Getäuscht - Thriller
wäre so.«
»Was hattest du denn da verloren?«, fragte Meadows. »Ich meine, warum ... wie bist du da reingeraten?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Glaub mir, du würdest es auch gar nicht wissen wollen. Es wäre viel zu gefährlich.«
»Gefährlich? Du fliehst vor der Polizei und kommst hierher, wo meine Kinder ahnungslos in ihren Betten schlafen? Wenn du mich schon in die Sache reinziehst, dann will ich auch wissen, was los ist.«
»Ich kann es dir wirklich nicht sagen. Ich laufe auch nicht nur vor der Polizei davon. Es steckt noch mehr dahinter.« Jonathan wollte aufstehen und gehen. »Ich hätte nicht herkommen sollen. Das war ein Fehler. Ich habe nicht darüber nachgedacht.«
Meadows sprang auf. »Moment mal. Haben sie dich verhaftet?«
»Nein. Zumindest nicht offiziell.«
»Du hast doch nichts mit dem Anschlag zu tun?«
»Natürlich nicht.«
»Ich gewähre keinem Massenmörder Unterschlupf, oder?«
Jonathan konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Nein. So viel ist sicher.«
»Also schön. Du kannst so lange bleiben, wie du willst. Aber ich muss Prudence reinen Wein einschenken. Keine Sorge, ich werde ihr nicht alles sagen, aber das Wichtigste. Du kannst in Frannys Zimmer schlafen. Ich hoffe, du hast nichts gegen Elfen und Einhörner. Sie befindet sich gerade in der Märchenphase. Das Bett ist vielleicht ein bisschen zu kurz für dich, aber dafür ist es schön weich.«
»Die Couch unten reicht mir völlig«, sagte Jonathan und stand auf.
»Das fehlte noch. Ich kann nicht zulassen, dass der beste Chirurg, den ich kenne, sich den Rücken auf diesem Monsterding verdirbt. Wir müssen gut auf deine magischen Hände aufpassen und dafür sorgen, dass du mit ihnen auch in Zukunft Menschenleben retten kannst.«
»Danke, Jamie. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir dein Vertrauen bedeutet.«
»Was hast du denn jetzt vor?«
»Du meinst, als Nächstes? Ich haue mich aufs Ohr.«
»Ich dachte an morgen oder übermorgen. Du kannst dich nicht ewig verstecken.«
»Wohl wahr.«
»Also?«
Jonathan klopfte Jamie freundschaftlich auf die Schulter.
Magische Hände.
Die Erkenntnis traf Jonathan wie ein Blitzschlag. Emma hatte gestern Nacht dasselbe zu ihm gesagt.
Es war bestimmt nur ein Zufall, dachte Jonathan und blickte Meadows prüfend in die Augen. Ein Ausdruck wie dieser war sicher nichts Besonderes. Doch so sehr er es sich auch einzureden versuchte, nicht einmal seine Freundschaft und Loyalität zu Jamie konnte ihn täuschen. Im Zusammenhang mit Chirurgen sprach man vielleicht von »begnadeten« oder »heilenden« Händen, aber »magische Hände«? Den Ausdruck hatte er noch nie gehört.
Jonathan starrte Meadows unverwandt an. Wenn er es sich genau überlegte, waren die magischen Hände nicht der einzige sonderbare Zufall. Jamie Meadows hatte seine erste Stelle beim Nationalen Gesundheitsdienst in Cornwall bekommen. Emma war angeblich in Penzance, Cornwall, geboren und aufgewachsen. Jamie hatte in Oxford studiert. Emma hatte dort angeblich ihren Abschluss gemacht.
Zufälle?
Und was hatte er im Kalender unten in der Küche gelesen? Prudence hatte behauptet, sie hätten sich schon lange auf den Ärztekongress gefreut. Aber laut Kalender hatten sie an dem Tag eine Verabredung zum Essen mit Chris und Serena gehabt, wer immer sie sein mochten. Ein Termin, den sie offenbar im letzten Moment abgesagt hatten.
So etwas wie Zufälle gibt es nicht, hatte Emma ihm immer wieder eingetrichtert.
»Hier entlang zum Märchenland«, sagte Meadows. »Folgt mir, verehrter Oberon.«
Jonathan folgte ihm ins Kinderzimmer. Nachdem Meadows ihm eine gute Nacht gewünscht und das Zimmer verlassen hatte, wartete Jonathan eine Zeitlang und schlich dann auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Auf dem Flur war alles dunkel und still. Meadows war nach unten gegangen. Jonathan hörte, wie er in der Küche eindringlich mit jemandem am Telefon sprach. Wahrscheinlich ließ er sich von Division Instruktionen erteilen, was er mit Emma Ransoms Ehemann machen sollte, der gerade in seinem Haus schlief.
Jonathan schlich in Meadows Büro und suchte im spärlichen Licht der Schreibtischlampe nach einer geeigneten Waffe. Sein Blick fiel auf einen Brieföffner. Er war lang und scharf und hatte einen verzierten Elfenbeingriff. Es war eher ein Dolch als ein Brieföffner. Jonathan umklammerte ihn mit festem Griff.
Lautlos schlich er die Treppenstufen hinunter.
Meadows saß am Küchentisch und blickte alarmiert auf. »Jonathan! Du hast
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