Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged
Valdez. Ihr Büro war kleiner als das ihres Partners und vermittelte den Eindruck, als wäre hier ein immerzu beschäftigtes, unordentliches Arbeitstier zugange. Die Schreibtischplatte verschwand unter Stapeln von Akten. Weinman zog die Augenbrauen hoch, als sie Beattys Namen hörte, nickte dann aber, bat die Detectives, Platz zu nehmen, und bot ihnen Wasser an, ehe sie sich zu ihnen setzte.
»Ich muss Sie bitten, alles vertraulich zu behandeln, was ich Ihnen jetzt sage«, begann sie.
»Kein Problem«, erwiderte Sam. »Es sei denn, es ist für unsere Ermittlungen von Bedeutung.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen.« Weinman schwieg eine Weile. »Vor einiger Zeit«, sagte sie dann, »hat eine unserer Mitarbeiterinnen eine sehr ernste Anschuldigung gegen Mister Beatty erhoben, die zu erheblichen Unannehmlichkeiten geführt hat. Die Anschuldigung war unwahr, wie sich herausstellte, und wurde später zurückgezogen, aber Mister Beatty beschloss zu kündigen.«
»Um was für eine Anschuldigung handelte es sich, Ma'am?«, fragte Martinez.
»Eine unwahre Anschuldigung. Die junge Frau behauptete, Mister Beatty habe sie vergewaltigt. Er hat das energisch zurückgewiesen und sich erboten - im Grunde hat er sogar darauf bestanden -, eine DNA-Probe zur Verfügung zu stellen, um seine Unschuld zu beweisen, was dann auch der Fall war.«
»War das Opfer zur Polizei gegangen?«, fragte Martinez.
»Nein.«
»Und hat die Kanzlei den Fall gemeldet?«, fragte Sam.
»Es wurde beschlossen, die Angelegenheit zunächst ohne Aufsehen zu handhaben.« Wieder hielt Weinman inne. »Die DNA-Probe wurde in einem Privatlabor untersucht«, erklärte sie dann, »und ich kann Ihnen versichern - falls Anzeige hätte erstattet werden müssen, hätte ich darauf bestanden.«
»Aber warum die ganze Vertuscherei?«, fragte Martinez.
»Hier wurde nichts vertuscht, Detective.«
»Warum zu Anfang die Entscheidung, kein Aufsehen zu erregen?«, revidierte Sam die Frage.
»Sind diese Fragen wirklich erforderlich?« Weinmans Miene war schwer zu deuten.
»Wir würden sie nicht stellen, wenn es nicht so wäre, Ma'am.«
»Die junge Frau, um die es ging, war Mister Valdez' Nichte.«
»Ich verstehe«, sagte Sam.
»Und um ehrlich zu sein«, fügte Weinman hinzu, »hat sie damals nicht zum ersten Mal eine überaktive Fantasie an den Tag gelegt.«
»Sie hat also gelogen«, sagte Martinez.
»Sie hat mit Sicherheit übertrieben.«
»Hat Mister Beatty denn keine Schritte gegen die Klägerin eingeleitet?«, fragte Sam.
»Nein.«
»War das seine persönliche Entscheidung?«, hakte Martinez nach. »Oder wurde er dazu überredet?«
»Die junge Frau war ... nun ja, emotional angeschlagen, und Mister Beatty hat die Angelegenheit nicht weiterverfolgt. Das war einwandfrei seine Entscheidung. Wie auch seine Kündigung.«
»Arbeitet die Frau noch hier?«, fragte Sam.
»Nicht mehr«, antwortete Weinman.
»Aber sie war noch hier, nachdem Beatty gekündigt hatte?«, fragte Martinez.
»Noch kurze Zeit.«
»Als Sie das Wort ›übertrieben‹ wählten«, ging Sam noch einmal zurück, »wollten Sie da unterstellen, dass an der Anschuldigung etwas dran gewesen sein könnte?«
»Ich habe überhaupt nichts unterstellt«, erwiderte Weinman. »Ich kann Ihnen versichern, dass es zu keiner Vergewaltigung gekommen war.« Sie veränderte ihre Sitzposition auf dem Stuhl. »Das ist alles, was ich Ihnen über diese Angelegenheit sagen kann.«
»Haben Elizabeth Price oder André Duprez Beatty gekannt?«, fragte Sam.
»Nicht, dass ich wüsste«, antwortete Weinman. »Wahrscheinlich haben ihre Wege sich nie gekreuzt. Mister Beatty war im Bereich Gesellschaftsrecht tätig, nicht im Scheidungsrecht. Ich kann mich aber gerne umhören, wenn Sie möchten.«
»Es ist wahrscheinlich belanglos«, sagte Sam, »aber falls Sie etwas hören sollten, wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie uns auf dem Laufenden hielten.«
»Selbstverständlich«, erwiderte sie. »Ich werde diskret vorgehen.«
Sie standen auf.
»Fällt Ihnen zu dem Namen Allison Moore etwas ein?«, fragte Martinez.
»Nein«, antwortete Weinman. »Aber ich kann unsere Akten überprüfen.«
Sie waren bereits an der Tür, als Sam sich noch einmal umdrehte. »Sie können sich nicht zufällig erinnern, ob Larry Beatty Golf gespielt hat?«
»Wenn er Golf gespielt hat«, gab Rachel Weinman zurück, »habe ich nichts davon gewusst.«
43
Was am Montag so aussichtsreich begonnen hatte, wurde mit jeder Stunde, die verging,
Weitere Kostenlose Bücher