Getäuscht - Thriller
Brieföffner eine Winzigkeit zurück und nahm die Hand von Meadows' Gesicht. »Ich brauche Geld.«
»In meiner Brieftasche ... Sie liegt auf dem Tisch unter dem Schlüsselbrett. Nimm alles, was da ist. Es müssten etwa siebenhundert Pfund sein. Du kannst auch die Kreditkarte mitnehmen. Die PIN-Nummer lautet 1-1-1-1. Spar dir den Kommentar ... Ich weiß, das klingt wie ein Scherz. Wenn du willst, kannst du auch den Wagen nehmen. Ein Jaguar. Ich werde die Polizei nicht informieren. Jedenfalls nicht sofort. Später. Das wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Wegen der Versicherung ... Der Wagen kostet ein Vermögen.«
Jonathan fand die Brieftasche und zählte die Scheine. Es waren fünfhundertsiebzig Pfund. Er griff nach den Autoschlüsseln. »Steht der Wagen am Hinterausgang?«
Meadows nickte. »Du hättest übrigens nicht so weit zu gehen brauchen. Du hättest mich einfach fragen können.«
»Vielleicht. Andererseits ...« Jonathan stockte. Jamie starrte ihn völlig verängstigt an, und Jonathan wusste plötzlich ohne jeden Zweifel, dass sein Freund ihm nichts vormachte. »Du hast wirklich nichts mit Division zu tun, oder?«
Jamie Meadows schüttelte den Kopf.
»Du hast Emma nie kennen gelernt?«
»Ich hatte nie das Vergnügen.«
Jonathan stieß einen tiefen Seufzer aus. Er fühlte sich plötzlich unendlich müde. »Kannst du bis morgen warten, ehe du die Polizei wegen des Autos verständigst?«
Meadows zuckte mit den Schultern. »Ich warte bis nächste Woche.«
»Das Geld zahle ich dir zurück.«
»Wann immer du willst. Lass dir Zeit.«
Jonathan nickte und wollte zum Hinterausgang. Doch schon nach einem Schritt hielt er inne. Es gab noch eine Frage, die ihm keine Ruhe ließ. »Da ist noch die Sache mit dem Kongress. Warum hast du mir gesagt, du hättest dich schon vor Monaten angemeldet?«
»Das war meine Idee«, warf Prudence aus dem Hintergrund ein. »Du solltest nicht denken, dass wir gerade erst von deinem Besuch in London erfahren hatten. Dann hättest du vielleicht Verdacht geschöpft.«
Sie stand mit einem seidenen Schlafanzug bekleidet am Fuße der Treppe. In der rechten Hand hielt sie eine Pistole.
27.
»Prudence, was soll das?«, rief Jamie.
»Pssst, Liebling. Wir wollen doch die Kinder nicht wecken.« Noch während Prudence sprach, schraubte sie einen Schalldämpfer auf die Mündung. Dann streckte sie den Arm aus und zielte auf Jonathans Brust. »Jamie hat den Ausdruck ›magische Hände‹ im Gespräch mit mir aufgeschnappt. Ich war diejenige, die mit ihm über deine Hände gesprochen hat. Emma hat mir vor Jahren von deinen Wundertaten erzählt. Sie hat nie aufgehört, von dir zu reden.«
»Wovon redest du eigentlich?«, wollte Meadows wissen. Seine Stimme klang noch lauter als zuvor. »Und was hast du da in der Hand?«
»Willst du es ihm sagen, Jonathan? Du hast ihm schließlich schon mehr als genug erzählt.«
»Deine Frau arbeitet für Division, Jamie«, sagte Jonathan und ließ Prudence dabei keine Sekunde aus den Augen. »Sie wollen Emma aufspüren und dann umbringen.«
»Unsinn«, widersprach Meadows, obwohl Prudence nur ein paar Schritte von ihnen entfernt stand, eine halbautomatische Pistole in der Hand. »Prudence? Nun sag doch was. Es ist ein riesiges Missverständnis. Was hat es mit diesem Division überhaupt auf sich?«
»Division ist ein amerikanischer Geheimdienst«, sagte Prudence. »Vergleichbar mit dem MI6 hier in England oder der CIA in den USA. Division ist nur kleiner und noch geheimer.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Meadows.
»Deine Frau arbeitet für denselben Verein, für den auch Emma gearbeitet hat«, sagte Jonathan. »Sie führen Geheimdienstoperationen rund um den Globus durch, um amerikanische Interessen zu wahren. Meistens töten sie dabei.«
»Ich hätte es kaum besser ausdrücken können«, sagte Prudence und kam einen Schritt näher. Sie warf ihrem Mann einen Blick zu. »Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass wir nur die Leute umbringen, die es nicht besser verdient haben.«
»Wir sind uns vorher aber noch nicht begegnet, oder?«, fragte Jonathan.
»Ich sitze hauptsächlich im Büro und erledige alles von meinem Londoner Schreibtisch aus. Oder besser gesagt, früher saß ich im Büro. Nach Emmas Alleingang haben sie uns praktisch auf die Straße gesetzt. Das neue Büro ist in Lambeth. Nein, wir sind uns vorher noch nicht begegnet. Schließlich kann nicht jeder so sein wie deine Frau. Was Sprachen angeht, bin ich eine Niete. Ich spreche
Weitere Kostenlose Bücher