betrachtete aufmerksam die Schnittverletzungen in Jonathans Gesicht. »Du siehst aus, als hättest du bei einer Schlägerei den Kürzeren gezogen.«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Raus damit. Ich habe so viele Leichen im Keller vergraben, dass es für uns beide reichen dürfte.« Er grinste Jonathan aufmunternd zu. »Es geht doch nicht um eine Frau, oder? Ich kenne Arzte, die bei einer Hilfsorganisation im Ausland arbeiten, so wie du. Sie haben in jeder Stadt ein Mädchen.«
    »Das trifft es nicht ganz.«
    »Geht es um Emma? Versteckst du dich vor ihr?«
    »Ich muss mich zwar verstecken, aber nicht vor Emma. Ich bin auf der Flucht vor der Polizei.«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen? Was ist denn los?«
    Jonathan blickte seinem Freund fest in die Augen. »Die Sache ist leider ernst, Jamie.«
    Meadows starrte ihn offenen Mundes an. »Die Polizei ist wirklich hinter dir her?«
    »Hast du von dem Bombenattentat gehört?«
    »Verdammte Mistkerle«, sagte Meadows. »Heutzutage ist man nirgendwo mehr sicher.«
    »Ich war da. Die Schnittverletzungen habe ich mir dort zugezogen. Herumfliegende Glasscherben. Ich war sozusagen unmittelbar an der Sache beteiligt.«
    »Du machst Witze«, sagte Meadows, doch seine Stimme klang alles andere als fröhlich.
    »Ich wünschte, es

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