Getäuscht - Thriller
Ransom danach gemacht?«
»Mrs. Meadows wollte die Polizei rufen, aber er hat sie daran gehindert, indem er ihr einen Dolch durch die Hand gestoßen hat, sodass sie am Tisch festgenagelt war.«
»Hat er versucht, auch sie zu töten?«, fragte Kate und erwiderte dabei trotzig Graves' Blick.
»Nein. Er hat sich nur die Autoschlüssel geschnappt und ist abgehauen.«
Kate blickte Graves erstaunt an. »Können wir mit Mrs. Meadows sprechen?«, fragte sie.
»Derzeit nicht«, antwortete Watkins. »Sie ist im Krankenhaus, wo ihre Hand versorgt wird. Sie können sie morgen früh befragen.«
»In Ordnung«, sagte Graves. »Gibt es Neuigkeiten über den Wagen, den Ransom gestohlen hat?«
»Noch nicht, aber die Suche läuft.«
»Überwachen Sie alle Flughäfen und die Häfen entlang der Küste.«
»Schon passiert.«
»Danke, dass Sie uns so schnell informiert haben.« Graves legte auf. Er hob abwehrend die Hand, als Kate etwas sagen wollte. »Ich weiß, was Sie sagen wollen. Wenn Ransom den Mann kaltblütig erschossen hat, warum dann nicht auch die Frau?«
»Es war bestimmt ein Unfall. Er ist kein kaltblütiger Mörder.«
»Das betonen Sie immer wieder, aber die Leute in Ransoms Nähe sterben wie die Fliegen.«
Wieder klingelte das Telefon. Roberts war am Apparat, der ihnen mitteilte, dass Mrs. Isabelle Lauren derzeit in Hull, im Nordosten Englands, lebte. Graves bat ihn, ein Flugzeug zu organisieren. Danach verabredete er sich mit Kate zu einer Lagebesprechung im Thames House vor dem Abflug am nächsten Morgen.
Als Kate zur Tür ging, rief Graves ihr hinterher: »Sie haben mir noch nicht verraten, was Sie so an mir gestört hat.«
Kate warf einen Blick zurück. »Wollen Sie das wirklich wissen?«
»Andernfalls könnte ich kein Auge zutun.«
»Was mich an Ihnen gestört hat, Colonel Graves ...«
»Sie können mich Charles nennen.«
»Was mich an Ihnen gestört hat, Charles, war nicht so sehr die Tatsache, dass Sie unangekündigt in mein Haus eingedrungen und einfach in meine Küche marschiert sind.«
Graves legte die Hände auf die Hüften. »Was zum Teufel war es dann, DCI Ford?«
»Kate.«
»Okay, Kate.«
»Ich habe Ihren Rover gestern früh vor One Hyde Park gesehen. Es ärgert mich, dass Sie vor mir am Tatort waren und es nicht für nötig hielten, es mir zu sagen. Es war mein Fall. Ich hasse es, wenn sich jemand vordrängelt.«
32.
Die Fähre Pride of Kent lag am Dock des Dover-Calais-Terminals vor Anker. Das 180 Meter lange Schiff mit seinen mehr als 30000 Bruttoregistertonnen konnte 550 Pkws oder 115 Lastwagen und 2000 Passagiere aufnehmen. Auf der großen Digitaluhr am benachbarten Lagerhaus konnten die Reisenden ablesen, dass die Fähre in etwa zwölf Minuten zum Boarding bereit war. Es war genau sechs Uhr morgens. Die Sonne war vor einer halben Stunde aufgegangen, und obwohl das Thermometer 24 Grad Celsius anzeigte, war es bereits unangenehm schwül, da sich kein Lüftchen regte.
Jonathan schlängelte sich zwischen den wartenden Lkws hindurch. Die meisten Fahrer waren ausgestiegen und vertraten sich die Beine oder standen rauchend und mit anderen Lkw-Fahrern plaudernd bei ihren Fahrzeugen. Jonathan sah sich die Größe der Fahrerkabinen, die Anschrift des Eigentümers (die fast immer an der Fahrertür zu finden war) und die Länderkennzeichen auf den Lastern genau an. Außerdem interessierte ihn, ob die Fahrer darauf warteten, ihre Laster an Bord der Fähre zu bringen und England zu verlassen, oder ob sie nur einen Zwischenstopp am Fahrkartenschalter gemacht hatten.
Ein Peterbilt eines Speditionskonzerns fiel Jonathan ins Auge. Der Fahrer hieß M. Voorhuis und stammte aus Rotterdam. Die Fahrerkabine sah vielversprechend aus: Sie bot reichlich Platz, um einen Flüchtigen zu verstecken, der auf den Kontinent wollte. Noch besser war, dass der Laster einer internationalen Spedition gehörte. Nach der Ankunft in Frankreich wurden die einreisenden Fahrzeuge und Passagiere vom Zoll und der Einwanderungsbehörde überprüft. Die Überprüfung der Fahrzeuge geschah eher nach dem Zufallsprinzip, aber Jonathan wusste, dass die Laster großer, bekannter Speditionen nicht so oft herausgewunken wurden.
Ein Mann, den Jonathan für Voorhuis hielt, stand rauchend auf der Schiffsrampe. Neben ihm stand eine Frau mit lockigem Haar, ganz in Jeans und schwarzes Leder gekleidet und mit Totenkopfringen behängt, und legte den Kopf auf die Schulter des Mannes. Rotterdam war ohnehin nicht das richtige Reiseziel,
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